Fenster-Abriss bei 737-9 Max:Flugverbot für 171 Boeing-Maschinen
Neuer Ärger mit Boeings 737-9 Max: Nach einem Vorfall, bei dem ein Kabinenteil während eines Flugs herausbrach, lässt die US-Luftfahrtbehörde weltweit 171 Flugzeuge überprüfen.
In der EU und Nordamerika müssen bestimmte Flugzeuge vom Typ Boeing 737-9 Max überprüft werden. Die Luftfahrtbehörden reagieren damit auf einen Vorfall in den USA.07.01.2024 | 0:24 min
Nach dem Abriss eines Kabinenteils samt Fenster an einer Boeing 737-9 Max hat die US-Luftfahrtbehörde FAA ein vorübergehendes Flugverbot und sofortige Inspektionen für 171 Maschinen des Typs angeordnet. Die Überprüfungen würden vier bis acht Stunden pro Flugzeug in Anspruch nehmen, teilte die Behörde am Samstag mit. Dies gelte für Maschinen, die von US-Fluggesellschaften betrieben würden oder auf amerikanischem Territorium unterwegs seien.
Die britische Luftfahrt-Aufsicht CAA erklärte, es gebe zwar keine solchen Maschinen, die in Großbritannien registriert seien. Man habe aber alle nicht-britischen Fluggesellschaften aufgefordert zu bestätigen, dass sie Überprüfungen vornehmen, bevor sie in den britischen Luftraum eintreten. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) äußerte sich ähnlich und fügte hinzu, dass keine europäische Fluggesellschaft "derzeit ein Flugzeug in der betroffenen Konfiguration betreibt".
In der EU und Nordamerika müssen Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max 9 überprüft werden. Zuvor musste eine Maschine notlanden, da sich nach dem Start ein Teil der Kabinenwand löste.07.01.2024 | 0:21 min
Airlines haben mit Inspektion gestartet
Unterdessen haben Fluggesellschaften mit der Inspektion ihrer Maschinen begonnen. Die US-Fluglinie Alaska Airlines teilte mit, bis Samstag (Ortszeit) sei mehr als ein Viertel ihrer Flugzeuge des Typs überprüft worden. Besorgniserregende Entdeckungen habe es nicht gegeben. United Airlines erklärte, 33 seiner 79 Maschinen des Typs Max 9 inspiziert zu haben.
Für die Passagiere einer Boeing 737-9 Max der US-Gesellschaft Alaska Airlines endet ihr Flug mit einem großen Schreck. Die Maschine verliert in der Luft ein Fenster samt Wandteil.
Der Zwischenfall hatte sich am Freitag (Ortszeit) auf einem Alaska-Airlines-Flug ereignet - auf dem Weg von Portland im Bundesstaat Oregon zum Flughafen Ontario, der östlich von Los Angeles liegt. Die Fluggesellschaft hatte danach bereits von sich aus angekündigt, vorerst alle ihre Maschinen des Typs Boeing 737-9 Max am Boden zu halten und die 65 Flugzeuge einer gründlichen Wartung und Sicherheitsprüfung zu unterziehen.
Jugendlicher durch Druckabfall verletzt
Medienberichten zufolge hatte sich ein Fensterteil samt Wandteil plötzlich gelöst und war davongeflogen. Es habe einen großen Knall gegeben, und dann sei Luft durch das Loch hereingeströmt, berichteten Passagiere der Zeitung "The Oregonian". Der Sitz direkt neben dem Fenster sei unbesetzt gewesen, aber ein Jugendlicher auf dem Mittelsitz habe Verletzungen vom plötzlichen Druckabfall davongetragen. Berichte über Schwerverletzte gab es demnach nicht.
Das Flugzeug konnte trotz des abgerissenen Fensters sicher landen.
Quelle: Kyle Rinker via Reuters
In einer Mitteilung der Airline hieß es, kurz nach dem Start sei die Maschine mit 171 Passagieren an Bord zum Flughafen zurückgekehrt und dort sicher gelandet. Das Flugzeug, das in den Vorfall verwickelt war, ist brandneu. Es wurde erst im November in Betrieb genommen und hat laut der Webseite Flightradar24 erst 145 Flüge absolviert.
Mangelhafte Cockpit-Software für zwei Abstürze verantwortlich
Es ist der jüngste Vorfall mit Boeings meistverkauftem Modell, das nach Abstürzen 2018 und 2019 in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Toten aus Sicherheitsgründen fast zwei Jahre lang am Boden bleiben musste. Es stellte sich heraus, dass eine mangelhafte Cockpit-Software für die Abstürze verantwortlich war. Die Flugzeuge durften erst wieder starten, nachdem Boeing ein automatisches Flugsteuerungssystem angepasst hatte, das in die Abstürze verwickelt war.
Im vergangenen Jahr wurde die Auslieferung von Max-Flugzeugen zeitweise unterbrochen, um Fertigungsfehler zu beheben. Im Dezember forderte das Unternehmen die Fluggesellschaften auf, die Flugzeuge auf eine möglicherweise lose Schraube im Rudersteuersystem zu überprüfen.
Quelle: dpa, Reuters