Vor 80 Jahren: Attentat auf Hitler

    FAQ

    Stauffenberg und der Widerstand:Vor 80 Jahren: Attentat auf Hitler

    von Peter Hartl
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    Vor 80 Jahren am 20. Juli 1944 gab es einen Staatsstreichversuch gegen Hitlers Regime. Was geschah damals? Und mit welchen Folgen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

    Official oath-taking ceremony of the German Armed Forces
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    Was geschah am 20. Juli 1944?

    Am 20. Juli 1944 gegen Mittag verübt der Generalstabsoffizier der deutschen Wehrmacht, Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, ein Bombenattentat auf Adolf Hitler und die Armeeführung. Der entschlossene, aber konspirativ vorgehende Widerstandskämpfer nutzt dafür seinen Zugang zu einer Lagebesprechung im Führerhauptquartier "Wolfsschanze". Vier Anwesende sterben, acht werden verwundet.
    Doch Hitler überlebt, dank unvorhersehbarer Zufälle: In der kurzen Frist vor dem vorverlegten Termin gerät nur einer der zwei Sprengsätze in die Aktentasche, die unter einem schweren Eichentisch platziert und dann noch weggeschoben wird. Die leichte Holzbauweise der Baracke lässt zudem viel Druck entweichen. In der Folge misslingt auch der geplante Staatsstreich.

    Wer stand hinter Stauffenberg?

    Stauffenberg handelt nicht allein. Eine Reihe von aktiven und ehemaligen Militärs, aber auch viele Zivilisten bereiten (sich auf) den Staatsstreich vor. Diese insgesamt etwa 200 Personen repräsentieren ein breites politisches Spektrum des Widerstands.
    "Attentat auf Hitler - Stauffenberg und der deutsche Widerstand": Historische Schwarz-Weiß-Aufnahme: Eine Gruppe von Offizieren begrüßt Hitler am 15. Juli 1944 vor Hitlers Hauptquartier "Wolfschanze".
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    Welche Ereignisse führten zu dem Umsturzversuch?

    Schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs formieren sich Gegner Hitlers, auch in den Führungseliten und im Militär. Deren Vorhaben schlagen jedoch fehl, teils aus Mangel an Mut und Unterstützung. Besonders der Kriegsverlauf, markiert durch die verheerende Niederlage in Stalingrad, und die grausamen Verbrechen, besonders die Massenerschießung der jüdischen Bevölkerung im Osten, bringen auch Konservative zum Widerstand, um 1942 auch Oberst i. G. Stauffenberg. In der Folge schmiedet er maßgeblich den Umsturzplan unter dem Codewort "Unternehmen Walküre" mit.

    Was war das "Unternehmen Walküre"?

    Ursprünglich sollte das "Unternehmen Walküre" das Ersatzheer, also die in der Heimat verbliebenen Truppen, ermächtigen, gegen innere Unruhen, etwa von Zwangsarbeitern, vorzugehen. Doch Stauffenberg und Oberst i. G. Henning von Tresckow, die treibenden Kräfte der Verschwörung, schreiben mit anderen den Plan 1943 unauffällig um und legen damit die Befehlsgrundlage für den geplanten Umsturz an, um nach der Beseitigung Hitlers auch gegen die NSDAP und die SS vorgehen zu können. 
    Olaf Scholz
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    Weshalb gelang der Staatsstreich nicht?

    Vom Attentat auf Hitler erfahren die meisten militärischen Befehlshaber erst, als zugleich dessen Überleben bekannt gegeben wird. Opportunismus, mangelnde Entschlossenheit aus Angst vor einem Scheitern und die Berufung auf den persönlich gegenüber Hitler verpflichtenden Eid hindern die meisten am Handeln. Sie sind aber die Einzigen, die zu dieser Zeit noch die Macht gehabt hätten, das Regime zu stürzen.

    Was geschah nach dem missglückten Staatsstreich?

    Misstrauisch gewordene Offiziere im Berliner Bendlerblock, der improvisierten Befehlszentrale der Verschwörer, befreien den befehlshabenden Generaloberst Friedrich Fromm aus deren Händen. Fromm veranlasst noch in der Nacht des 20. Juli die Erschießung Stauffenbergs und dreier Mitstreiter.
    Graphic-Novel-Motiv, das Adolf Hitler in braunem Hemd vor grauer Wand zeigt.
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    Einem großangelegten Rachefeldzug des Regimes fallen bis Kriegsende etwa 200 Menschen zum Opfer, auch Unbeteiligte. Selbst Kinder von Widerständlern werden ihren Familien entrissen. Ein erfolgreicher Umsturz im Juli 1944 hätte hingegen Millionen Menschenleben retten können, an den Fronten, in den bombardierten Städten und den Todeslagern.

    Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

    Der 20. Juli war keine symbolische Aktion, der Umsturz hätte gelingen können. Es existierten bereits ein Regierungsprogramm und eine lange Liste mit Führungspersonen für einen freien Staat nach Hitler. Einiges davon, etwa die Zusammenarbeit über politische Gräben hinweg, fundierte das demokratische Gefüge nach 1945.
    Der aktive Widerstand gegen das Regime, weit über den 20. Juli hinaus, widerlegt das gängige Narrativ, man hätte sich dem Unrecht nicht widersetzen können, und zeugt auch vom persönlichen, selbstlosen Mut der Handelnden. Umso wichtiger, dass sie nicht in Vergessenheit geraten.
    Eine wesentliche Schlussfolgerung: Gewaltverbrecher wie die Führungsriege des NS-Staates dürfen schon im Vorfeld niemals eine unumschränkte Machtfülle erhalten, gegen die dann kaum noch anzukommen ist. "Die zentrale Erkenntnis", so die Historikerin Maria-Magdalena Köhler, die über Widerstandsbiografien forscht, "die bei der Beschäftigung mit dem Widerstand immer wieder deutlicher wird, ist, dass man bei Unrecht auch nicht einen Millimeter nachgeben darf."
    Peter Hartl ist Redakteur in der Redaktion Zeitgeschichte.

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