Fahrgastverband Pro Bahn: 49-Euro-Ticket oft zu kompliziert

    Kritik vom Fahrgastverband:Pro Bahn: 49-Euro-Ticket oft zu kompliziert

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    Bürokratisch und kompliziert: Ein 49-Euro-Ticket zu kaufen, ist nicht für alle einfach, sagt der Fahrgastverband Pro Bahn. Die Zufriedenheit der Nutzer steige aber trotzdem.

    Eine Person hält ein Deutschlandticket in der Hand, aufgenommen am 06.06.2023
    Deutschlandticket (Archivfoto)
    Quelle: Imago

    Knapp zwei Monate nach Start des Deutschlandtickets tun sich nach Einschätzung eines Fahrgastverbandes viele Kunden mit dem Erwerb des bundesweiten Fahrkartenangebots schwer. "Das war beim 9-Euro-Ticket besser. Man konnte das einfach am Fahrkartenautomaten als Papierversion kaufen", sagte Andreas Schröder vom Verband Pro Bahn.

    Ältere sehen sich vor hohen Hürden

    Dass das Ticket nur online, über Reisezentren oder mit Hilfe des Aboservices zu erwerben sei, stelle vor Herausforderungen und sei zu kompliziert, was viele Interessenten vom Kauf abhalte. Besonders ältere Menschen wünschten sich eine unbürokratischere Alternative.
    Auch, dass es das Ticket nur im Abo zu kaufen gibt, sei ein negativer Faktor. Somit seien beispielsweise Reisende aus dem Ausland aus dem Angebot ausgeklammert.

    Keiner kommt nach Deutschland für drei Tage und kauft sich dann ein Deutschlandticket im Abo.

    Andreas Schröder, Pro Bahn

    Wie kommt das 49-Euro-Ticket an?
    Das sagen Kunden, die Bahn und der Fahrgastverband.01.06.2023 | 2:32 min
    Wie das 49-Euro-Ticket bisher ankommt:

    Fahrgastverband: Mehr Zufriedenheit durch geringere Bahnauslastung

    Dazu komme, dass einige Fahrgäste die genauen Einsatzmöglichkeiten des Tickets nicht vollkommen verstünden und die Anerkennung in einigen Zügen nicht ganz klar sei.
    Insgesamt hätte sich die Zufriedenheit jedoch überwiegend ins Positive entwickelt. "Es ist besser als beim 9-Euro-Ticket, weil die Züge nicht so übervoll sind", sagte Schröder. Da das Deutschlandticket teurer und auf Dauer angelegt sei, gebe es keinen so unmittelbar erhöhte Nachfrage nach Zugfahrten wie im vergangenen Sommer, als das bundesweite Ticket auf nur drei Monate begrenzt war. Das bedeutete leere Züge und stressfreieres Reisen.

    Pro Bahn rechnet mit vollen Zügen in den Ferien

    Trotzdem rechnet Pro Bahn in den Sommerferien mit vielen überfüllten Zügen zu beliebten Ausflugszielen am Meer und in den Bergen. "Schon heute sind viele dieser Züge voll bis übervoll", sagte der Ehrenvorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
    Eine dringend notwendige Aufstockung der Verbindungen auf stark genutzten Strecken sei aber nicht möglich, sagte Naumann. "Die Bahn kann ihre Verbindungen nicht ausbauen, da es sowohl an Waggons und Personal fehlt, zudem würden die Bahnsteige für längere Züge nicht ausreichen."
    Auch der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende zieht zum Deutschland-Ticket eine gemischte Bilanz. Vor allem "frühere Abonnenten und regelmäßige Bahnfahrgäste" seien auf das 49-Euro-Ticket umgestiegen und würden damit nun meistens günstiger fahren. Doch das Ticket habe "nicht zu einer großen Verkehrsverlagerung vom Auto auf die Schiene geführt", bilanzierte Naumann.

    Verband bemängelt ungenügendes Streckennetz

    Hauptgrund dafür sei das mangelnde Angebot außerhalb größerer Städte und in ländlichen Gebieten. Das Streckennetz sei oft ungenügend, zudem seien Busse und Bahnen zu selten und nur in großen Zeitabständen unterwegs, kritisierte Naumann. Er forderte von der Politik dringend einen Ausbau des Bahnangebots.

    Über den Preis gewinnt man keine neuen Kunden, sondern nur über ein besseres Angebot.

    Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender von Pro Bahn

    Zudem müsse der Autoverkehr über höhere Parkkosten und City-Maut-Gebühren verteuert werden. "Ohne Einschränkungen beim Autoverkehr kommt es zu keiner Verkehrsverlagerung."

    Naumann: Noch viele Haken beim Ticketangebot

    Kritisch bewertet Naumann die unterschiedlichen Regelungen der Bundesländer bei den Zusatzkosten für Fahrräder, Zusatztickets für die erste Klasse oder Vergünstigungen für Studenten. Hier sei eine einheitliche bundesweite Regelung erforderlich, sagte Naumann. Außerdem hätten die Verkehrsunternehmen es versäumt, das Ticketsystem zu digitalisieren. "Immer noch gibt es Tickets sowohl digital als auch auf Papier. Hier wurde die digitale Transformation versäumt", kritisierte er.
    Das für 49 Euro erhältliche Deutschlandticket war nach zähem Ringen zwischen Bund und Ländern Anfang Mai als Nachfolger des in der Corona-Pandemie extrem viel genutzten 9-Euro-Tickets eingeführt worden. Im ersten Monat hatten nach Angaben des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen rund zehn Millionen Menschen das Ticket gekauft. Der Verband will nun aktuelle Zahlen und Informationen zum Deutschlandticket bekanntgeben.
    Quelle: dpa, AFP