Klima statt Kohle: Was Bottrop richtig macht

    Klima statt Kohle:Was Bottrop richtig macht

    Dorthe Ferber
    von Dorthe Ferber
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    Mitten im Kohlenpott und Vorreiter beim Klimaschutz: Bottrop startete 2010 als "Innovation City" und gilt als klimafreundliche Kommune. Inzwischen ist die Stadt weltweites Vorbild.

    Auf dem Bild sind die Solardächer der Stadt Bottrop zu sehen.
    Bottrop hat den Sprung geschafft – von der ehemaligen Kohle- zur klimaneutralen Musterstadt. In zehn Jahren wurden 50 Prozent der Energiekosten eingespart. Klimaneutralität - ein zentrales Thema beim diesjährigen Städtetag.24.05.2023 | 1:59 min
    Die vielen Solarpaneele auf Dächern und an Hauswänden fallen auf, Bottrop ist die NRW-Stadt mit den meisten Photovoltaik-Anlagen pro Kopf. Die Stadt will bis 2035 klimaneutral werden und sie ist auf gutem Weg.
    Bottrop ist es innerhalb von zehn Jahren gelungen, seine CO2-Emission zu halbieren. Ausgerechnet Bottrop - die Stadt hat eine traditionelle Verbindung zur Steinkohle, hier wurde noch bis 2017 die letzte deutsche Steinkohlezeche betrieben. Die Schließung der Zeche haben sie natürlich herausgerechnet bei der CO2-Bilanz. Allein sie hat Bottrop sehr viel Emissionen erspart - ohne jede weitere Anstrengung.
    Nach dem Ende der Steinkohle zeigte Bottrop, wie Aufbruch geht:

    Energiewende mit den Menschen zusammen

    Aber die 120.000-Einwohner-Stadt hat sich angestrengt, um die CO2-Emissionen weiter zu senken und eine Methode gefunden, um eine klimafreundliche Kommune zu werden: Energiewende von unten, gemeinsam mit den Menschen in der Stadt.
    Die werden zunächst befragt, wie sie sich klimafreundliches Leben vorstellen. Es gibt Workshops, mehr als 11.000 Bottroper haben inzwischen daran teilgenommen. Danach entstehen klimafreundliche Stadtteile, sogenannte Quartiere. Da gibt es dann Neubauten als sogenannte Plus-Energie-Häuser, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen.

    Beratung mit Blick auf das Portemonnaie

    Wer bereits ein Haus besitzt, kann sich beim "Innovation City Management (ICM)" kostenlos beraten lassen. Beratung direkt im Heizungskeller, mit Blick auf das eigene Portemonnaie: Eine Photovoltaik-Anlage rechnet sich in wenigen Jahren - Umweltschutz soll finanziell entlasten.

    Wir sind ganz konkret, erdnah vor Ort, von Haus zu Haus im Quartier unterwegs. Das ist der entscheidende Hebel dafür gewesen, dass wir wirklich in zehn Jahren 50 Prozent eingespart haben.

    ICM-Geschäftsführer Burkhard Drescher

    Inzwischen hat jeder dritte Eigentümer an einer Energieberatung teilgenommen, in Bottrop werden jedes Jahr dreimal so viel Gebäude modernisiert wie im deutschen Durchschnitt.

    Fast jedes Gebäude lässt sich klimaneutral umbauen.

    ICM-Geschäftsführer Burkhard Drescher

    Überzeugung fiel nicht leicht

    Dabei waren die Leute im einstigen Kohlerevier zunächst nicht so einfach von der Umweltidee zu überzeugen. Dabei half wieder der Blick auf das Geld. Wer modernisiert, kann einen Zuschuss bekommen oder auch einen vergünstigten Kredit.
    Das Geld ist gut angelegt: 2,7 Millionen Euro Fördergeld hat Bottrop gezahlt, mehr als zwanzig Millionen Euro haben die Menschen für die Modernisierung ihrer Häuser selbst ausgegeben.
    Beratung gibt es auch zum Thema Klimafolgen: Wie schütze ich mein Haus vor Hitze oder bei Starkregen? So werden Gebäude begrünt oder Asphaltflächen durch Rasen ersetzt.

    Bottroper Klimaexperten beraten auch andere Kommunen

    Bottrops Oberbürgermeister ist inzwischen international ein gefragter Mann. Bernd Tischler erklärt in Japan und den USA, wie grüne Kommune geht: "Die Probleme sind weltweit ähnlich", sagt er.

    Wir haben in Bottrop eine Blaupause geschrieben, die man ganz gut auf andere Städte übertragen kann.

    Bernd Tischler, Oberbürgermeister Bottrop

    Die Bottroper Klimaexperten beraten inzwischen viele andere Kommunen. Allein im Ruhrgebiet gibt es 16 weitere ICM-Büros und auch Städte wie Berlin und Hamburg wollen von den Bottroper Erfahrungen profitieren.
    Denn Bottrop hat auch aus Fehlern gelernt. Nicht jeder Wunsch ist finanziell machbar, nicht jede Technik funktioniert in jedem Gebäude gleich gut. Was auf jeden Fall funktioniert, ist der Ansatz. Die Bottroper Energiewende von unten - Menschen mitnehmen statt sie zu überfordern.
    Dorthe Ferber leitet das ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.

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