Grindr gibt HIV-Status seiner Nutzer an Dritte weiter

    Dating-App für Schwule:Grindr gibt HIV-Status seiner Nutzer weiter

    Dominik Rzepka
    von Dominik Rzepka
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    Millionen schwule Männer nutzen die Dating-App Grindr. Viele geben dort ihren HIV-Status an. Die sensiblen Daten teilt Grindr mit Externen wie einer Tochter des US-Konzerns Amazon.

    Die schwule Dating-App Grindr auf einem Smartphone.
    Viele schwule und bisexuelle Männer nutzen die Dating-App Grindr. Sie vereinbaren hier Dates und Sex mit anderen Nutzern, die sich gerade in der Nähe befinden.
    Quelle: Christoph Dernbach/dpa

    Sie ist eine der beliebtesten Apps unter schwulen Männern: Grindr. Millionen Männer verabreden sich hier mit anderen Nutzern in der Nähe. Manchmal zum Kaffee, meistens zum Sex. Viele Nutzer schreiben in ihr Profil, ob sie HIV-positiv oder HIV-negativ sind und wann sie sich zuletzt auf HIV haben testen lassen. Freiwillig.
    Diese sensiblen Gesundheitsdaten teilt Grindr mit Externen. Das bestätigt ein Sprecher des Unternehmens ZDFheute. Demnach stellt Grindr die Daten wie etwa den HIV-Status seiner Nutzer "Amazon Web Services" zur Verfügung, einem Tochterunternehmen des US-Konzerns Amazon. Dabei handelt es sich um einen technischen Dienstleister, dessen Server Grindr nutzt.
    Diese Praxis verkündet Grindr auch in seinen neuen Datenschutzrichtlinien, über die das Unternehmen seine Nutzer in diesen Tagen informiert.
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    ZDFheute Infografik
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    Bisher wenig Kontrolle durch Datenschützer

    Darüber hinaus teilt Grindr die Daten seiner Nutzer noch mit mindestens einem weiteren Unternehmen: "Partner Hero". Dieser Dienstleister übernimmt im Auftrag von Grindr den Support, beantwortet also Anfragen der Nutzer. "Partner Hero" hat nach eigenen Angaben rund 1.500 Angestellte, sie arbeiten unter anderem in den USA, Honduras und Brasilien.
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    Dass Grindr mit externen Dienstleistern zusammenarbeitet, ist prinzipiell zulässig, sagt die Berliner Datenschutzbeauftragte, Meike Kamp. Allerdings müsse das Unternehmen die Zuverlässigkeit seiner Dienstleister prüfen. Ob das tatsächlich geschieht, weiß Kamp nicht: "Uns liegen keine Informationen dazu vor, wie Grindr solch sensible Angaben von Nutzern konkret verarbeitet."
    Martin Tschirsich vom Chaos Computer Club fordert, die Mitarbeiter von "Partner Hero" und "Amazon Web Services" dürften keinesfalls an die hoch sensiblen Gesundheitsdaten von Grindr-Nutzern gelangen:

    Es müssen technische Maßnahmen wie Verschlüsselung umgesetzt sein, die einen Zugriff der Dienstleister sicher ausschließen.

    Martin Tschirsich, Chaos Computer Club

    Grindr verspricht Verschlüsselung von Daten

    Grindr versichert, genau das zu tun. Sowohl Grindr selbst als auch externe Dienstleister würden große Anstrengungen unternehmen, um die Daten der Nutzer zu schützen, sagt ein Sprecher ZDFheute:

    Die Daten werden verschlüsselt. Amazon Web Services kann nicht auf die Daten zugreifen, die wir bei ihnen hinterlegen.

    Patrick Lenihan, Grindr-Sprecher

    Die digitalpolitische Sprecherin der Linken, Anke Domscheit-Berg, überzeugen solche Beteuerungen nicht. Grindr und "Amazon Web Services" würden als US-Firmen unter anderem dem sogenannten Patriot Act unterliegen, weswegen sie sensible Daten gegenüber dem US-Geheimdienst offenlegen müssten. Darin liege Erpressungspotential - etwa bei öffentlich nicht bekannter Homosexualität.

    Sechs Millionen Euro Bußgeld im Jahr 2021

    Außerdem habe Grindr früher bereits sensible Daten geteilt. Im Jahr 2021 hatte das Unternehmen mehr als sechs Millionen Euro Strafe in Norwegen zahlen müssen wegen eines Datenschutzverstoßes. Laut Domscheit-Berg ist keinesfalls sicher, ob Grindr tatsächlich keine Daten mehr an Werbepartner weitergibt:

    Grindr wurde in der Vergangenheit schon mehrfach für seinen fahrlässigen und intransparenten Umgang mit sensiblen Daten kritisiert. Mein Vertrauen wäre da nicht sehr groß.

    Anke Domscheit-Berg, Linke

    Personen, deren Homosexualität nicht öffentlich bekannt ist, rät Domscheit-Berg davon ab, Grindr zu nutzen. Zumindest sollten sie dort eine bestehende HIV-Infektion nicht angeben. "Diese Daten sind so hochsensibel und schutzwürdig, dass ich eine Erhebung verantwortungslos finde."

    • Kondome und Femidome beim Geschlechtsverkehr schützen vor HIV. Viren gelangen dann nicht auf Schleimhäute und in den Körper.
    • Schutz durch Therapie: Medikamente, die HIV-Positive regelmäßig einnehmen, unterdrücken die Vermehrung der Viren im Körper. HIV kann dann nicht mehr übertragen werden.
    • Prä-Expositions-Prophylaxe, kurz PrEP: Dabei nehmen Menschen mit hohem HIV-Risiko vorbeugend HIV-Medikamente ein, die vor einer Ansteckung schützen. PrEP schützt vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.
    Quelle: Deutsche Aidshilfe

    Hamburger Datenschützer rät von Grindr ab

    Grindr nutzen oder nicht? Den HIV-Status angeben oder nicht? Über den richtigen Umgang mit der App sind sich selbst Datenschützer nicht einig. Die Berliner Datenschutzbeauftragte verweist darauf, dass Grindr eine wichtige Plattform für Menschen der LGBTQ-Community sei. Es könne für Nutzer wünschenswert sein, den HIV-Status dort anzugeben, "um sich selbst und andere zu schützen".
    Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Thomas Fuchs rät von einer Nutzung der App hingegen ab. Da Grindr in den USA sitzt, würden die Daten der Nutzer in ein Drittland übermittelt. Der Datenschutz dort sei mit dem in Europa nicht vergleichbar. Fuchs sagt ZDFheute:

    Dies macht die Nutzung des Dienstes insgesamt problematisch.

    Thomas Fuchs, Hamburger Datenschutzbeauftragter

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