Güner Balci zu Columbiabad: "Hatten schon früher Konflikte"

    Integrationsbeauftragte Neukölln:Columbiabad: Gab "schon früher Konflikte"

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    In Berliner Schwimmbädern kam es zuletzt vermehrt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Doch ist diese Situation tatsächlich neu? Neuköllns Integrationsbeauftrage Balci ordnet ein.

    Nach Ausschreitungen in Berliner Schwimmbädern, zum Beispiel im Columbiabad im Stadtteil Neukölln, ist eine bundesweite Debatte über die Sicherheit in Freibädern entflammt.
    Doch haben sich die Zustände im Schwimmbad im Laufe der Jahre tatsächlich gewandelt? Im Interview mit ZDFheute live ordnet die Integrationsbeauftrage von Berlin-Neukölln, Güner Balcı, die Situation ein und spricht über Möglichkeiten, weitere Gewalt in Berliner Schwimmbädern zu verhindern.
    Das sagt Güner Balcı über ...

    … die Frage, ob die Situation im Columbiabad sich verschärft hat:

    "Wir hatten auch früher schon Konflikte in dem Schwimmbad, es gab auch immer mal eine Prügelei - so ist es nicht. Das war jetzt nicht immer nur ein Ort des absoluten Friedens, weil auch damals schon Welten aufeinander getroffen sind", sagt Balcı. Sie glaubt aber trotzdem, dass sich die Situation in den letzten Jahren gewandelt habe:

    Für mich ist der Umstand, dass es da Konflikte gibt, nichts neues. Die haben sich verändert, die haben sich verlagert, die haben sich wahrscheinlich auch verstärkt in Teilen.

    Güner Balcı, Integrationsbeauftrage von Berlin-Neukölln

    Ihrer Meinung nach sei es aber wichtig, vor allem zu schauen, was man den Menschen anbieten könne, damit sie weiterhin sorgenlos schwimmen gehen könnten. Da müsse man "ganz viele Ideen zusammenbringen."
    Balcı merkt außerdem an, dass, wenn man die Badegäste frage, viele Besucher ganz überrascht darüber seien, dass plötzlich so viel Aufmerksamkeit auf dem Columbiabad liege.

    Da gehen die alle trotzdem regelmäßig hin, trotz der Prügeleien und Rangeleien.

    Güner Balcı, Integrationsbeauftrage von Berlin-Neukölln

    Man müsse aber auf jeden Fall verhindern, dass diese Gewalt weiterhin stattfinden könne. Gerade für Kinder und Jugendliche sei das wichtig, da viele "vielleicht doch in Mitleidenschaft gezogen werden, obwohl sie gar nicht Teil des Ganzen sein wollen."
    Die allermeisten Badegäste seien aber "sehr vernünftige Menschen, die auch einfach gar keine Lust auf diese Gewaltexzesse haben, die ab und an stattfinden", sagt Balcı.

    … die Frage, ob toxische Männlichkeit eines der Grundprobleme sein könnte:

    Den Begriff "toxische Männlichkeit" würde Balcı selbst nicht verwenden. Was sie aber sehe ist, "dass es auf jeden Fall ein Rollenverständnis ist, was sehr schwierig ist, für eine bestimmte Gruppe."

    Das ist natürlich ein Männlichkeitsbild, wo man eben Macht demonstriert, durch eine Gewaltdominanz, die man dann da auslebt.

    Güner Balcı, Integrationsbeauftrage von Berlin-Neukölln

    Das sei "eine bestimmte Gruppe", die das mache "und die Gruppe, die darunter leidet ist wiederum auch eine, die wahrgenommen wird als der migrantische Mann."
    Balcı betont, die allermeisten Menschen mit Migrationshintergrund, die das Columbiabad besuchen, hätten gar keine Lust auf diese Art von Gewalt. "Und deswegen muss man das immer sehr klar auch wirklich unterscheiden und trennen."

    Dieses Schwimmbad hat schon immer eine besondere soziale und kulturelle Mischung gehabt, und das ist gut so. Da begegnen Menschen einander, die einander manchmal gar nicht begegnen.

    Güner Balcı, Integrationsbeauftrage von Berlin-Neukölln

    Allerdings müsse man die Momente, in denen es eskaliert, besser in den Griff bekommen.

    ... wurde im Jahr 1975 in Berlin-Neukölln geboren und wuchs dort auch auf. Bereits während und nach dem Studium engagierte sie sich in der Integrationsarbeit für Jugendliche aus Einwandererfamilien, insbesondere in der Mädchenarbeit.

    Bis 2010 war sie Fernsehredakteurin beim ZDF und sorgte unter anderem mit dem Film "Kampf im Klassenzimmer" für Aufmerksamkeit, der sich mit dem Gewaltpotenzial junger Migranten auseinandersetzte. Im Anschluss arbeitete sie als freie Autorin und Fernsehjournalistin, unter anderem mit Reportagen für SPIEGEL Online, das ARD-Politmagazin Panorama und als Kolumnistin der Stuttgarter Nachrichten sowie für den Deutschlandfunk. 

    Im August 2020 wurde sie Integrationsbeauftragte von Neukölln.

    Quelle: Munzinger-Archiv

    … die Frage, ob Hausverbote auch aus Personalgründen nicht umgesetzt werden könnten:

    "Absolut! Sie müssen sich das vorstellen, die Leute zeigen alle brav ihren Ausweis. Wenn es dann zu einem Konflikt kommt, muss der auch schnell gemeldet werden, das muss auch schnell an der richtigen Adresse landen", so Balcı.
    Das Badepersonal müsse auch dementsprechend geschult und aufgestellt sein. Meistens kenne das Personal die einzelnen Leute oder Gruppen, die im Columbiabad für Unruhe sorgen.

    Und wenn man da ein bisschen präventiv rangeht und das Personal in jeder Hinsicht besser ausstattet, dann kann man sowas auch viel besser verhindern.

    Güner Balcı, Integrationsbeauftrage von Berlin-Neukölln

    Das Interview für ZDFheute live führte Jessica Zahedi.