Kommerz und Diskriminierung beim Fusion-Festival?

    Kommerz und Diskriminierung?:Fusion-Festival: Wirbel hinter den Kulissen

    von Torben Heine
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    Die Fusion ist eines der größten Musik- und Kulturfestivals Deutschlands. Dieses Jahr sorgten Ehrenamtliche mit Streiks für Aufsehen. Jetzt reagieren die Veranstalter.

    Zelte stehen auf dem Gelände des Fusion-Festivals.
    Zelte stehen auf dem Gelände des Fusion-Festivals.
    Quelle: dpa

    Die Toiletten zeitweise geschlossen, der Ausschank von Getränken an den Bars eingestellt: Auf dem Fusion-Festival haben ehrenamtliche Helferinnen und Helfer am vergangenen Wochenende laut Berichten in den sozialen Medien zeitweise ihre Arbeit niedergelegt. Auch das Bühnenpersonal soll sich den Streiks teilweise angeschlossen haben.
    Die Fusion lockte zwischen Mittwoch und Sonntag vergangener Woche über 70.000 Menschen nach Lärz in Mecklenburg-Vorpommern. Bereits vor dem Festival hatte der "FAQ-Infoladen" via Instagram zum "Aufstand auf der Fusion" aufgerufen. Der "FAQ-Infoladen" ist nach eigenen Angaben ein "selbstverwaltetes Strukturprojekt", das "Räume und Infrastrukturen für feministische linksradikale Politik" zu Verfügung stellt.

    "Kommerzielle Veranstaltung, die diskriminierendes Verhalten aufrechterhält"

    In dem Instagram-Post sprechen die Fusion-Kritiker als "loser Zusammenschluss vieler Crews, die gemeinsam Veränderungen fordern". Der Vorwurf: Das Festival entwickle sich zu einer "kommerziellen Veranstaltung, die diskriminierendes Verhalten aufrechterhält". Aus "Angst vor Konsequenzen" hätten sich bisher nur vereinzelt kritische Stimmen zu Wort gemeldet.
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    Konkret wird in dem Posting "mangelnde Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit der Crews" beklagt sowie Überlastung und mangelnde Ressourcen und Ausstattung etwa im Bereich der "Hausarbeit" wie Kochen und Putzen. Außerdem weist der "FAQ-Infoladen" auf Berichte über rassistisches und sexistisches Verhalten der Festival-Security gegenüber anderen Crews hin und beklagt fehlende Konsequenzen seitens der Veranstalter. Auch an "hierarchischen Strukturen" in der Festival-Organisation stören sich die Kritiker.

    Es muss sich grundsätzlich etwas an der Struktur der Fusion ändern.

    "FAQ-Infoladen"

    Die Kritiker fordern in dem Post einen konstruktiven Dialog mit dem Veranstalter-Verein Kulturkosmos. "Falls das Anliegen ignoriert wird, werden wir den Druck erhöhen", heißt es. Mit den Streiks auf dem Festival selbst scheint das letztlich geschehen zu sein.

    Veranstalter reagieren auf Kritik

    Der Verein Kulturkosmos reagiert auf die Kritik auf ZDFheute-Nachfrage vor allem mit Unverständnis. Rassismus und Sexismus sei der Fusion-Organisation bislang nur vom "FAQ-Infoladen" und der Soundcrew "SoundSysters" vorgeworfen worden.

    Den Vorwurf bringen wir mit der Beendigung der Zusammenarbeit in Verbindung und weisen ihn entschieden zurück. Wir treten Sexismus und Rassismus überall - innerhalb und außerhalb unserer Strukturen - konsequent entgegen.

    Kulturkosmos e.V.

    Im vergangenen Jahr habe Kulturkosmos die Zusammenarbeit mit den "SoundSysters" beendet, nachdem es am Rande des Auftritts einer Punk-Band zu einem Konflikt gekommen sein soll. Mit dem "FAQ-Infoladen" stehen die Veranstalter nach eigenen Angaben nicht in Kontakt. "Er ist auch nicht mehr Teil der aktuellen Crew-Struktur", heißt es. Vorwürfe des Kollektivs über diskriminierendes Verhalten der Security aus dem vergangenen Jahr hätten sich nicht bestätigt.
    "Trotzdem kann es natürlich zu realen oder vermeintlichen diskriminierenden Vorfällen kommen, die dann aber nicht - wie vorgeworfen - unter den Tisch fallen. Sondern, wenn sie real sind, auch direkte Konsequenzen haben." Der Verein verweist auf das Festival-Awareness-Team, dessen Bedarf jährlich neu bewertet werde.
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    Kulturkosmos betont Wertschätzung für Ehrenamt

    Gegen die Kritik, ehrenamtliche Arbeit auf der Fusion werde nicht ausreichend wertgeschätzt, wehren sich die Veranstalter ebenfalls:

    Wir scheuen keine Kosten und Mühen, die Arbeitsbedingungen für die insgesamt 15.000 Mitwirkenden jährlich zu verbessern.

    Kulturkosmos e.V.

    Man versorge 3.000 Künstlerinnen und Künstler und 12.000 Mitwirkende mit Campingplätzen, Essensversorgung, warmen Duschen, sauberen Toiletten - "und selbstverständlich kostenlosem Eintritt". Bei der Vergütung verweist der Verein auf gesetzliche Grenzen.

    Leider sieht der Gesetzgeber mehr warme Worte als monetäre Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit vor.

    Kulturkosmos e.V.

    Dennoch habe man im vergangenen Jahr insgesamt rund 700.000 Euro Ehrenamtspauschalen an 1.800 Mitwirkende ausgezahlt.

    Kulturkosmos: "Reflektieren patriarchales Verhalten"

    Doch die Veranstalter wollen sich nicht unbelehrbar zeigen. Ein Festival dieser Größenordnung brauche in der Durchführung klare Entscheidungsstrukturen.

    Hierarchien sind immer problematisch. Als Gruppe sind wir uns dessen bewusst. Wir reflektieren patriarchales Verhalten und versuchen, entgegenzuwirken.

    Kulturkosmos e.V.

    Zum allgemeinen Umgang mit Kritik heißt es, vor der diesjährigen Fusion habe der Verein "eine wichtige und konstruktive Kritik einer langjährigen Crew erhalten". Der Text sei allen Crews zur internen Diskussion und Debatte weitergeleitet worden.

    Die formulierte Kritik und die Forderung nach mehr Transparenz und Mitsprache nehmen wir sehr ernst. Wir werden die konstruktiven Ansätze, Forderungen und Kritik mit den Crews in den kommenden Monaten weiter diskutieren und gemeinsam an Lösungen arbeiten.

    Kulturkosmos e.V.

    Auf eine ZDFheute-Anfrage zur Begründung der im Vorfeld des Festivals geäußerten Kritik reagierte der "FAQ-Infoladen" bisher nicht.

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