"Bravo"-Starschnitt: Ausstellung in Rüsselsheim startet
Ausstellung von Puzzle-Postern :"Bravo"-Starschnitte schaffen es ins Museum
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An der Wand, am Schrank oder der Zimmertür: Die "Bravo"-Starschnitte waren einst in etlichen Jugendzimmern zu finden. In Rüsselsheim startet nun eine Ausstellung mit den Postern.
Historische "Starschnitte" aus der Jugendzeitschrift "Bravo" in der Ausstellung in den Opelvillen.
Quelle: dpa
Den Anfang machte Brigitte Bardot. Oder genauer gesagt ihre Füße - in schwarzen Pumps und Netzstrumpfhosen. Im März 1959 legte die "Bravo" den ersten Teil ihres allerersten Starschnitts auf. Man werde nun in den folgenden Heften "ein Stückchen von Brigittchen" veröffentlichen - zum Ausschneiden und Aufkleben, hieß es damals in der Jugendzeitschrift.
Auf die Füße folgten neun weitere Teile. Wer alle gesammelt hatte, konnte "die ganze zierliche Figur von Frankreichs lebendem Denkmal in ganzer Größe zu Hause haben. 156 cm Brigitte Bardot!"
Ausstellung "Bravo"-Starschnitte startet in Rüsselsheim
Nachzulesen und anzuschauen ist das alles in den Opelvillen im hessischen Rüsselsheim. Dort wird von diesem Sonntag (25. Juni) an die Ausstellung "Bravo"-Starschnitte gezeigt - eine "Sammlung von Legenden". Zu sehen gibt es insgesamt 45 nachgedruckte Puzzle-Poster, zwischen 1959 und 2004, die einen sehr westlich geprägten Starkult dokumentieren.
Die Schau gibt nicht nur Einblicke in längst vergangene Jugendkulturen, sondern erinnert auch an die Gesellschaft in den Jahrzehnten zwischen Nachkriegsmief und Digitalisierung. Kuratorin Beate Kemfert sagt:
So ist neben Bardot ein Starschnitt von Peter Kraus zu sehen. Es folgen gleich zwei Mal die Beatles oder Elvis Presley.
Marilyn Monroe und James Dean sind ebenso ausgestellt, wie Mick Jagger oder ABBA - inklusive musikalischer Begleitung. Eine auf dem Boden kniende Madonna wird aus den 1980ern gezeigt, aber auch Modern Talking, Boris Becker oder der Außerirdische E.T.. Aus der Millennium-Zeit ist etwa Rapper Eminem dabei.
Kunsthistorikerin: "Bravo" in vielen Haushalten verboten
"Starschnitte waren schon etwas Besonderes. Die 'Bravo" prägte Generationen von Teenagern, aber war in vielen Haushalten auch verboten", sagt Kunsthistorikerin Kemfert. "Wir haben hier auch Starschnitte von Schock-Rockern wie Kiss oder Alice Cooper - oder von der Gruppe Village People, die in der Homosexuellen-Szene gefeiert wurde.
Nach Angaben der Bauer Media Group, die die "Bravo" herausgibt, aber nicht an der Ausstellung beteiligt ist, wurden über die Jahrzehnte insgesamt rund 120 Starschnitte veröffentlicht.
Ex-Chefredakteur: "Bravo" war für Jugendliche Tor zur weiten Welt
Alex Gernandt, der von 1988 bis 2013 für "Bravo" arbeitete, zuletzt als Chefredakteur, sagt über die Zeitschrift: "Früher war 'Bravo' für die Jugendlichen das Tor zur weiten Welt."
Doch die Zeiten, als die "Bravo" als Inbegriff der Jugend galt, sind längst vorbei. In den vergangenen Jahren erlebte die Zeitschrift, die inzwischen nur noch monatlich erscheint, einen drastischen Auflagenrückgang, wie viele andere Printmedien auch.
Im ersten Quartal 2023 lag die verkaufte Auflage bei knapp 53.000 Exemplaren. Zum Vergleich: 1998 waren noch 970.000 Hefte verkauft worden.
Für Millionen Jugendliche war die "Bravo" jahrzehntelang feste Instanz in Sachen erwachsen werden. Mit Themen, die Teenies in West und Ost interessieren: Stars, Aufklärung und erste Liebe.