Als die Not am größten war, hielt sie die Hand auf. Satte 48 Millionen Euro hat Andrea Tandler, die Unternehmerin und Tochter des früheren CSU-Generalsekretärs sowie bayerischen Innenministers und Strauß-Intimus Gerold Tandler, unter anderem für die Vermittlung von FFP2-Masken als Provision kassiert.
Das ist moralisch verwerflich, aber rechtlich nicht angreifbar. Doch dieser Millionendeal soll drei schwere Fälle von Steuerhinterziehung mit sich gebracht haben. Dafür muss sie sich seit dem Morgen vor Gericht verantworten.
Tandler vermittelte nach NRW, Bayern und zum Bund
Der Reihe nach: In einer Nachricht an Ihre Freundin Monika Hohlmeier, der EU-Abgeordneten und Strauß-Tochter, bat sie um Kontakte auf bundes- und landespolitischer Ebene. Wer Masken bräuchte, dem könne sie behilflich sein.
Tandler vermittelte der Schweizer Firma Emix Kontakte nach Nordrhein-Westfalen, Bayern und zum Bund - Kontakte direkt in die Gesundheitsministerien. Zu Beginn der
Corona-Pandemie waren medizinischen Masken weltweit Mangelware.
2020 traf Corona Deutschland und es kam zu Lockdowns und weiteren Maßnahmen. Wie die Pandemie Deutschland prägte. Hintergründe und Nachrichten zum Coronavirus.
Die Schweizer konnten liefern, für rund 700 Millionen Euro sollen sie Masken und Schutzkleidung verkauft haben. Und Andrea Tandler wurde zur Multimillionärin. 48 Millionen Euro soll sie an den Maskendeals verdient haben. So weit, so fragwürdig. Und doch ein legales Geschäft.
Verdacht der besonders schweren Steuerhinterziehung
Nun steht sie allerdings vor dem Landgericht München 1. Angeklagt ist sie wegen des Verdachts der besonders schweren Steuerhinterziehung in drei Fällen.
Es geht um 23,5 Millionen Euro hinterzogene Steuern und um Subventionsbetrug. Dabei habe Tandler Steuern bezahlt, in Form von Unternehmensgewinnen. Doch das Geschäft, so sieht es die Staatsanwaltschaft, habe sie als Einzelunternehmerin eingefädelt. Dafür würden höhere Steuern anfallen.
Tandler droht Gefängnisstrafe
Für jeden einzelnen Fall der besonders schweren Steuerhinterziehung kann das Gericht eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren Haft verhängen. Für Tandler könnte das also eine Gefängnisstrafe bedeuten.
Die zuständige Richterin, Andrea Wagner, gilt als erfahren in diesen Dingen. Zuletzt hatte sie Alfons Schuhbeck hinter Gitter gebracht. Bei ihm ging es 1,2 Millionen Einkommenssteuer, die er nicht bezahlt hat.
Über einen Zeitraum von sechs Jahren soll er regelmäßig in die Kassen seiner Restaurants gegriffen und Geld abgezweigt haben. Für 1,2 Millionen Euro Steuerschulden verhängte die Richterin drei Jahre und zwei Monate Haft.
Andrea Tandler soll 23,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Seit Anfang dieses Jahres sitzt sie bereits in U-Haft. Die Münchner Justiz ging von Fluchtgefahr aus. Nach 18 Verhandlungstagen könnte ein Urteil fallen.