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Foto zeigt Pornodarstellerin :Ist die Bloggerin Jule Stinkesocke nur Fake?
von Oliver Klein
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Eine Frau schreibt nach einem Unfall jahrelang über ihr Leben im Rollstuhl. Mit Erfolg: Ihr Blog wird mehrfach ausgezeichnet. Nun wird im Netz gefragt: Gibt es die Frau überhaupt?
Inzwischen gelöschter Twitter-Account von Jule Stinkesocke. Jetzt kam heraus - das Profilbild ist das Foto einer Pornodarstellerin.
Quelle: @JuleStinkesocke bei Twitter
"10 Jahre Jules Blog - aus dem Leben einer Stinkesocke" war zuletzt die Überschrift des Blogs der Hamburgerin Julia, die sich Jule Stinkesocke nennt. Nach Eigenangaben hatte die 1992 geborene Frau im Alter von 15 Jahren einen Unfall, bei dem sie lebensgefährlich verletzt und querschnittsgelähmt worden war. Ab 2009 berichtete das Blog über den Alltag der jungen Frau, mit welchen Problemen sie konfrontiert ist, wie sie ihr Leben meistert.
Und das sehr erfolgreich: Die Deutsche Welle ehrte die Seite 2012 als "Bestes deutschsprachiges Blog", die "Aktion Mensch" feierte sie im darauffolgenden Jahr als "Mutmacher", für die entsprechende Rubrik verfasste Jule Stinkesocke einen Gastbeitrag. Ihr inzwischen gelöschtes Profil bei Twitter hatte zuletzt fast 70.000 Follower. Auch das Blog ist nicht mehr aufrufbar.
Profilbild zeigt Pornodarstellerin
Wurden Fans und Follower jahrelang getäuscht? Darüber wird nun wild im Netz diskutiert. Dabei geht es auch um die Rolle eines Mannes, der in Verbindung zu Jule Stinkesocke stand.
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Aber der Reihe nach: Einer Nutzerin bei Twitter fiel auf, dass die Profilfotos von Jule Stinkesocke bei Twitter und Mastodon in Wirklichkeit die australische Pornodarstellerin Kylie Harris zeigen.
Wer betrieb den Blog von Jule Stinkesocke?
Im Impressum des Blogs war jahrelang ein Mann als Administrator angegeben, er wurde als "inhaltlich verantwortlicher Anbieter" genannt. Nach ZDF-Recherchen engagiert er sich für inklusiven Sport.
Auffällig ist: Jule Stinkesocke ist selbst persönlich nie öffentlich in Erscheinung getreten - auch nicht, als die Deutsche Welle den Preis verlieh. Selbst beim Gastbeitrag für die "Aktion Mensch" hatte niemand persönlich Kontakt mit der Autorin: "Die Kommunikation und Abstimmung des Textes liefen komplett über einen Vertrauten, der uns erklärte, sie wolle nicht persönlich mit Medien in Kontakt treten", hieß es von der "Aktion Mensch" auf Anfrage von ZDFheute. Der genannte "Vertraute" war demnach: Der Administrator des Blogs.
Administrator profitierte von Spendenaktion
Und es gibt weitere Auffälligkeiten: Im Twitter-Account des Mannes und im Account von Jule Stinkesocke wurden Urlaubsfotos gepostet, die offenbar am selben Ort, etwa zur selben Zeit entstanden sind. Und die beiden Accounts waren in Austausch:
Der Administrator profitierte offenbar von einer Spendenaktion, die der Account von Jule Stinkesocke bekannt gemacht hatte. Das sollen online geteilte Screenshots belegen, auf denen zu sehen ist, wie die Bloggerin darauf aufmerksam macht, dass er Geld für ein Auto benötige. Offenbar mit Erfolg: Der Mann bedankte sich überschwänglich "für die ganzen Paypal-Nachrichten".
Administrator lehnt Stellungnahme ab
Noch gibt es keine eindeutige Antwort darauf, ob Jule Stinkesocke wirklich existiert und nur ihre wahre Identität schützen möchte - oder ob alles nur ein riesiger Schwindel ist. Bei Twitter tauchte unterdessen ein Screenshot mit einer angeblichen Stellungnahme von Jule Stinkesocke auf. Unklar, woher der Text genau stammt und ob ihn wirklich die Bloggerin geschrieben hat, denn all ihre Kanäle sind inzwischen gelöscht.
Dort heißt es unter anderem: "Schriebe ich, dass 'Jule Stinkesocke' eine ausgedachte Figur sei, mit fiktiven Erlebnissen und einem konstruierten oder orchestrierten Leben, schriebe ich die Unwahrheit. Schriebe ich, dass 'Jule Stinkesocke' eine reale Person sei, mit realen Erlebnissen und einem realen Leben, schriebe ich ebenfalls die Unwahrheit." Es sei ein Fehler gewesen, ein Foto zu verwenden, das nicht ihr Gesicht zeigt.
Angebliche Stellungnahme von Jule Stinkesocke bei Twitter
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Klar ist: Die Glaubwürdigkeit von Jule Stinkesocke hat schweren Schaden genommen und vor allem bei Twitter sind viele Nutzer sauer: "Da hat jemand dem gesellschaftlichen Ziel Inklusion einen ziemlich fürchterlichen Bärendienst erwiesen", schreibt etwa der Rechtsanwalt und Grünen-Politiker Peter Heilrath.
ZDFheute hat mit dem im Blog-Impressum genannten Administrator gesprochen und ihn mit den Vorwürfen konfrontiert. Er lehnte jede Stellungnahme ab. Stattdessen erreichte das ZDF wenig später ein Schreiben seiner Anwältin. Darin heißt es: "Die Vorwürfe sind unwahr." Es treffe nicht zu, dass die Bloggerin nicht existiere. "Unser Mandant hat sich diese auch nicht ausgedacht." Er sei lediglich Inhaber des Webspaces, erstelle aber keine Inhalte des Blogs.