Hitzewelle in Südeuropa: "Das Schlimmste liegt noch vor uns"

    Südeuropa ächzt unter Hitze:"Das Schlimmste liegt noch vor uns"

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    Südeuropa ächzt unter der Hitze. In Italien werden Rekordtemperaturen gemessen, in Griechenland kämpft die Feuerwehr gegen Brände. Und ein Meteorologe warnt vor dem "Schlimmsten".

    Der griechische Meteorologe Theodoros Giannaros vom Nationalen Observatorium Athen hat davor gewarnt, dass die Situation mit Hitze, Trockenheit und Bränden in Griechenland noch schlimmer werde. Mit Blick auf die angekündigte neue Hitzewelle sagte er im Staatssender ERT:

    Morgen (Donnerstag) wird das Brandrisiko vielleicht etwas sinken, aber am Wochenende wird es wieder sehr hoch sein.

    Theodoros Giannaros, griechischer Meteorologe

    Fatales Phänomen: "Hot - Dry - Windy"

    Das fatale Phänomen bezeichnete der auf Wetter und Brände spezialisierte Meteorologe mit "Hot - Dry - Windy", also "Heiß - Trocken - Windig". Und er warnte:

    "Das Schlimmste liegt noch vor uns.

    Theodoros Giannaros, griechischer Meteorologe

    Man stehe ab dem morgigen Donnerstag vor einer neuerlichen Hitzewelle, die ihren Höhepunkt am Wochenende erreiche und örtlich für bis zu 44 Grad sorgen werde.
    Der Rückgang der Hitzewelle am darauffolgenden Montag sei dann wieder mit starkem Wind gepaart. Das führe zur Situation von "Heiß, Trocken, Windig", wobei jeder Funke ein gewaltiges Feuer verursachen könne, weil die Winde die Glut und die Flammen anheizten und darüber hinaus die Funken über weite Strecken forttrieben, so dass neue Brandherde entstünden.

    Drei große Feuerfronten in Griechenland

    Feuerwehrleute in Griechenland haben nun den dritten Tag in Folge gegen drei große Feuerfronten angekämpft. Für die Waldbrände westlich von Athen konnte die Feuerwehr keine Entwarnung geben. In der Region seien seit Tagesanbruch fünf Löschflugzeuge und acht Löschhubschrauber im Einsatz.
    Noch weiter westlich an einer weiteren Feuerfront nahe der Stadt Loutraki stiegen laut Feuerwehr vier Löschflieger und drei Hubschrauber auf. In der Region soll der Nordostwind im Laufe des Tages wieder stärker werden, was die Löscharbeiten enorm erschwert und die Brände neu anfachen könnte.
    Die WHO ist ebenfalls besorgt:
    Auch auf der Ferieninsel Rhodos steht ein Waldgebiet in Flammen. Häuser oder Ortschaften seien jedoch nicht bedroht, hieß es. Der Wald brennt inmitten der Insel in der Region der Ortschaft Apollona und hat laut Feuerwehr bereits ein Ausmaß von rund 30 Hektar - das entspricht rund 30 Fußballfeldern.

    EU-Hilfen für Feuerwehr in Griechenland

    "Alle Kräfte des Zivilschutzes kämpften die ganze Nacht gegen die Brände", sagte Feuerwehrsprecher Yannis Artopios.

    An erster Stelle stand der Schutz von Menschenleben.

    Yannis Artopios, Feuerwehrsprecher

    Doch die Einsatzkräfte hätten auch versucht, wichtige öffentliche Infrastruktur sowie Häuser in Privatbesitz zu schützen.
    Um der griechischen Feuerwehr zu helfen, habe die EU ihren Zivilschutzmechanismus aktiviert, sagte Artopios. Vier Canadair-Löschflugzeuge aus Frankreich und Italien sollen als Verstärkung nach Griechenland geschickt werden.
    Die hohen Temperaturen hängen auch mit dem Phänomen El Niño zusammen. Mehr dazu im Video:
    Auswirkungen gibt es auch für den Tourismus: Mitarbeiter an der Akropolis und anderer antiker Stätten kündigten wegen der Hitze Arbeitsniederlegungen an.

    Hohe Temperaturen in Südeuropa

    Nicht nur Griechenland: Große Teile Südeuropas leiden derzeit unter den hohen Temperaturen, die von Waldbränden und Gesundheitswarnungen begleitet werden.
    In den spanischen Regionen Katalonien und Aragonien sowie auf den Balearen gilt seit Dienstag die höchste Alarmstufe. In der Hauptstadt Madrid klagte die 27-jährige Lidia Rodriguez:

    Man kann sich nicht auf der Straße aufhalten, es ist furchtbar.

    Lidia Rodriguez

    Es ist bereits die dritte Hitzewelle in Spanien in diesem Jahr - und zugleich die intensivste. Sie führte bereits am Montag in der Mitte und im Süden des Landes zu extremen Temperaturen, mit einem Spitzenwert von 44,9 Grad im andalusischen Andujar.
    Die derzeitige Hitze hat den Süden Europas fest im Griff. Mehr dazu im Video:
    Das Innenministerium warnte wegen der mit der Hitze einhergehenden Trockenheit vor einer "sehr hohen bis extremen" Waldbrandgefahr im ganzen Land, insbesondere aber auf der Kanareninsel La Palma.
    Dort kämpft die Feuerwehr bereits seit Samstag gegen einen großen Waldbrand. Nach Angaben der Behörden von La Palma verbrannten bisher fast 3.500 Hektar Land, rund 4.000 Menschen mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen.

    Rekordtemperaturen in Südfrankreich

    Der staatliche französische Wetterdienst meldete für den Wintersportort Alpe d'Huez in einer Höhe von 1.860 Metern den Rekordwert von 29,5 Grad Celsius. In Verdun, am Fuß der Pyrenäen, wurde erstmals eine Temperatur von 40,6 Grad Celsius gemessen. In sieben Départements gilt die zweithöchste Hitzewarnstufe, am Mittwoch sollen drei weitere Départements hinzukommen.
    Bundesgesundheitsamtminister Karl Lauterbach beim Start der CSD-Parade am 09.07.2023 in Köln.
    Angesichts der Hitze fordern die Amtsärzte für den Sommer auch in Deutschland eine Siesta wie im Süden. Gesundheitsminister Lauterbach meint: "Kein schlechter Vorschlag."18.07.2023 | 1:48 min

    Italien: Hitze-Alarm in 20 Städten

    Auch in Italien wurde wegen hoher Temperaturen für 20 Städte Hitze-Alarm ausgegeben, darunter Neapel und Venedig. Auf den Inseln Sardinien und Sizilien könnte der europäische Temperaturrekord von 48,8 Grad Celsius eingestellt werden, der im August 2021 auf Sizilien erreicht wurde.
    In einem Sommerferienlager für Kinder an Sardiniens Ostküste wurden alle Sportaktivitäten verboten. In der Hauptstadt Rom wurde nach Daten des Wetterdienstes der Region Latium zur Mittagszeit eine Höchsttemperatur von 41,8 Grad im Schatten gemessen.

    Chronologie der letzten Jahre
    :Wie sich die Hitzewellen in Europa häufen

    Europa ist die Erdregion, die sich laut Meteorologen "am schnellsten erwärmt". Hitzewellen haben demnach in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen - eine Chronologie.
    Eine Frau kühlt sich an der Fontana della Barcaccia an der Spanischen Treppe während einer Hitzewelle in Italien ab, aufgenommen am 17.07.2023
    Quelle: AFP, reuters, dpa

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