Deutschland: Hochwasserlage bleibt vielerorts kritisch

Hunderte Menschen mussten an den Weihnachtsfeiertagen wegen Hochwasser ihr Heim verlassen - wegen anschwellenden Wasserläufen und übervollen Talsperren müssen in der Nähe von Bremen nun weitere Anwohner evakuiert werden.

Die Lage bleibe auch in den nächsten Tagen angespannt, hieß es unter anderem von Behörden aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Andere Bundesländer geben vorsichtig Entwarnung.

Etwas Hoffnung bieten die Wetteraussichten: Es soll größtenteils trocken bleiben.

In der Gemeinde Lilienthal bei Bremen ist nach Angaben der örtlichen Feuerwehr ein Deich gerissen. Der betroffene Bereich werde von den Einsatzkräften evakuiert, teilte die Feuerwehr Lilienthal mit. Das gefährdete Gebiet dürfe nicht betreten werden.

Die Anwohner würden mit einem Shuttleservice in eine Notunterkunft gebracht werden. Eine Straßenbahnlinie fahre wegen der Nähe zu dem Einsatzgebiet nicht mehr. Nach Angaben der Gemeinde Lilienthal ist auch eine Straße derzeit ohne Gas- und Stromversorgung.

Lilienthal im Landkreis Osterholz grenzt direkt an das Bremer Stadtgebiet. In Bremen ist die Hochwasserlage im Stadtteil Borgfeld ähnlich angespannt. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will sich dort am Donnerstag selbst ein Bild von der Lage machen.

Auch in Northeim im Süden Niedersachsens und Uplengen im Kreis Leer brachen aufgeweichte Dämme. Helfer waren im Dauereinsatz, um die angeschlagenen Bollwerke mit Sandsäcken zu sichern.

Mit provisorischen Dämmen, versuchen Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW den Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen zu sichern, der vom Hochwasser stark getroffen ist. Weite Teile des Geländes sind nach Parkangaben überflutet und teilweise gar nicht zu erreichen. Inhaber Fabrizio Sepe sagt zur Lage vor Ort:

Die Wasserstände an der Elbe steigen etwa wegen starker Niederschläge im Riesengebirge und Schneeschmelze. Um Magdeburg und umliegende Gemeinden vor Überflutungen zu schützen, wird das Pretziener Wehr gezogen.

Mit der Öffnung wird am Donnerstag gegen 10 Uhr begonnen, teilte der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft in Magdeburg mit. Damit kommt die wichtige Hochwasserschutzanlage erstmals seit zehn Jahren zum Einsatz.

Im niedersächsischen Rinteln an der Weser wurde die Evakuierung einer Straße wegen drohender Überschwemmung mittlerweile aufgehoben. Die Anwohner könnten wieder in ihre Häuser, teilte die Stadtverwaltung mit.

Auch in Windehausen habe sich die Lage entspannt, teilte ein Sprecher der Polizei mit. Die Pegelstände seien in Thüringen größtenteils zurückgegangen.

Ebenso teilte die Stadt Braunschweig mit, dass sich die Lage stabilisiert habe. Es sei damit zu rechnen, "dass die Hochwasserstände noch einige Tage im Bereich des aktuellen Niveaus bleiben werden." Die Okertalsperre im Harz hatte am Dienstag ihre maximale Auslastung erreicht, weswegen mehr Wasser an die Oker abgegeben wurde.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz im südlichen Sachsen-Anhalt bleibt die höchste Alarmstufe vier weiter bestehen. Eine deutliche Verschärfung der Hochwassersituation an der Helme sei aber nicht zu erwarten, so eine Sprecherin.

Auch die Wasserstände an Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland gehen bis auf wenige Ausnahmen zurück - und das dürfte in den kommenden Tagen auch erstmal so bleiben.

Auch in Bayern und in Hessen entspannt sich die Hochwasserlage tendenziell.

Die Grünen haben angesichts der Überschwemmungen zusätzliche Investitionen in den Hochwasserschutz gefordert. "Wo Städte direkt ans Wasser heranreichen, brauchen wir zusätzliche Investitionen in technischen Hochwasserschutz wie Deiche und Rückhaltebecken", sagte der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Jan-Niclas Gesenhues, der Düsseldorfer "Rheinischen Post".

Auch in Deutschland würden "Fluten und Überschwemmungen häufiger und heftiger", sagte er. "Bisher sind wir noch nicht ausreichend gegen solche Folgen der Klimakrise gewappnet." Dabei würden die Natur selbst und gesunde Flussauen am besten helfen.