New Adult: Die Faszination von Dark Romance

    "New Adult" auf der Buchmesse:Die Faszination von Dark Romance

    von Natacha Olbrich
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    "New Adult", Bücher für junge Erwachsene, liegt voll im Trend. Die Fangemeinde ist so riesig, dass dem Genre auf der Frankfurter Buchmesse ein ganzes Areal gewidmet ist.

    Zwei junge Frauen mit Taschen über der Schulter beugen sich über ausgelegte Bücherstapel mit bonbonfarbenen Schnitten. An der Wand ist in pinken Neon-Röhren-Buchstaben zu lesen: Love wins always and forever.
    Der Trend um "heiße Bücher" für junge Erwachsene hat auf der Frankfurter Buchmesse erstmals eine eigene Halle für die Altersgruppe.18.10.2024 | 6:16 min
    Mehr als 40 Bücher hat sie geschrieben, darunter die Reihe "Very Bad Kings": Jane S. Wonda gilt unter den Fans als "Queen der Dark Romance".
    Schon die ersten Zeilen klingen ziemlich verrucht: "Warnung: Jeder Satz in diesem Buch könnte dein Gehirn ficken. Wir spielen ein Spiel. Wir sind grausame Bastarde, denen ein Menschenleben nichts bedeutet."

    Dark Romance: Nichts für Zartbesaitete

    Wer sich von diesem Vorwort nicht abschrecken lässt, weiß worauf er sich einlässt. Denn die Reihe "Very Bad Kings" von der deutschen "Dark Romance"-Autorin Jane S. Wonda ist nichts für Zartbesaitete.
    Frankfurter Buchmesse
    In Frankfurt hat die weltweit größte Buchmesse begonnen. Eine neue Zielgruppe macht Hoffnung. Deshalb bekommt "New Adult-"-Literatur viel Platz in den Hallen. 16.10.2024 | 1:33 min
    In den bislang neun Bänden geht’s ordentlich zur Sache: Mobbing, Betrug, Missbrauch, Beinahe-Vergewaltigungen. Doch was einige Leser vielleicht als geschmacklos empfinden, ist für die Fans von Jane S. Wonda genau die richtige Prise "Spice", die diese Spielart des Genres "New Adult" ausmacht.

    Also es ist immer noch eine Romance. Und das bedeutet eben kein Drama. Das bedeutet Happy End!

    Jane S. Wonda, Autorin

    Zielgruppe von New Adult: weiblich, jung, romantisch

    Was 2011 mit "Fifty Shades of Grey" anfing, wird nun mit Coming-of-Age-Stories verwoben. Die Zielgruppe von Dark Romance sind Leserinnen und Leser zwischen 18 und Anfang 30, die meisten Fans sind weiblich. Die Romanfiguren besuchen oft Elite-Colleges und müssen sich in der Welt der Reichen und Schönen behaupten.
    Auf der Buchmesse bewegen sich viele Menschen in den Gängen zwischen den Ständen.
    Am zweiten Tag der Frankfurter Buchmesse widmet sich die Kulturzeit-Redaktion Schriftsteller*innen, die sich mit dem Thema Liebe und Hass beschäftigen.17.10.2024 | 6:14 min
    Die "Kings" von Jane S. Wonda stammen aus sehr mächtigen Familien, sie sind es gewohnt, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen, Frauen dienen ihnen nur zum Vergnügen, werden benutzt und dann "zerstört und entsorgt". Und doch suchen auch diese verkommenen Charaktere die wahre Liebe. Eine altbekannte Story, schon tausendmal erzählt. Was macht also den Reiz dieser Geschichten aus?

    Ich glaube, den Reiz dieser Bücher macht zum einen grundsätzlich aus, dass jede Person im Leben vielleicht mal Zurückweisung erfahren hat, auch im romantischen Sinne.

