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Das Gute zum Wochenende:Wiesn ohne Reue: Geht Volksfest nachhaltig?
von Sina Schwerdt
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Guten Morgen,
Bierzelt, Riesenrad und Zuckerwatte - wenn der Altweibersommer einzieht, öffnen überall in der Republik die Volksfeste ihre Tore. So wurde gestern das Cannstatter Volksfest mit dem traditionellen Fassanstich eingeläutet.
In München hieß es schon vor einer Woche "O'zapft is" und seitdem wird auf dem Oktoberfest kräftig gefeiert. Dass die Inflation auch vor den Wiesenzelten nicht Halt macht und ein Gast im Schnitt um die 14 Euro für die Maß Bier bezahlen muss, scheint der Feierlaune bisher keinen Abbruch zu tun. Und doch hat die Stadt mitgedacht und angesichts der allgemeinen Teuerung veranlasst, dass es erstmals kostenlos Trinkwasser auf dem Festgelände gibt. An vier Wasserspendern können die Besucherinnen und Besucher ihren Durst stillen.
Regionales quellfrisches Trinkwasser - das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Auf den ersten Blick scheint es zwar um die Ökobilanz des weltweit größten Volksfestes nicht sonderlich gut bestellt - mit Lichtern übersäte Fahrgeschäfte, riesige Gastronomiezelte und Menschen, die aus aller Welt anreisen, prägen das Bild. Tatsächlich aber ist die Wiesn in mancherlei Hinsicht sogar ein Vorreiter in Sachen nachhaltig feiern.
Schon 1991 wird nur noch Mehrweggeschirr und -besteck zugelassen und auch Getränkedosen sind vom Festgelände verbannt. Bei der Stromversorgung der öffentlichen Wiesn-Bereiche wie den Toiletten und den Straßen hat man vor über 20 Jahren auf Ökostrom umgestellt. Seit 2012 nutzen diesen auch alle Schausteller, Marktkaufleute und Wirte. Durch den Einsatz von LED-Technik werden bei Fahrgeschäften und Verkaufsbuden 20 bis 30 Prozent Strom eingespart.
Und auch in und auf den Festzelten tut sich was: Solaranlagen auf den Dächern sorgen für eine umweltschonende Beleuchtung und in acht Zelten wird das Wasser der Bierkrug-Spülmaschinen nicht direkt in den Abwasserkanal geleitet, sondern für die Zelt-Toiletten zweitverwendet. Allein so können jedes Jahr rund 7.000 Kubikmeter Wasser eingespart werden.
Ein oft unterschätzter Faktor bei Volksfesten ist die Anreise: 10 bis 20 Prozent der Gesamtenergie fällt bereits durch die Autofahrt zum Festgelände an. In München bietet sich als klimafreundlichere Option der öffentliche Nahverkehr an. Für das Cannstatter Volksfest steht in diesem Jahr erstmals eine Alternative zu den Öffis bereit: Besucherinnen und Besucher, die mit dem E-Bike zum Wasen anreisen, können ihr Elektrofahrrad an Abstellstationen abgeben und kostenlos aufladen. Durch Videoüberwachung dieser Bereiche möchte man die Sorge vor Beschädigung oder Diebstahl nehmen und dadurch mehr Menschen für die zweirädrige Anreise begeistern.
Doch es ginge noch mehr, denn in guter alter Tradition wird bei vielen Jahrmärkten und Volksfesten, so auch beim Cannstatter Volksfest, ein fulminantes Feuerwerk gezündet. Neben jeder Menge Feinstaub verursacht ein Feuerwerk auch Müll und verbreitet bei Wild- und Haustieren Schrecken. Als umweltfreundlichere Alternative bieten sich, neben Feuerwerkskörpern, die weniger Schadstoffe und Plastik enthalten, Drohnenfeuerwerke mit Laserprojektionen an. So können die Festgäste phantasievolle Figuren und eindrucksvolle Formationen am erleuchteten Himmel bestaunen und den Abend ganz ohne Lärm und Gestank genussvoll ausklingen lassen.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende und viel Spaß beim Weiterlesen,
Ihre Sina Schwerdt, Stellvertretende Redaktionsleiterin plan b
Was noch gut war diese Woche
Kein Flugobst und -gemüse mehr bei Lidl: Der Lebensmitteldiscounter Lidl will in seinen 3.250 Filialen keine Frischwaren mehr anbieten, die per Luftfracht importiert werden. Nachdem in der Schweiz, Österreich, Schweden und den Niederlanden bereits auf Flugobst und -gemüse verzichtet wird, weitet das Unternehmen den Flugbann auf Deutschland aus.
Bundesweiter Warntag erreicht 97 Prozent der Bevölkerung: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz äußert sich zufrieden über den Verlauf des bundesweiten Warntags. Nach Einschätzung der Behörde hat der Probealarm Mitte September einen Großteil der Bürgerinnen und Bürger über SMS und oder Sirenenalarme erreicht.
Größte Aufdach-Solaranlage Deutschlands eröffnet: Auf einem Logistikzentrum im nordrhein-westfälischen Marl ist die nach Betreiberangaben bislang größte Photovoltaik-Aufdachanlage Deutschlands in Betrieb genommen worden. Die Anlage hat eine Kapazität von bis zu zwölf Megawatt, teilten die beteiligten Unternehmen mit. Zum Vergleich: Aufdachanlagen auf Einfamilienhäusern haben oft eine Kapazität von bis zu zehn Kilowatt.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
Bauen wird immer teurer, warum also nicht Vorhandenes besser nutzen? Wie das geht, zeigt die Gemeinde Steinhagen, die mit ihrem Förderprogramm "Jung kauft Alt" Familien hilft, leerstehende Häuser und Wohnungen zu erwerben. In Berlin untersucht die Firma "Concular" welche Werkstoffe und Teile von alten Gebäuden für neue Projekte wieder genutzt werden können. Denn wenn Baumaterialien im Kreislauf gehalten werden, lassen sich viele Ressourcen und auch CO2-Emissionen sparen.
plan b: Umbau statt Neubau28.09.2023 | 29:55 min
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