Bahnstreiks: Kündigungen beim Deutschlandticket befürchtet

    Mögliche Bahnstreiks im Sommer:Kündigungen beim Deutschlandticket befürchtet

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    Kommt es nach dem Scheitern der Verhandlungen zwischen Bahn und Gewerkschaft EVG zu unbefristeten Streiks in den nächsten Wochen? Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt vor den Folgen.

    Archiv: Fahrgäste steht am Berliner Bahnhof Ostkreuz am Bahnsteig
    Neue Bahnstreiks im Sommer könnten der Mobilitätswende schaden, befürchtet der Fahrgastverband Pro Bahn. (Archiv)
    Quelle: dpa

    Bei einem längeren Streik in diesem Sommer könnte die Bahn aus Sicht von Fahrgastvertretern zahlreiche Kunden dauerhaft verlieren.
    "Wenn es zum unbefristeten Streik kommt, wird es zu massiven Kündigungen beim Deutschlandticket kommen", warnte der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Detlef Neuß. Für die Mobilitätswende weg vom Auto zur Bahn sei das kontraproduktiv. "Die im Auto sitzen, werden sich bestätigt fühlen", sagte Neuß. Das Deutschlandticket war im Frühjahr eingeführt worden.

    Zehn Millionen Deutschlandtickets im Juni verkauft

    Seit Mai erlaubt es für 49 Euro im Monat, bundesweit sämtliche Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr zu nutzen. Im Juni haben nach Branchenangaben knapp zehn Millionen Menschen das Ticket genutzt. Das Abo ist monatlich kündbar.
    Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am Donnerstag eine Urabstimmung über unbefristete Streiks angekündigt. Zudem seien Warnstreiks weiterhin möglich. Konkrete Ankündigungen gab es noch nicht.

    Fahrgastverband fordert "Streikfahrplan"

    Der Kurs auf Streik sei zu Beginn der Feriensaison problematisch für viele Urlauber, sagte Neuß. Das treffe auch Menschen, die sich wegen der hohen Inflation keine große Urlaubsreise leisten können und stattdessen einen Ausflug mit der Bahn planten.
    "Wir fordern einen Streikfahrplan", so Neuß. Es dürften bei einem Ausstand nicht alle Fahrten ausfallen. Morgens und nachmittags sei ein Grundangebot notwendig, etwa für Wege von und zur Arbeitsstelle. Viele Menschen seien auf Busse und Bahnen angewiesen.
    Zu sehen sind zwei im Bahnhof stehende ICE.
    Für Bahnreisende könnte es ein nerviger Sommer werden: Nach dem Scheitern der Tarifgespräche beschließt die Gewerkschaft EVG eine Urabstimmung über unbefristete Streiks.22.06.2023 | 2:05 min
    Neuß kritisierte die Strategie der EVG: "Man war ja schon ziemlich dicht beieinander. Muss man da unbedingt über einen unbefristeten Streik noch mehr rausholen?" Dies geschehe auf dem Rücken der Fahrgäste.

    Konkurrenz zwischen den Gewerkschaften?

    Eine Rolle spielt dabei nach Beobachtung von Pro Bahn die Konkurrenz der EVG mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). "Früher war die Gewerkschaft mit Biss immer die GDL. Und jetzt will die EVG beweisen, dass sie das auch kann."
    Quelle: dpa

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