Schule in Ludwigshafen: 40 Erstklässlern droht Sitzenbleiben
Grundschule in Ludwigshafen:40 Erstklässlern droht Sitzenbleiben
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Sitzenbleiben in der ersten Schulklasse - das ist eher selten. Anders in Ludwigshafen: An der Gräfenauschule droht dies gleich 40 Erstklässlern. Die Rektorin schlägt Alarm.
Bereits die Grundschule bereitet vielen Kindern große Mühe.
Quelle: dpa
Die fröhlichen Farben auf dem Hof der Gräfenauschule passen nicht zum Geschehen hinter den Mauern. Wohl gleich 40 Erstklässler müssen das Schuljahr wiederholen - ein Schock für Rektorin Barbara Mächtle.
"Auch in anderen Klassenstufen gibt es Wiederholer - aber bei weitem nicht so viele", sagt Mächtle, die die Schule in Ludwigshafen leitet.
Rektorin Barbara Mächtle leitet die Gräfenauschule in Ludwigshafen.
Quelle: dpa
Viele Kinder kurz oder gar nicht im Kindergarten
Die Gründe in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz sind vielfältig. Oft sprechen die Kinder schlecht Deutsch oder kommen aus bildungsfernen Familien. Und meist waren die Kinder nur kurz oder gar nicht in einem deutschen Kindergarten. "Viele sagen, die Eltern sollen mal machen, aber die geben meist ihr Bestes", sagt Mächtle.
"Es fehlen die Vorläuferfähigkeiten", so Mächtle. "Es geht nicht nur darum, eine Schere richtig zu halten, sondern auch darum, sich in der Gruppe richtig zu verhalten."
An der Gräfenauschule "hatten schon immer etwa 98 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund", sagt die 47-Jährige weiter. Der Schulstandort Hemshof, wo viele Migrantinnen und Migranten leben, wird von vielen als Brennpunkt oder Problemviertel bezeichnet.
Verband: Gräfenauschule ist kein Einzelfall
Die Gräfenauschule sei kein Einzelfall: "In Ludwigshafen werden die Missstände im Schulsystem wie unter dem Brennglas sichtbar", meint Lars Lamowski, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). Von der "Spitze des Eisbergs" spricht der Grundschulleiter. "Unter der Decke schlummern viele Ludwigshafens."
Dem Landesbildungsministerium zufolge ist der Schulaufsicht bisher kein Fall bekannt, bei dem eine Schule mit solch gravierendem Hinweis wie in Ludwigshafen an die Behörde herangetreten ist.
Dass ein so hoher Anteil eines Schuljahrs als gefährdet benannt werde, sei ungewöhnlich, sagt ein Sprecher in Mainz. Die Zahl 40 stehe aber noch nicht fest. Die Entscheidung falle im Laufe des Schuljahrs.
Rektorin will weiter für Schule kämpfen
Dass die Lage auch an ihrer Substanz nagt, räumt die Rektorin ein. "Momente, in denen ich sage: 'Boah, da kann ich eh nichts machen', gibt es", sagt Mächtle. Aber sie sei mit einem Kollegium zusammen, das sich der Situation ebenfalls jeden Tag stellen müsse.