Zensur in US-Gefängnissen:"Bücher waren im Gefängnis das Wichtigste"
von Anna Kleiser, Pensacola, Florida
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Insassen in den USA kommen immer schwieriger an Bücher. Immer mehr Gefängnisse schränken den Zugang ein. Projekte wie "Open Books" werden deshalb immer wichtiger.
Über Bücher in Florida wurde in den vergangenen Jahren viel berichtet. Selten im Fokus sind dabei die Insassen in den Gefängnissen des Bundesstaates, die immer schwerer an Lesestoff kommen.
Quelle: ZDF
Bei "Open Books" riecht es nach altem Papier, überall stapeln sich Bücher und Kisten voller Bücher, die darauf warten, sortiert zu werden. Wer den kleinen Buchladen mitten im Wohngebiet in Pensacola, Florida, betritt, sucht meist entweder günstigen Lesestoff oder möchte Bücherspenden loswerden. Für Jessyca Smoke ist es mehr als das.
Dieser Bücherladen hat einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen, sagt sie: "Ich habe wahrscheinlich Bücher von hier gelesen, als ich im Gefängnis war." Sie ist gekommen, um etwas zurückzugeben. Indem sie Bücher kauft, kann sie das Projekt dahinter unterstützen. Sie kommt so oft sie kann.
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Kostenlose Bücher für Gefangene
Denn ein Teil der Bücher in den Kisten und Regalen wird im Gefängnis landen. Das Projekt hinter "Open Book" verkauft gespendete Bücher sehr günstig und nutzt alle Einnahmen um auf Bestellung kostenlos Bücher ins Gefängnis zu liefern. Für Insassen ist es immer schwieriger, an Bücher zu kommen. In Florida dürfen Privatleute keine Bücher ins Gefängnis schicken, auch deshalb wurde Open Books 2020 als Charity-Buchladen gegründet, erklärt Johnny Ardis.
Für manche kann das lebensverändernd sein. Für Jessyica Smoke waren es Alkohol- und Drogensucht sowie falsche Freunde, die sie dazu gebracht haben, das Gesetz zu brechen. Sie war schuldig, saß ihre drei Jahre ab. 15 Jahre ist das her, seither hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Sie sei als anderer Menschen aus dem Gefängnis gekommen.
Alles, was einen auch nur für einen kurzen Moment aus diesem Umfeld herausholen könne, sei wundervoll, sagt Smoke über Bücher.
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PEN: Florida ist Bundesstaat mit höchsten Restriktionen
Florida ist nicht der einzige Staat, der es Privatpersonen und teils auch Organisationen verbietet, Bücher ins Gefängnis zu schicken. Auch in anderen Staaten ist es verboten. Hintergrund ist meist die Sorge vor Drogenschmuggel mit den Büchern. Kritiker sagen: Die Drogen finden meist einen anderen Weg, aber die Bücher und die Information haben es dann wesentlich schwerer.
Laut einer Analyse der Organisation PEN America haben die Einschränkungen seit 2015 stark zugenommen - von 30 Prozent Gefängnissen, die nur sehr eingeschränkt Bücher annehmen damals, auf 84 Prozent im Jahr 2023. Moria Marquis hat für PEN Amerika die Analyse betreut. Sie betont gegenüber ZDFheute, Projekte wie "Open Books" seien unverzichtbar.
Die Einschränkungen für Büchersendungen in Gefängnis seien demnach noch schwerwiegender als die inhaltliche Zensur. Doch auch diese Verbote sind erheblich. Im Jahr 2023 standen in Florida über 22.000 Bücher auf dem Index, es ist der Bundesstaat mit den meisten Einschränkungen. Der häufigste Grund für inhaltliche Zensur ist laut PEN "sexuell expliziter" Inhalt, wodurch neben Romanen auch Kunst-, Medizin- und Bilderbücher zensiert werden.
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Tausende Bücher für Floridas Gefangene
Diverse Organisationen versuchen, daran etwas zu verändern. Das politische Klima würde aktuell aber nicht besser, sondern schlechter, sagt Marquis. Ein Lichtblick sei die Forderung mehrerer demokratischer Senatoren Anfang Oktober nach der Offenlegung der Einschränkungen durch die Bundesgefängnisse. Mehr Transparenz als ersten Schritt, der Weg bis zu einer echten Verbesserung ist noch sehr weit.
Johnny Ardis hilft seit er in Rente ist regelmäßig bei "Open Books". Der gemeinnützige Bücherladen wird nur von Freiwilligen betrieben.
Quelle: ZDF
"Open Books" hat in seinen zwanzig Jahren Tausende Bücher in Floridas Gefängnisse verschickt. An den Wänden in dem gemeinnützigen Bücherladen hängt Kunst, die Gefangene als Dank zurückschicken. Teilweise große Plakate aus Papierbögen, die mit Briefmarkenresten zusammengeklebt wurden.
Solches Feedback hält Freiwillige wie Johnny Ardis bei der Stange. Sie sind nicht bereit, die Insassen aufzugeben.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
Quelle: ZDF
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