Nach Attentat in Brüssel: Was bekannt ist

    Verdächtiger erschossen:Attentat in Brüssel: Was bekannt ist

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    In Brüssel sind am Montagabend zwei Menschen getötet worden. Der mutmaßliche Täter soll polizeibekannt gewesen sein. IS reklamiert den Anschlag für sich. Was zur Tat bekannt ist.

    Die ganze Nacht ist nach ihm gefahndet worden. Am Dienstagmorgen dann wurde er von der Polizei in einem Café in die Enge getrieben und erschossen. Der mutmaßliche Verantwortliche für die tödlichen Schüsse auf zwei schwedische Fußballfans in Brüssel ist tot.
    "Der Täter ist neutralisiert", sagte Brüssels Bürgermeister Philippe Close der Nachrichtenagentur Belga, die unter Berufung auf Polizeikreise auch von einem Schusswechsel mit dem mutmaßlichen Islamisten berichtete.
    Zunächst hatte der von der Polizei niedergestreckte Mann noch identifiziert werden müssen, hieß es zuvor von der Staatsanwaltschaft. Die Polizei habe eine Waffe bei ihm gefunden, die die des Mordanschlags vom Montagabend sein könne.
    Terrormiliz IS reklamiert Anschlag in Brüssel für sich
    Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag mit zwei Toten in Brüssel für sich reklamiert. Eine entsprechende Botschaft verbreitete die Dschihadisten-Miliz am Dienstagabend über ihr Sprachrohr "Amak". Ein Kämpfer des IS habe die Attacke im Umfeld eines Fußballspiels verübt und dabei zwei "Christen" getötet, hieß es in der Mitteilung. Der Angreifer sei schließlich getötet worden.
    Als Grund für die Tat nannte der IS einen Aufruf der Gruppe, gegen Staatsangehörige der US-geführten Militärkoalition in Syrien zu kämpfen. Schweden hatte im Irak kurdische Truppen im Kampf gegen den IS ausgebildet. Die Terrormiliz hatte in der Vergangenheit weite Gebiete in Syrien und dem benachbarten Irak beherrscht. Trotz des 2019 verkündeten militärischen Siegs über den IS sind dessen Zellen weiterhin im Land aktiv und verüben Anschläge.

    Wer ist der mutmaßliche Täter?

    Es handle sich um einen 45-jährigen abgelehnten Asylbewerber aus Tunesien, sagte Justizminister Vincent van Quickenborne am frühen Morgen noch vor der Festnahme.
    Der Mann sei 2016 erstmals auf dem Radar der Behörden aufgetaucht, so ZDF-Korrespondent Krüger. Es habe viele Hinweise gegeben, dass er eine "radikalisierte Person sei". Nach dem abgelehnten Asylantrag sei er eigentlich ausreisepflichtig gewesen.

    Bittere Ironie ist, dass die Behörden sich gerade über ihn noch einmal zusammensetzen wollten. Dafür wurde ein Termin anberaumt: Und dieser Termin war heute.

    Gunnar Krüger, ZDF-Korrespondent

    Der mutmaßliche Täter war im Zusammenhang mit Menschenhandel, illegalem Aufenthalt und Gefährdung der Staatssicherheit polizeibekannt.
    Im Juli 2016 wurden von einer ausländischen Polizeibehörde unbestätigte Informationen übermittelt, wonach der Mann ein islamistisches Profil habe und in ein Konfliktgebiet in den Dschihad ziehen wolle, sagte der Justizminister. Solche Informationen gebe es allerdings zuhauf. Sie seien ohne Ergebnis überprüft worden. "Darüber hinaus gab es, soweit unseren Diensten bekannt, keine konkreten Hinweise auf eine Radikalisierung", hieß es.
    Die schwedische Migrationsbehörde gab am Dienstagabend bekannt, dass der Attentäter eine Haftstrafe in dem skandinavischen Land verbüßt hat. "Er verbüßte zwischen 2012 und 2014 eine Haftstrafe", sagte ein Behördensprecher. Warum der Tunesier zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war, wurde nicht bekannt.
    Premierminister Alexander De Croo teilte mit, man gehe derzeit nicht von einem Netzwerk, sondern einem Einzeltäter aus.

    Wie ist die Tat abgelaufen?

