Als die "Bravo" 1956 erscheint, ahnt niemand, wie sehr sie gesellschaftliche Veränderungen befeuern wird. "ZDFzeit" zeichnet die Geschichte des Jugendblattes nach, das viele Jahre Auflagen-Champion war und sich jetzt gegen die Social-Media-Konkurrenz behaupten muss
"Bravo": Von Eltern gefürchtet, von Jugendlichen geliebt
"Bravo" verkaufte jahrzehntelang mehr Hefte als jedes andere Magazin und erreichte in ihrer Zielgruppe der 10- bis 15-Jährigen quasi 100 Prozent. Für viele Eltern gefürchteter Schund, in der DDR gar verboten, für Teenies in Ost und West ein unersetzlicher Wegbereiter. Welche Bedeutung hatte die "Bravo" wirklich, mit welchen Tricks hat sie die Leserschaft an sich gebunden, und war sie tatsächlich so revolutionär?
Ehemalige "Bravo"-Fans und Promis wie Uschi Glas, Wolfgang Niedecken (BAP), Enie van de Meiklokjes oder Jessica und Nadja von den No Angels erinnern sich an ihre Zeit als "Bravo"-Leser und "Bravo"-Stars. Einige von ihnen erlebten, wie sich das Jugendmagazin von einer Film- und Fernsehprogrammzeitschrift im konservativen Nachkriegsdeutschland zu einem Magazin über die Stars des Rock 'n' Roll und der Beatmusik entwickelte und die Köpfe und Herzen der jungen Leserschaft eroberte.
"Bravo" wird harte Währung in der DDR und für Teenies zentraler Aufklärungsratgeber
Ein Blick in die Geschichte der "Bravo" zeigt, wie das Jugendmagazin umstrittene Bands wie die Rolling Stones schon mal zu netten Schwiegersöhnen ummünzte, um sie schließlich auf Exklusiv-Tournee nach Deutschland zu holen; welchen Einfluss das Jugendmagazin auf die Musikbranche hatte und wie geschmuggelte "Bravo"-Poster in der DDR zur harten Währung auf dem Schulhof wurden. Durch gezielte Marketingstrategien wie Starschnitte, Foto-Love-Storys und vor allem "Dr. Sommer" und Co. entwickelte sich die Zeitschrift für die Teenies nicht nur zum Promi-Exklusiv-Kontakt, sondern auch zum zentralen Aufklärungsratgeber.
Klassiker am Endpunkt?
Auch wenn die "Bravo" stets unpolitisch war und selbst bei der Elterngeneration nicht anecken wollte, blieb sie bis zur Jahrtausendwende das "Zentralorgan" der deutschen Jugend. Nach der Wiedervereinigung war das Blatt entscheidend an der Schaffung eines der ersten gesamtdeutschen Pop-Phänomene beteiligt: Die Band Tokio Hotel verdankte ihren Erfolg zu einem großen Teil der Förderung durch die Zeitschrift. Und die erfolgreichste deutsche Girlband, die No Angels, wurde von der "Bravo" ganz essenziell in ihrer Karriere unterstützt. Doch im Zeitalter von Instagram, Spotify, YouTube und Co. verliert die Jugendzeitschrift zunehmend an Bedeutung.