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Frankfurter Buchmesse:Zwischen soliden Zahlen und Zukunftssorgen
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Die Frankfurter Buchmesser findet zum 76. Mal statt. Es geht um Bildung, eine überraschend stabile Branche und die Frage, wie die Freude am Lesen weitergegeben werden kann.
Das weltgrößte Treffen für Buch-Enthusiasten öffnet seine Pforten - die Frankfurter Buchmesse. 15.10.2024 | 2:56 min
Die Frankfurter Buchmesse gilt nach wie vor als eines der größten und wichtigsten Branchentreffen der Welt: Schon zum 76. Mal findet sie in diesem Jahr statt. Bereits vor dem Start der offiziellen Programms fällt auf: Die Buchbranche steht solide dar - und schaut zugleich nach vorne.
Nach der offiziellen Eröffnung an diesem Dienstag öffnet die Buchmesse am Mittwoch für Fachpublikum, von Freitag bis Sonntag ist das breite Publikum willkommen. Gastland ist in diesem Jahr Italien. Die Buchmesse endet am Sonntag mit der Vergabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die Historikerin Anne Applebaum.
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Umsatz der Buchbranche bleibt stabil
In den ersten drei Quartalen dieses Jahres bewegte sich der Umsatz der Buchbranche leicht über Vorjahr und damit auf einem stabilen Niveau: "Das müssen uns andere Branchen erst mal nachmachen", sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs. Besonders erfreulich sei, dass junge weibliche Leserinnen sich für Bücher begeisterten.
Die Messe hat daher dem Genre "New Adult" rund 8.000 Quadratmeter eingeräumt. In diesem neuen Areal werde die Messe "eher den Charakter einer Convention als einer Messe haben", sagte der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos.
Die Buchbranche will nicht nur auf der Messe, sondern auch mit neuen Vermarktungsstrategien via TikTok und Co. jüngeres Publikum ansprechen.
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Kritik an Bildungspolitik
Literatur und die Treffen der Branche sind auch politisch. Buchmessen-Direktor Boos hofft auf der Messe auch auf "leidenschaftliche Debatten über die wunden Punkte der Gegenwart". Daran dürfte es auch in diesem Jahr zwischen den Verkaufsständen, Podiumsdiskussionen und Lesungen Raum geben. Dazu passt, dass die deutsche Verlagsbranche bereits vor der eigentlichen Eröffnung Kritik an der deutschen Bildungspolitik übt.
Lesekompetenz sei "Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe und wirtschaftliche Stabilität", betonte die Vorsteherin des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs. Allerdings verlasse in Deutschland noch immer jedes vierte Kind die Grundschule, ohne richtig zu lesen zu können. Die Politik müsse daher handeln. "Der Bildungsnotstand in diesem Land nimmt weiter zu."
Das habe Auswirkungen auf wirtschaftliche Perspektiven und sei gefährlich für die Demokratie, fügte Schmidt-Friderichs an.
An Bildung, Kultur und Leseförderung dürften daher auch in Zeiten knapper Haushalte nicht gespart werden, mahnte die Verlegerin.
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Reizthema Künstliche Intelligenz
Und noch ein anderes Thema beschäftigt die Branche. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz dürfte den Buchmarkt tiefgreifend verändern. KI biete viele Chancen, auch für Verlage, Buchhandlungen und die Logistik, räumte Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs ein. "Was sie - zumindest noch - nicht kann: Überraschende, irritierende, berührende, inspirierende Texte schreiben. Und was oft vergessen wird: Die Fähigkeiten dieser Systeme basieren auf dem größten Datenklau der Geschichte."
Urheberrechtlich geschützte Texte und Bilder würden millionenfach ohne das Einverständnis der Urheber und ohne Honorarzahlungen als Trainingsmaterial für Künstliche Intelligenz eingesetzt, beklagte Schmidt-Friderichs. "Das geht so nicht! Wir brauchen klare Regeln." Das europäische KI-Gesetz sei ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Das ist nur eines von vielen Themen, das die Besucherinnen und Besucher der Frankfurter Buchmesse bis kommenden Sonntag beschäftigen dürfte.
- Die Buchmesse wird am Dienstagabend offiziell eröffnet.
- Für Fachpublikum öffnet sie ab Mittwoch, alle anderen Besucherinnen und Besucher sind ab Freitagnachmittag willkommen.
- Ehrengast ist in diesem Jahr Italien.
- Zum ersten Mal gibt es ein eigenes Areal für "New Adult" - romantische Romane für junge Erwachsene.
- Erwartet werden rund 4.000 Aussteller sowie 1.000 Autoren und Sprecher.
- Im vergangenen Jahr kamen an den fünf Messetagen insgesamt 215.000 Besucher.
- Die Buchmesse endet am Sonntag mit der Übergabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die US-Historikerin Anne Applebaum.
Quelle: dpa, AFP, KNA, ZDF, kr
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