Freibad-Randale in Berlin: Debatte über mehr Polizei

    Berlin sucht nach Lösungen:Freibad-Randale: Debatte über mehr Polizei

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    Die Berliner Politik sucht nach neuen Ausschreitungen im Neuköllner Columbiabad nach Lösungen. Bundesinnenministerin Faeser bringt eine höhere Polizeipräsenz in Spiel.

    Ein Schild mit dem Logo der Berliner Bäder-Betriebe und dem Schriftzug "Sommerbad Neukölln" ist an der Fassade des Sommerbades am Columbiadamm in Neukölln zu sehen.
    Das Columbiabad in Berlin-Neukölln ist seit dem vergangenen Wochenende geschlossen.
    Quelle: dpa

    Die derzeitige Schließung des Columbiabads in Berlin-Neukölln nach neuen Auseinandersetzungen hat eine Diskussion über die Sicherheit in Freibädern ausgelöst. Zusätzlichen Zündstoff lieferte ein Brief der Belegschaft von Mitte Juni, der an die Öffentlichkeit gelangte.
    Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) will kurzfristig Maßnahmen ergreifen. "Wir werden nicht dulden, dass ein kleiner Teil unserer Bäder zu rechtsfreien Räumen wird", sagte er am Mittwoch in Berlin. Wie die Maßnahmen konkret aussehen sollen, ließ Wegner offen. Er deutete aber an, dass er Polizeipräsenz in den Bädern kritisch sieht.

    Wir müssen Maßnahmen treffen, die so gut sind, dass die Sicherheit in den Bädern gewährleistet wird und dass die Polizisten nicht das Gefühl haben, sie werden verbrannt.

    Kai Wegner (CDU), Bürgermeister von Berlin

    Faeser: Hart gegen Gewalt vorgehen

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach sich dagegen für mehr Polizisten in Bädern aus. Der Rechtsstaat müsse gerade in öffentlichen Schwimmbädern, wo viele Kinder und Jugendliche sind, hart gegen Gewalt vorgehen, sagte sie in Berlin. Das heiße eben auch: Polizeipräsenz.
    Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) holte unterdessen Polizei, Bäder-Betriebe und Sozialvereine am Dienstagabend an einen Tisch, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Spranger machte deutlich, dass sie von den Bäder-Betrieben erwartet, dass diese für Sicherheit in ihren Anlagen Sorge tragen.

    Columbiabad bleibt wohl ganze Woche zu

    Das Columbiabad war am frühen Sonntagabend zum wiederholten Mal frühzeitig geschlossen und geräumt worden. Grund sei eine Auseinandersetzung von Jugendlichen mit Beschäftigten des Bades und Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes gewesen, hieß es vom Bäderbetreiber.






    Am Montag und Dienstag blieb das Bad aufgrund eines hohen Krankenstandes geschlossen. Bei der Einrichtung hieß es am Mittwochmorgen, das Columbiabad bleibe vermutlich die gesamte Woche zu, es werde von Tag zu Tag neu entschieden.

    Brandbrief der Beschäftigten der Bäderbetriebe

    Der Chef der Bäderbetriebe, Johannes Kleinsorg, hatte sich bereits zuvor besorgt gezeigt:

    Die Menge der Vorfälle und das Verhalten einiger Badegäste stellen für unsere sehr engagierten Mitarbeitenden in den Bädern in der Summe eine extreme Belastung dar. Das ist auf Dauer so nicht tragbar.

    Johannes Kleinsorg, Chef der Berliner Bäderbetriebe

    Zusätzlichen Zündstoff lieferte ein Brief der Belegschaft der Bäderbetriebe von Mitte Juni. Darin werde "auf das untragbare Ausmaß der Umstände" aufmerksam gemacht, heißt es in einem Bericht des "Tagesspiegels". Die Hausordnung werde täglich "vorsätzlich missachtet".

    "Verbale Attacken, Spucken, Pöbeln"

    Mitarbeitern werde immer häufiger Gewalt angedroht. "Verbale Attacken, das Spucken oder Pöbeln" seien üblich. Personal werde "bewusst psychisch terrorisiert". Das Sicherheitspersonal sei nicht in der Lage, Hausverbote durchzusetzen oder Straftaten anzuzeigen.
    Auf dem Bild ist die Perspektive von einem fünf Meter Brett in einem Freibad zu sehen.
    In Freibädern herrscht deutschlandweit ein Mangel an Bademeistern. Im Hochsommer kommt es deshalb vielerorts zu eingeschränkten Öffnungszeiten. Wie die Betreiber die Badesaison noch retten wollen.09.06.2023 | 1:56 min
    Die Bediensteten schreiben von einer "eklatanten Unterbesetzung" und fordern unter anderem in der Hauptzeit Zugang und Tageskarten nur für Familien mit Kindern und ständig Polizei vor Ort.
    Einen begrenzten Zugang hält auch die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) für ein sinnvolles Mittel. Mehr Polizisten in den Schwimmbädern erteilte GdP-Sprecher Benjamin Jendro eine Absage. Es müssten professionelle Sicherheitsdienste angestellt werden.

    Es ist immer leicht, Polizeipräsenz zu fordern. Das ist bei Straftaten auch vollkommen in Ordnung. Aber Polizisten sind keine Bademeister.

    Benjamin Jendro, GdP-Sprecher

    Quelle: Marion van der Kraats, dpa

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