Klimawandel: Was Kirschblüten über die Klimakrise verraten
Pflanzen blühen immer früher:Was Kirschblüten über die Klimakrise verraten
von Katharina Schuster, Washington D.C.
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Pflanzen treiben und blühen immer früher im Jahr. Das gilt auch für die Kirsche, die nicht nur in Deutschland früher blüht. Was uns die Kirschblüte über die Klimakrise erzählt.
Kirschbäume blühen wegen der globalen Erderwärmung immer früher.
Quelle: AFP
Jedes Jahr aufs Neue kündigt sich der Frühling mit einer weiß-rosa Farbenpracht an. In Japan, den USA und in anderen Ländern markiert die Kirschblüte den Frühlingsbeginn. Doch der wird immer früher gefeiert, denn durch die globale Erderwärmung blühen Sträucher und Bäume wie der Kirschbaum seit Mitte der 1980er immer eher.
Zu diesem Schluss kommen Forscher wie Yann Vitasse. Der Schweizer warnt, dass die Kirschblüte ein Zeichen für die sich abzeichnende Klimakrise ist. Denn eine frühere Blüte weise auf wärmere Temperaturen im Frühjahr hin.
Immer häufiger ist der April relativ warm
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Japan: Kirschblüte bis zu 30 Tage früher als vor 1950
1.200 Jahre reichen Aufzeichnungen über die japanische Kirschblüte zurück. Der Blühbeginn des Kirschbaums im japanischen Kyoto lässt sich etwa in Tagebüchern und alten Chroniken bis zum Jahr 812 zurückverfolgen. Es ist Forschenden zufolge die längste phänologische Zeitreihe überhaupt.
Die Erforschung der Auswirkungen von Witterungs- und Klimaverhältnissen auf die Tier- und Pflanzenwelt steht im Fokus der Phänologie. Sie untersucht die Entwicklung der Pflanzen und Tiere im Jahresverlauf, indem sie die Eintrittszeiten auffälliger Erscheinungen notiert. Bei Pflanzen sind dies etwa Daten für Blattentfaltung, Blüte oder Fruchtreife und bei Tieren Daten für periodische Wanderungen oder bestimmte Verhaltensweisen.
Es werden die Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien (Phasen) beobachtet und festgehalten. Sie stehen in enger Beziehung zur Witterung und zum Klima und eignen sich daher für vielseitige wissenschaftliche Untersuchungen wie Trendanalysen zur Klimadiagnostik.
Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)
Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts war der Zeitpunkt von Blattaustrieb und Blüte noch recht stabil. Ab Mitte der 1980er Jahre verschob sich der Zeitpunkt nach vorne - parallel zur globalen Erderwärmung: In China begann der Frühlingsaustrieb im Schnitt sechs Tage früher, in der Schweiz um bis zu 30 Tage früher als im Zeitraum vor 1950. In Japan begann die Kirschblüte im Jahr 2021 so früh wie nie zuvor zu blühen in den letzten 1.200 Jahren.
Japan feiert Kirschblüten-Fest
Blühende Kirschbäume in Osaka: In Japan wird das rosa-weiße Farbenmeer der Kirschblüte traditionell als Beginn des Frühlings mit zahlreichen Festen gefeiert.
Quelle: AP
Kirsche blüht in D.C. am 17. März: "Einer der frühesten Termine"
Kirschbäume blühen in erster Linie, wenn sie im Frühjahr der Wärme ausgesetzt sind. "Mit den zunehmend wärmeren Temperaturen hat sich der Zeitpunkt ihrer Blüte deutlich nach vorne verschoben", erklärt Theresa Crimmins, Direktorin des Nationalen Phänologie-Netzwerks der USA.
Was ist Wetter? Was ist Klima? Katja Horneffer erklärt den Unterschied.25.03.2024 | 0:39 min
In den USA habe die Blüte an den meisten Standorten bereits begonnen oder den Höhepunkt der Blüte überschritten, stellt Crimmins im Gespräch mit ZDFheute fest.
Die Blütezeit der Kirschbäume in Washington D.C. wurde am 17. März erreicht. Das sei einer der frühesten Termine für die Blütezeit, die dort verzeichnet wurde. In New York City erreichten die Kirschbäume ihre Hauptblüte am 28. März.
Daten zeigen: Klimawandel beeinflusst Ökosysteme
Die Zeitreihen von Blüte und Laubabwurf seien ein konkreter Beleg dafür, dass der Klimawandel die Ökosysteme um uns herum sichtbar beeinflusst.
In fast allen Kreisen und kreisfreien Städten lässt sich beobachten, dass es in den letzten 20 bis 30 Jahren wärmer war als früher:
War der vergangene Monat kälter oder wärmer als früher?
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Deutscher Wetterdienst: Gefahr durch Spätfrostschäden
In Deutschland erhebt der Deutsche Wetterdienst (DWD) Daten über den Blühbeginn von Pflanzen. In diesem Jahr blühe die Kirschblüte zwölf Tage früher im Vergleich zum Mittel der Jahre 1992-2023, sagt DWD-Agrarmeteorologe Andreas Brömser ZDFheute. Damit bewege man sich gemeinsam mit dem Jahr 2014 am "Verfrühungsrekord seit 1992", müsse aber für eine exakte Bestimmung noch mehr Daten ermitteln.
Bei einer frühen Süßkirschenblüte sei außerdem die Gefahr durch Spätfrostschäden besonders hoch.
Grundsätzlich beginnen Pflanzen in Deutschland durch milde Winter früher zu wachsen - seit 1961 im Schnitt rund elf Tage früher. Und auch der Blühbeginn von Obstbäumen hat sich laut DWD deutlich verfrüht - so blüht beispielsweise die Süßkirsche inzwischen im Schnitt rund neun Tage früher als im Zeitraum 1961 bis 1990.
Grafiken: Moritz Zajonz
Katharina Schuster ist Redakteurin im ZDF-Studio Washington D.C.
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