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Vorfälle in Schwimmbädern:Nimmt Jugendgewalt in Freibädern wirklich zu?
von Max Schwarz
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Es ist Sommer und ganz Deutschland debattiert über Gewalt im Freibad - mal wieder. Zwischen verschärftem Problem und Sommerloch, eine Einordnung.
Pöbeleien, Prügeleien, ja sogar von Massenschlägereien und Attacken aufs Personal ist immer wieder zu lesen. Die Situation in einigen Freibädern ist angespannt, deshalb gibt es jetzt verschärfte Sicherheitskonzepte.22.07.2023 | 5:19 min
Eine Flut von wackligen Handy-Videos wabert gerade durch die sozialen Medien. Zu sehen sind Massenschlägereien, Krawalle und sexuelle Übergriffe. Scheinbar ständig. Scheinbar immer öfter. Scheinbar überall in Deutschland.
Doch die meisten dieser Videos zeigen gar nicht aktuelle Vorfälle, sondern werden seit Jahren immer wieder aufs Neue gepostet und stammen fast alle aus Berlin - für viele ohnehin längst die Hauptstadt der Freibadgewalt. Spätestens aber seit das Columbia Bad im Berliner Stadtteil Neukölln zwischenzeitlich geschlossen blieb. Immer wieder kam es hier zu Ausschreitungen und Übergriffen. Dann schrieben die Mitarbeiter einen Brandbrief und meldeten sich krank.
Weniger Straftaten im Freibad - aber mehr Gewalt?
Das Beispiel Baden-Württemberg zeigt zwei gegenläufige Trends: Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 ist die Zahl der Straftaten in Freibädern letztes Jahr zwar auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren gesunken.
Doch gleichzeitig sind Fälle von Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit im Vergleich zu 2019 deutlich angestiegen, ein Plus von 25,8 Prozent. Dazu zählen unter anderem Körperverletzung, Raub oder Nötigung. Und das Innenministerium teilt auf ZDFheute-Anfrage mit, dass sich für 2023 ein weiterer Anstieg der Gewalt- und Aggressionsdelikte abzeichnet.
Das Phänomen "Gewalt im Freibad" geht, laut Forscher Baier, mit einem generellen Trend einher, nämlich dem Anstieg der Jugendgewalt. Corona habe damit wenig zu tun, Jugendgewalt sei schon vor der Pandemie angestiegen. Zudem handle es sich nicht um "migrantische Gewalt", sondern insbesondere um Gewalt junger Männer.
Polizisten oder Pädagogen: Was hilft gegen Jugendgewalt?
Lösungsvorschläge waren auch diesen Sommer wieder schnell zur Hand: Polizei am Beckenrand, Einlasskontrollen wie im Club und Schnellverfahren für Unruhestifter. Wenig hilfreich, meint Gewaltforscher Baier. Dort wo es momentan brennt, könne mehr Sicherheitspersonal helfen. Viel wichtiger sei es aber, die breite Bevölkerung zu animieren ins Freibad zu gehen.
Einen positiven Aspekt habe die Debatte jedoch, so der Gewaltforscher: "Durch die Vorfälle in Freibädern fällt Jugendgewalt allen auf, und alle sind sich einig, dass wir das nicht wollen. Und deshalb sind wir auch bereit, etwas dagegen zu tun."
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