Klimaschutz im Krankenhaus: Wo es Einsparpotenziale gibt
Interview
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Krankenhäuser zählen zu den größten Müllproduzenten hierzulande. Viele Schadstoffe fallen nur dort an. Eine Studie zeigt: Beim Klimaschutz besteht hier dringender Handlungsbedarf.
ZDFheute: Wo stehen deutsche Krankenhäuser heute in Sachen Klimaschutz?
Dr. Anna Levsen: Krankenhäuser haben tatsächlich einen großen Einfluss auf den Klimawandel. Sie haben einen sehr hohen Verbrauch und tragen sehr stark zu Treibhausgasemissionen bei. Wir haben festgestellt, dass Krankenhäuser das Thema zum Teil schon sehr weit oben auf der Agenda stehen haben.
Zum Beispiel haben 38 Prozent der Krankenhäuser schon Klimaziele und auch Leitlinien formuliert, nach denen sie agieren wollen. Und rund jedes vierte Krankenhaus hat sich tatsächlich bereits in Arbeitskreisen organisiert, die sich dem Thema Klimaschutz widmen.
Quelle: Deutsches Krankenhausinstitut e.V.
... ist Gesundheitsökonomin und hat an der Universität Bayreuth studiert sowie dort am Lehrstuhl für Medizinmanagement und Versorgungsforschung promoviert. Derzeit ist sie als Senior Research Managerin am Deutschen Krankenhausinstitut e.V. beschäftigt und forscht schwerpunktmäßig an aktuellen krankenhauspolitischen Themen. Mit ihrer Kollegin Melanie Filser hat sie im Herbst 2021 für ein Gutachten zum Klimaschutz in deutschen Krankenhäusern bundesweit Kliniken befragt, um energierelevante Daten zu erfassen.
ZDFheute: Wie viele Krankenhäuser wurden im Rahmen der Studie untersucht?
Levsen: Wir haben alle Allgemeinkrankenhäuser in Deutschland ab 50 Betten gebeten, uns Daten zu liefern zu ihren Energieverbräuchen und auch zu Maßnahmen im Klimaschutz, wo sie da stehen. Wir konnten so 263 Häuser für unsere Studie gewinnen. Das ist insofern toll, weil diese Stichprobe repräsentativ für Deutschland ist.
ZDFheute: Wo ist denn das größte Einsparpotenzial?
Levsen: Die Wärmeversorgung in Krankenhäusern stellt mit rund 70 Prozent des Gesamtenergiebedarfs den größten Ressourcen-Verbrauch dar. Die wichtigsten Handlungsfelder wären hier:
Die Auslastung der Wärmemaschinen, also der technischen Anlagen,
die Wärmerückgewinnung,
das Management von Raumwärme und
die Art des Energieträgers, z.B. der Austausch von veralteter Anlagentechnik oder
der Einsatz von erneuerbaren Energien.
Allerdings ist jedes Krankenhaus da sehr individuell zu betrachten.
Recycelte Herzschrittmacher und leichtere Krankenhauskittel: Die Medizin wird grün, auch weil der Klimawandel dazu zwingt. Pioniere kämpfen gegen Verschwendung im Gesundheitswesen.29.09.2022 | 29:49 min
ZDFheute: Gibt es auch kleinere Maßnahmen, die zum Klimaschutz im Krankenhaus beitragen können?
Levsen: Ja, das kennen wir alle aus unserem Alltag: zum Beispiel das Licht ausschalten, wenn ich den Raum verlasse, oder die Temperatur ein bisschen runterdrehen. Und ganz schlicht und ergreifend die Treppe zu nutzen statt des Aufzugs. Bei der korrekten Abfalltrennung können Hinweisschilder hilfreich sein.
"Im Mittel (Median) fielen 2019 etwa 1.430 Kilogramm Abfall pro Krankenhausbett an. Das Abfallaufkommen im Krankenhaus war damit fast dreimal so hoch wie das jährliche Abfallaufkommen einer Person (457 kg) im privaten Haushalt."
Im Krankenhaus hat man Mitarbeiter, Patienten und Besucher, das heißt, Sie erreichen hier viele Menschen, deren Verhalten Sie etwas mit steuern und damit auch einen Beitrag leisten können zum Thema Klimaschutz.
Quelle: dpa
Klima-Manager haben die Aufgabe, zu prüfen, wo sich in einem Krankenhaus die größten Klimakiller verstecken, und entwerfen dann einen Masterplan für die Klinik.
Nur 30 Prozent der Krankenhäuser beschäftigten zum Zeitpunkt der Befragung einen Klima-Manager.
Ihre Rolle wird häufig von technischen Leiterinnen und Leitern einer Klinik zusätzlich übernommen, die bereits mit ihrer eigentlichen Funktion, den Betrieb aufrechtzuerhalten, stark ausgelastet sind.
Die Krankenhausplanung ist Ländersache. Aber es gibt auch die "Nationale Klimaschutzinitiative", die zum Beispiel die Kosten für einen Klima-Manager für zwei Jahre zu 70 Prozent fördert.
ZDFheute: Aus welchen Gründen wird der Klimaschutz nicht so entschieden vorangetrieben, ist es das Geld?
Levsen: Das ist tatsächlich eines der Hauptargumente. Klimaschutzinvestitionen sind teuer und benötigen viel Finanzierung, die wir im Moment im Krankenhaus nicht haben. Obwohl es zum Teil vom Bund, aber auch von den Bundesländern bereits Fördermöglichkeiten gibt, hat gut die Hälfte der Kliniken bisher keine in Anspruch genommen und auch noch keine Anträge gestellt.
Insofern ist es wichtig, dass es da eine Art von Finanzierung gibt, wie zum Beispiel damals bei der Digitalisierung. Etwa, dass ein Klimaschutzfonds aufgelegt wird, der Kliniken dabei unterstützt, Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg zu bringen. In unserer Studie haben wir auch festgestellt, dass viele Krankenhäuser das Thema noch nicht zur Chefsache gemacht haben, das aber wäre ganz besonders wichtig.
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