Bonhoeffer-Gedicht "Von guten Mächten" wird 80 Jahre alt

    Dietrich Bonhoeffer:Gedicht "Von guten Mächten" wird 80 Jahre alt

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    "Von guten Mächten wunderbar geborgen", dieser Text des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer ist weltweit bekannt. Der Entstehungskontext des Gedichts ist dramatisch.

    Dietrich Bonhoeffer
    Der Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945), Archiv.
    Quelle: Imago

    "Von guten Mächten treu und still umgeben" - so beginnt das berühmte Gedicht des Theologen Dietrich Bonhoeffer. Das siebenstrophige Schriftstück wurde oft vertont, vor allem aus Gesangsbüchern der evangelischen Kirche ist es nicht mehr wegzudenken.
    Das Gedicht stammt aus einem Brief Bonhoeffers, den er in der Vorweihnachtszeit am 19.12.1944 aus dem Gefängnis an seine Verlobte und Familie schrieb. Bis heute geben die Zeilen vielen Menschen Halt, auch auf Trauerkarten ist das Gedicht oft abgedruckt. Anlässlich des Erscheinens vor 80 Jahren ein Blick zurück auf das bewegte Leben eines NS-Widerstandskämpfers.
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    Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) schrieb sein Gedicht "Von guten Mächten“ am 19. Dezember 1944 in einem Brief aus dem Kellergefängnis des Reichssicherheitshauptamts in Berlin, Prinz-Albrecht-Straße, an seine Verlobte Maria von Wedemeyer.

    Sie gab das Original später an die Houghton Library der US-amerikanischen Harvard University. Die Briefe liegen mittlerweile auch als digitales Faksimile vor.

    Der gesamte Text:

    Von guten Mächten treu und still umgeben,
    behütet und getröstet wunderbar,
    so will ich diese Tage mit euch leben
    und mit euch gehen in ein neues Jahr.

    Noch will das alte unsre Herzen quälen,
    noch drückt uns böser Tage schwere Last.
    Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
    das Heil, für das du uns geschaffen hast.

    Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
    des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
    so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
    aus deiner guten und geliebten Hand.

    Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
    an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
    dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
    und dann gehört dir unser Leben ganz.

    Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
    die du in unsre Dunkelheit gebracht,
    führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
    Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

    Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
    so lass uns hören jenen vollen Klang
    der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
    all deiner Kinder hohen Lobgesang.

    Von guten Mächten wunderbar geborgen,
    erwarten wir getrost, was kommen mag.
    Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
    und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

    Quelle: ekd.de

    Theologisch geprägter Widerstandskämpfer

    1906 in Breslau geboren, entwickelt sich Bonhoeffer mit Anfang 20 zum theologischen Überflieger. Er kritisiert das nationalsozialistische Regime von Anfang an für dessen Rassenpolitik, wird Mitglied der Bekennenden Kirche, die sich gegen die Hitler-treuen Deutschen Christen wendet. 1939 gibt es die Chance zur Emigration und damit zur Rettung seines Lebens: Schon in den USA angekommen, entscheidet er sich jedoch gegen eine Pfarrstelle in New York und reist zurück nach Deutschland.
    Dank persönlicher Beziehungen arbeitet Bonhoeffer während des Kriegs für den militärischen Auslandsgeheimdienst im Oberkommando der Wehrmacht. Das schützt ihn vor dem Militärdienst an der Front. Durch seine Arbeit kommt er mit dem militärischen Widerstand gegen Hitler in Kontakt und schließt sich den konspirativen Kreisen an. Erst wenige Wochen vor seiner Verhaftung 1943 hatte Bonhoeffer sich mit der 18 Jahre jüngeren Maria von Wedemeyer verlobt.

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    Hoffnung in der Haft

    Im Dezember 1944 ist der evangelische Theologe bereits seit einem Jahr inhaftiert. Bonhoeffer ist ein persönlicher Gefangener Adolf Hitlers, denn er ist Teil eines Widerstandsnetzwerks, das für mehrere gescheiterte Attentatsversuche auf den Diktator verantwortlich ist. In seiner Gefängniszelle im Hauptquartier der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin versucht Bonhoeffer, einen Alltag aufrechtzuerhalten: Schlafen, Essen, Lesen, Briefe schreiben, Beten, etwas Turnen und Gehen in der Zelle. Die Mahlzeiten sind spärlich.
    Am 19. Dezember 1944, kurz vor Weihnachten, darf Bonhoeffer mit Genehmigung der Gefängnis-Zensur einen Brief an seine Verlobte Maria von Wedemeyer schreiben: ein Blatt Papier mit eng beschriebener Vorder- und Rückseite. Auf der Rückseite befindet sich das Gedicht, das mit den Worten "Von guten Mächten treu und still umgeben" beginnt. Hoffnungsvoll schreibt Bonhoeffer:

    Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe ich mich noch keinen Augenblick allein u. verlassen gefühlt.

    Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945), in einem Brief von 1944

    Trotz aller Zuversicht und Hoffnung nimmt Bonhoeffers Leben nicht einmal ein halbes Jahr später ein tragisches Ende: Kurz vor Kriegsende, die Alliierten sind bereits im Anmarsch, wird er am 9. April 1945 auf Hitlers Befehl im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. Der Weihnachtsbrief an seine Verlobte ist eines seiner letzten Zeugnisse aus der Haft.
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    Vermächtnis lebt bis heute weiter

    Die guten, unsichtbaren Mächte von denen er schreibt, verbindet Bonhoeffer mit den vielen Menschen, die ihn in seinen Gedanken begleiten. So beschreibt es auch der Theologe und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, der eine enge Beziehung zu Bonhoeffers theologischem Werk hat: "Das beschränkt er nicht nur auf die gute Macht Gottes, die ihm nahe ist, sondern auch der Menschen, die ihm lieb und wichtig sind - insbesondere natürlich seine Verlobte, aber auch seine Eltern und seine Geschwister."
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    Gedicht und Brief hätten etwas sehr Persönliches, sowohl im Anklang an seine eigene Situation als auch im Blick auf die Adressatin, sagt Huber. Für Wolfgang Huber ist das Großartige an Bonhoeffers Text, dass man ihn biografisch nachvollziehen kann, "aber zuzüglich alle Freiheit hat, ihn davon zu lösen und auf die eigene Lebenssituation und Lebensgeschichte zu beziehen". So spendet das Gedicht und das daraus entstandene Lied bis heute vielen Menschen Hoffung und Kraft.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: epd

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