    Anaïs Kaluza, Psychologin und Journalistin

    "Speziell bei Dark Romance ist die Zurückweisung umso größer", so Kaluza weiter, "weil die Männer schreckliche Charaktere sind, und die Frauen sie zu besseren Männern machen. Dadurch ist die Entwicklung, die diese Männer machen, riesig und die Zurückweisung oder das Überwinden von der unerwiderten Liebe noch erfolgreicher."
    "Das Literarische Quartett spezial - U21": Emilia Ebeling, Pauline Lätsch, Clara Christ, Thea Dorn sitzen nebeneinander auf einer Stufe im Studio und lächeln in die Kamera.
    Drei jungen, literaturbegeisterte Frauen stellen ihre Lieblingsbücher vor.19.10.2024 | 44:01 min

    Buchmesse gewinnt junge Leser zurück

    Jane S. Wonda und der Fan-Community unter anderem auf TikTok ist es zu verdanken, dass es auf der diesjährigen Buchmesse eine eigene Halle für das Genre "New Adult" gibt. Die Buchbranche hat erkannt, dass die Käufergruppe immer stärker wird, stellt Stefan Hauck vom Börsenblatt des Deutschen Buchhandels:

    New Adult heißt, dass man die jungen Erwachsenen als Leser wieder rückgewinnen kann. Und wer letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse war hat gesehen, dass die plötzlich in Massen kamen.

    Stefan Hauck, Redakteur Börsenblatt des Deutschen Buchhandels

    Alle hätten gestaunt, weil man lange gesagt habe, Jugendliche würden nicht mehr lesen. "Und plötzlich hat man gemerkt, das ist doch der Fall", erklärt Hauck.
    "Ich würde schätzen, dass wir bei Romance bei gut 15 Prozent Anteil innerhalb der Belletristik sind - das geht ja von Krimi bis sonstwas. Das ist ein Anteil, der in den letzten Jahren gewachsen ist. Und wenn man sich die Verlagsvorschauen anschaut, auch fürs kommende Jahr, merkt man: Dieser Anteil wächst und wächst und wächst."

    Kritik: Toxische Muster in Dark-Romance-Literatur

    Doch es gibt auch negative Stimmen: "Dark Romance" verherrliche toxische Beziehungsmuster. Die Männer sind stets schön und mächtig, die Frauen jung und naiv. Gewalt gehört zum Alltag, ebenso Erniedrigung und Abwertung. Um sich die Anerkennung der Männer zu verdienen, müssen die weiblichen Romanfiguren sehr viel erdulden.
    Friederike (28), war rund 2,5 Jahre in einer toxischen Beziehung.
    Was eben noch als Liebesparadies erschien, entpuppt sich als Liebeshölle. Als toxische Beziehung.16.07.2023 | 27:00 min

    Was ich an diesen Inhalten kritisieren würde, ist zum einen, dass diese toxischen Beziehungen - oder häufig ist es eben auch sogar die Darstellung von Gewalt in der Partnerschaft - in einem gewissen Maße romantisiert wird.

    Anaïs Kaluza, Psychologin und Journalistin

    Diese Vorwürfe lässt Autorin Wonda nicht auf sich sitzen. Sie plant demnächst ein Sachbuch über toxische Beziehungen zu schreiben und findet, dass ihre Bücher im Gegenteil sogar einen Ausweg aus toxischen Beziehungsmustern zeigen, da ihre Romanfiguren sich daraus befreien und ihren eigenen Weg gehen.
    Auch der Kritik, dass die Inhalte ihrer Bücher antifeministisch seien, weil sie oftmals die männliche Perspektive darstelle, widerspricht sie vehement:

    Diese männliche Perspektive ist ja von einer Frau geschrieben. Das ist ja schon mal Punkt eins. Und ... Wenn ich als Frau das schreibe und eine Frau das liest, dann ist das Feminismus!

    Jane S. Wonda, Autorin

    Natacha Olbrich ist Redakteurin der 3sat-Sendung "Kulturzeit".

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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