Nachdem in den Verhandlungen mit den US-Film- und Fernsehstudios AMPTP keine Einigung gefunden werden konnte, gab die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA gestern bekannt, dass die Arbeit um Mitternacht (Ortszeit) eingestellt wird.
Sie schließen sich damit den zahlreichen US-Drehbuchautoren und -autorinnen an, die bereits seit Mai auf den Straßen von New York, Los Angeles und anderen US-Städten protestieren und dafür ihren Job niedergelegt hatten. Die Folgen:
Welche Studios sind betroffen?
Die SAG-AFTRA vertritt etwa 160.000 Film- und Fernseh Schaupieler und Schauspielerinnen - circa 65.000 treten nun in den Streik. Betroffen sind die großen Studios wie Disney, Universal, Sony und Paramount sowie Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon und
Apple. Damit kommt die Milliarden US-Dollar schwere amerikanische Film- und Fernsehindustrie das erste Mal seit 43 Jahren komplett zum Erliegen.
Was wird gefordert?
"Ich bin schockiert über die Art und Weise, wie die Leute, mit denen wir Geschäfte gemacht haben, uns behandeln", sagte Fran Drescher, Präsidentin von der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Los Angeles. Bei den gescheiterten Verhandlungen mit den Studios ging es um einen neuen Vertrag, der existenzsichernde Löhne für die Mitarbeitenden enthalten sollte.
Dies sei laut der Autorengewerkschaft "Writers Guild" besonders wichtig für diejenigen, die für Streaming-Dienste arbeiten. Ein weiteres Kernelement war auch die Sorge um
Künstliche Intelligenz. Sowohl die Gewerkschaft für Autoren als auch die Gewerkschaft für Schauspieler verliehen ihrer Sorge Ausdruck, dass die Studios in Zukunft KI einsetzen werden, um Skripte zu erstellen oder Abbilder von Schauspielern zu generieren.
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Was bedeutet der Streik für die Schauspieler und Schauspielerinnen?
Die SAG-AFTRA Gewerkschaft stellte klare Regeln für ihre Mitglieder auf. Schauspieler dürfen weder vor der Kamera arbeiten noch aktuelle Projekte auf Social Media oder anderen Plattformen bewerben. Das inkludiert auch das Auftreten auf Filmfestivals oder Premieren.
Welche Produktionen betrifft das und auf welche Art und Weise?
Große bereits abgeschlossene Produktionen wie "Barbie", oder "Oppenheimer" kommen zu den regulären Zeiten in die Kinos. Bei der gestrigen Filmvorstellung in London von "Oppenheimer" verließ die Besetzung jedoch den roten Teppich noch vor Beginn der Vorführung, um sich dem Streik anzuschließen.
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Für den Fall, dass die Streiks auch nach dem Sommer weiterlaufen, könnten Veröffentlichungen von Blockbuster-Filmen, die für nächstes Jahr angekündigt sind, verzögert werden. Bei den Marvel Filmen "Blade" und "Thunderbolts" wurde aufgrund des Autorenstreiks bereits eine Verspätung angekündigt.
Was bedeutet der Streik für die Streamingdienste?
Netflix, Prime Video und andere Streaming-Dienste können in Ländern weiterhin lokale Sendungen anbieten, die beispielsweise in Deutschland produziert werden. Die Hollywood-Produktionen werden jedoch pausiert. Es könnte länger für die Zuschauer und Zuschauerinnen dauern, bis die Auswirkungen des Streiks auf den Streaming-Plattformen spürbar werden.
Serien-Liebhaber müssen sich allerdings eventuell auf längere Wartezeiten für neue Staffeln einstellen. Seit dem Beginn des Autorenstreiks im Mai wurde die Produktion von einigen Serien bereits gestoppt. Darunter auch die berühmte Netflix-Serie "Stranger Things".
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von Christian Thomann-Busse
Welche Programme sind vor den Streiks sicher?
Die Nachrichtenprogramme werden in den
USA weiterhin regulär laufen, da die Autoren und Autorinnen hier von einer anderen Gewerkschaft vertreten werden. Das gleiche gilt auch für Reality-Shows wie "Big Brother" und "The Bachelor".
Wie lange wird der Streik anhalten?
Das ist bis jetzt noch unklar. "Writers Guild" hat auch nach zwei Monaten keine Pläne für ein Ende bekannt gegeben.
Der längste bisherige Autorenstreik im Jahr 1988 hielt fünf Monate an. Da beide Seiten zum ersten Mal seit 1960 gemeinsam streiken und beide mit so vielen neuen Problemen konfrontiert sind, könnten sie zusammen für lange Zeit im Protest bleiben.