Wetter-Bilanz: "Klimawandel in Deutschland voll angekommen"
Interview
Wetter-Experte zieht Bilanz :"Klimawandel in Deutschland voll angekommen"
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Der Klimawandel sei "in Deutschland voll angekommen", stellt Wetterexperte Becker mit Blick auf 2022 fest. Sommerhitze und Trockenheit hätten es zu einem "Rekordjahr" gemacht.
Infolge anhaltender Hitze und Trockenheit sank der Wasserpegel im Rhein im Sommer 2022 immer weiter.
Quelle: dpa
ZDFheute: Welche Bilanz ziehen Sie für das Jahr 2022 und welchen langfristigen Trend sehen Sie?
Andreas Becker: Dieses letzte Jahr war so warm, dass unser langjähriger Temperaturtrend, also die gesamte Erwärmung in Deutschland seit Anbeginn der Messung, von 1,6 auf 1,7 Grad angestiegen ist. Gleichzeitig wissen wir, dass sich seit 1951 die Anzahl der Hitzetage verdoppelt und sich die Anzahl der Eis- und der Schneetage in etwa halbiert hat.
2022 mussten wir insbesondere mit Waldbränden kämpfen. Wir hatten auch ein weiter fortschreitendes Absterben der Wälder aufgrund der Hitze und Trockenheit.
Er ist voll in Deutschland angekommen, und das sehen wir auch in den Nachbarländern ganz ähnlich.
ZDFheute: Die Temperaturen lagen in Deutschland also deutlich über dem Durchschnitt?
Becker: Mit dem Jahr 2018 war es das wärmste Jahr seit Anbeginn der Aufzeichnungen. Wir haben zum Beispiel an der Station Hamburg-Neuwiedenthal bereits am 20. Juli mit 40,1 Grad einen neuen Allzeitrekord gemessen.
Und es war gleichzeitig auch die nördlichste Station in ganz Europa, an der wir jemals 40 Grad überschritten haben. 2022 war außerdem das bisher sonnenscheinreichste Jahr.
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ZDFheute: Welche Probleme gab es durch die langen Trockenphasen? Haben die auch aktuell noch Folgen?
Becker: Wir hatten im Jahr 2022 eine sehr lange anhaltende Trockenheit von März bis August. In der Zeit hatten wir auch sehr, sehr niedrige Pegelstände, sodass zum Beispiel die Schiffbarkeit des Rheines eingestellt werden musste.
Und zusätzlich hatten wir auch in den letzten drei Monaten wieder sehr große Trockenheit. Diese Monate sind besonders wichtig für die Grundwasserneubildung, sodass wir leider schon mit einem Defizit in das neue Jahr starten.
ZDFheute: Rund um den Jahreswechsel war es bereits ungewöhnlich warm. Ein Vorgeschmack darauf, was uns 2023 und danach erwarten könnte?
Becker: Wir hatten ein Temperaturminimum am Neujahrsmorgen von 15 Grad, am Tag zuvor ein Maximum von 20 Grad.
Es ist so, dass wir eigentlich mit dem letzten Jahr schon ein Jahr angetroffen haben, wie es die Klimamodelle erst ab 2050 als normal empfinden werden.
Wir können uns das also schon als eine Blaupause für das Klima für unsere Kinder und Kindeskinder vorstellen. Letztendlich gibt es keine Alternative zu massivem Klimaschutz. Wir müssen runter mit den Emissionen.