Weiße Weihnachten bleiben in Deutschland oft ein unerfüllter Wunsch.
Quelle: Imago
"Früher lag zu Weihnachten immer Schnee." - Eine häufige Erinnerung in den Köpfen vieler und regelmäßig eine Idealvorstellung des Weihnachtsfestes.
Doch ganz richtig ist das nicht. Denn die meisten Deutschen feierten zumindest in den letzten 140 Jahren deutlich öfter grüne Weihnachten. Nur im höheren Mittelgebirgsraum oder am Alpenrand war der Schnee etwas zuverlässiger.
Wie weiße Weihnachten definiert wird
Was genau sind eigentlich weiße Weihnachten? Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze. Weiß kann das Weihnachtsfest sein, wenn:
- an Heiligabend eine Schneedecke liegt,
- an einem der drei Weihnachtstage eine Schneedecke liegt oder
- an allen drei Weihnachtstagen eine Schneedecke liegt.
Dabei hat eine geschlossene Schneedecke im Allgemeinen eine Schneehöhe von mindestens einem Zentimeter.
DWD: Nur sechs Mal flächendeckend weiße Weihnachten in Deutschland
Die letztere, strengere Definition wird meist vom Deutschen Wetterdienst betrachtet. Laut seinen Aufzeichnungen gab es bisher in Deutschland seit 1881 nur sechs Mal mehr oder weniger flächendeckend weiße Weihnachten über drei Tage hinweg: 1906, 1917, 1962, 1969, 1981 und 2010. Das bedeutet, dass verbreitet nur alle 20 bis 30 Jahre weiße Weihnachten vorkommen.
Etwas anders sieht es aus, wenn ausgewertet wird, ob an nur einem Weihnachtstag eine Schneedecke liegt. Dann gibt es weiße Weihnachten im Flachland alle fünf bis zehn, in höheren Lagen alle zwei bis fünf Jahre. Nur einen Ort mit Schneegarantie gibt es in Deutschland. Und das ist die
Zugspitze. Laut Statistik ist Schnee an Weihnachten also nicht sehr wahrscheinlich.
Bis zum Ende des Jahrhunderts werden sich die Alpen stark verändern. Erkunden Sie an Deutschlands höchstem Berg in 3D, was der Klimawandel für Gletscher und Wintersport bedeutet.
Singularität beim Weihnachtstauwetter
Einer der Spielverderber ist dabei das Weihnachtstauwetter. Mit 60- bis 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird in Deutschland das oft vorweihnachtliche Winterwetter von milder Luft aus Westen verdrängt. Diese mild-nasse Witterungsphase herrscht meist bis Silvester. Und weil sie so typisch und regelmäßig auftritt, nennt man das Weihnachtstauwetter eine Singularität.
Oft wird das Weihnachtstauwetter vom sogenannte Islandtief gebracht. Es entsteht, wenn schon winterlich-arktische Kaltluft aus Sibirien auf milde Luft trifft, die vom Golfstrom aus Westen heran transportiert wird. Meist positioniert sich das Islandtief so, dass zu uns feuchtmilde Atlantikluft geführt wird.
Immer enger und heißer: Bald herrschen in deutschen Metropolen Bedingungen wie am Mittelmeer. Was müssen wir tun, damit ein angenehmes Stadtleben überhaupt noch möglich ist?14.05.2024 | 29:08 min
Die besten Chancen auf weiße Weihnachten haben wir, wenn ein stabiles Hoch über Sibirien oder Lappland Luftmassen vom Nordpol in eisigen Winden aus Osten zu uns schafft.
Klimawandel senkt die Chance auf Schneedecke an Weihnachten
Das bringt uns zum nächsten, wenig überraschenden Spielverderber: dem
Klimawandel. Die eisige Luft am Nordpol ist plötzlich gar nicht mehr so eisig. Das globale Temperatur-Niveau ist viel höher.
Die Karte zeigt, wie wahrscheinlich regional weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen vom 24. bis 26. Dezember in der Referenzperiode 1961-1990 waren.
Quelle: DWD
Der DWD hat die 30-Jahres-Periode 1961 bis 1990 mit der späteren und schon wärmeren Periode 1991 bis 2020 verglichen. Dabei ist die Chance auf Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im Mittel von Deutschland um 13 Prozentpunkte und regional um bis zu 44 Prozentpunkte zurückgegangen. Damit haben weite Teile West-, Nord- und Ostdeutschlands eine Chance von weniger als zehn Prozent dafür.
Die Karte zeigt, wie wahrscheinlich regional weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen vom 24. bis 26. Dezember in der Referenzperiode 1991-2020 waren.
Quelle: DWD
Sind weiße Weihnachten also überhaupt noch möglich? Ja, durchaus, denn das Wetter ist variabel. Ein wärmeres Klima schließt Schneefall an Weihnachten nicht aus. Aber es wird eben noch seltener dazu kommen, als ohnehin schon.
Christa Orben ist Meteorologin in der ZDF-Wetterredaktion.
Die Temperaturen steigen weltweit, im Norden deutlich stärker als im Süden. Erfahren Sie am interaktiven Globus, wie die Erderwärmung die Kontinente trifft.