    Am Montagabend war der bewaffnete Mann laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga im Norden der Innenstadt von einem Roller abgestiegen und hatte auf der Straße Schüsse abgegeben.
    Als mehrere Menschen in einen Hauseingang flohen, soll er sie verfolgt und auf sie geschossen haben. Die Polizei bestätigte diese Angaben zunächst nicht. Ein drittes Opfer ist laut Staatsanwaltschaft inzwischen außer Lebensgefahr. Die ganze Stadt war in Alarmbereitschaft, Menschen wurden aufgefordert, sich sofort in Sicherheit zu bringen. Für die belgische Hauptstadt war am Montagabend die höchste Terrorstufe ausgerufen worden.

    Wer sind die Opfer der Tat?

    Bei den Todesopfern handelt es sich um zwei etwa 60 und etwa 70 Jahre alte schwedische Männer, wie das schwedische Außenministerium dem Fernsehsender TV4 bestätigte. Der Ältere habe im Großraum Stockholm gelebt, der Jüngere außerhalb Schwedens. Auch das dritte Opfer, das den Anschlag überlebt hat, sei ein schwedischer Mann um die 70, hieß es bei TV4.
    Die beiden Schweden starben rund fünf Kilometer entfernt vom Brüsseler Fußballstadion, wo die Nationalmannschaften Belgiens und Schwedens in einem EM-Qualifikationsspiel gegeneinander spielten. Das Spiel wurde abgebrochen.
    Schwedische Fans trauern
    Schwedische Fans trauern
    Quelle: afp

    Was könnte das Motiv für die Tat sein?

    Die genauen Motive für die Tat liegen noch im Dunkeln, auch wenn Regierung und Staatsanwaltschaft sehr klar von Terror sprechen. In sozialen Netzwerken wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Beitrag einer Person geteilt, die sich als der Angreifer ausgegeben habe und behauptete, von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) inspiriert zu sein. Zudem kursierte im Internet vielfach ein Video, das die Tat zeigen soll.
    Die schwedische Staatsangehörigkeit der Opfer könnte nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Motivation für die Tat gewesen sein. In diesem Jahr hatten Menschen in Schweden und später auch in Dänemark mehrmals Koran-Exemplare verbrannt und damit wütende Reaktionen unter Muslimen ausgelöst. Für die skandinavischen Länder hatte all das diplomatischen Ärger nach sich gezogen. Mindestens eines der Opfer soll ein schwedisches Fußballtrikot getragen haben.

    Gibt es eine Verbindung zum Nahost-Konflikt?

    Ein Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas wurde am Tag zuvor noch ausgeschlossen, am Dienstag sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Sender VRT:

    Aber wir haben inzwischen festgestellt, dass er in seinen sozialen Medien eine Reihe von Unterstützungsbekundungen für das palästinensische Volk geteilt hat.

    Sprecher der belgischen Staatsanwaltschaft

    Das könnte also doch eine Rolle gespielt haben. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft stellte allerdings klar, dass es bislang keine Verbindung zwischen dem Anschlag und dem israelisch-palästinensischen Konflikt gebe.

    Wie geht es jetzt weiter?

    Am Tag nach dem Anschlag galt in Brüssel zunächst noch die höchste Terrorstufe. Schulen und Behörden blieben teilweise geschlossen, die Polizeipräsenz war deutlich erhöht. Auch für das restliche Land wurde die Bedrohungsstufe hochgesetzt - auf die zweithöchste. Ab Dienstagabend galt auch für Brüssel die gleiche Warnstufe wie für den Rest des Landes.
    In den nächsten Tagen wird die Aufarbeitung in dem politisch tief gespaltenen Land beginnen. Im Fokus dürfte die Frage stehen: Hätte das Attentat verhindert werden können?
    Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson forderte am Tag nach dem Anschlag bessere Grenzkontrollen in der EU. Der mutmaßliche Täter habe sich vor dem Anschlag zeitweise in Schweden aufgehalten. Im Nachrichtendienst X, ehemals Twitter, kündigte Kristersson an, am Mittwoch nach Brüssel reisen zu wollen, um der Opfer zu gedenken.
    Der Rat der Muslime in Belgien verurteilte das Attentat. Er forderte die Behörden "zu größter Entschlossenheit auf, um unsere nationale Gemeinschaft zu schützen und so schnell wie möglich Licht ins Dunkel zu bringen".
    Quelle: dpa, AP, Reuters