Lehrermangel: Welche Lösungen kann es geben?

    Deutscher Lehrerverband und GEW:Lehrermangel: Welche Lösungen kann es geben?

    von Laura Roban
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    Gründe für den Lehrkräftemangel gibt es viele. Ebenso vielfältig sind aber auch die Lösungsansätze.

    Schülerin hebt Hand im Klassenzimmer einer Schule; Stuttgart; 06.03.2023
    Lehrermangel: Alltag an deutschen Schulen
    Quelle: dpa

    Statt Bachelor und Master flächendeckend zurück zum Staatsexamen fürs Lehramt? Im Kampf gegen den Lehrkräftemangel sprechen sich Philologen- und Lehrerverband dafür aus. Das Studium müsse zielgerichtet auf den Beruf hinführen, genau das passiere im Staatsexamen, sagte die Chefin des Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, den Funke-Zeitungen. Aber ist es das Allheilmittel, um wieder mehr Lehrkräfte in den Beruf zu bekommen?

    Staatsexamen: War früher alles besser?

    In vielen Bundesländern wurde das Lehramtsstudium vom Staatsexamen hin zu einem Studium mit Bachelor und Master umgestellt. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, kann die Grundidee der Umstellung nachvollziehen. Er sieht aber vor allem ein Problem:

    Die Erfahrung mit Bachelor und Master zeigt, dass das Lehramtsstudium in den meisten Fällen länger wird.

    Stefan Düll, Präsident Deutscher Lehrerverband

    Wie der Deutsche Lehrkräftepreis motivieren soll:
    Düll spricht von einem, zwei oder drei Semestern mehr im Studium. Dazu komme, dass mit dem Bachelor- und erneut dem Masterabschluss eine Abkehr vom Lehramt unterschwellig nahegelegt werde, statt zielgerichtet zum Lehramt hinzuführen.

    Lehramt attraktiver für junge Menschen machen

    Dagegen findet Daniel Merbitz, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dass die Studienordnung kaum einen Einfluss darauf habe, ob sich Studierende am Ende für oder gegen den Beruf des Lehrers entscheiden. Er sagte ZDFheute:

    Fakt ist: Der Beruf ist für viele nicht attraktiv.

    Daniel Merbitz, GEW-Vorstand

    Trotz steigender Schülerzahlen sind Lehramts-Studienplätze abgebaut worden:
    Um der hohen Abbruchquote zu begegnen, hat die GEW im vergangenen Jahr ein "15-Punkte-Programm gegen den Lehrermangel" veröffentlicht. Die Forderung: Dem Lehramtsstudium soll an den Hochschulen konzeptionell und personell mehr Gewicht gegeben und die Begleitung der Studierenden verbessert werden.
    Um den Beruf attraktiver zu machen, fordert die GEW, alle voll ausgebildeten Lehrkräfte unabhängig von der Schulform einheitlich zu bezahlen. Das helfe auch gegen den besonders an Grundschulen herrschenden Lehrkräftemangel.
    Warum entscheiden sich junge Menschen gegen das Lehramt - obwohl sie sogar angefangen haben, es zu studieren?

    Gegen Lehrermangel: Belastung im Alltag reduzieren

    Stefan Düll vom Deutschen Lehrerverband betont dennoch, dass eine Änderung zurück zum Staatsexamen in allen Bundesländern wichtig sei. Bis zu spürbaren Veränderungen dadurch dauere es aber. Einer der wichtigsten Punkte, um Lehrkräfte zu gewinnen, sei nun, dass sich die Arbeitsbedingungen für diejenigen verbesserten, die bereits unterrichten. Der Wunsch, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, in Teilzeit zu arbeiten oder diese weiter zu reduzieren, solle gar nicht erst aufkommen.
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    Im Alltag zermürbten etwa viele bürokratische Aufgaben die Lehrkräfte, die durch entsprechende Digitalisierung und Personal entlastet werden könnten. An den Schulen fehle außerdem etwa Personal in der Schulsozial- oder -jugendarbeit. Auch Daniel Merbitz von der GEW fordert solche "multiprofessionellen Teams", darunter Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Erzieher, Psychologen und mehr Systemadministratoren, um Lehrkräfte zu entlasten. Die seit Jahren hohe Dauerbelastung in den Schulen müsse endlich abnehmen.

    Wir brauchen kleinere Klassen, mehr Ausgleichsstunden, besseren Gesundheitsschutz und Unterstützungssysteme für Lehrkräfte wie Team-Coaching oder Supervision.

    Daniel Merbitz, Vorstandsmitglied GEW

    Quereinsteiger gegen Lehrkräftemangel

    Das Problem des Lehrermangels werde bleiben, prognostiziert Stefan Düll. In den nächsten 20 Jahren könne es weitere 30.000 bis 40.000 Lehrkräfte brauchen. Daniel Merbitz spricht sogar von über 80.000 Lehrkräften, die in Deutschland "schon bald fehlen" könnten. Um die Lage kurzfristig etwas zu entspannen, fordert die GEW zunächst Quer- und Seiteneinsteiger, die sich berufsbegleitend qualifizieren können sollen.
    Quereinsteiger-Lehrerin am Schreibtisch
    Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, sollen in Hessen mehr Quereinsteiger gewonnen werden. Doch nicht alle sind für den Job geeignet. Doch die Entlohnung ist gegenüber der Beamtenkollegen geringer.03.05.2023 | 2:03 min
    Die Aufgaben sind vielfältig: Lehrkräfte im System halten, neues Personal gewinnen - "und natürlich müssen wir auch darstellen, dass dieser Beruf sehr viel Freude macht", sagt Düll.
    Für Daniel Merbitz ist dabei vor allem eines wichtig: dass die Lehrkräfte gehört werden. "Viele benennen ganz konkret, was getan werden muss, um den Beruf attraktiv zu machen", erklärt er. Denn am Ende sind es die Lehrkräfte, die im Klassenraum stehen - und mit den Auswirkungen des Lehrermangels leben müssen.
    Quelle: Mit Material von dpa, epd

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