Guten Morgen,
es ist schon erstaunlich, dass wir trotz Problemen beim Klimaschutz und bei der Nachhaltigkeit neue Ideen und konstruktive Lösungsansätze oft kritisieren oder sogar verwerfen, weil sie keine perfekten Lösungen sind. Aber Perfektion gibt es fast nie - schon gar nicht sofort.
Wer Windkrafträder oder Photovoltaikanlagen baut, braucht viel Energie und Metalle, oft aus umweltschädlichem Abbau. Diese Belastungen müssen offen und transparent angesprochen und gelöst werden. Aber im Vergleich zu Kohle- und Gaskraftwerken kommen die alternativen Technologien - auch wenn sie nicht perfekt sind - auf eine bessere Klimabilanz und viele Bestandteile lassen sich sogar recyceln. Realistische Verbesserungen aufgrund utopischer Ideale abzulehnen, dieser Irrtum behindert den Fortschritt.
In unserer heutigen plan b-Dokumentation stellen wir Menschen und Ideen vor, die für eine saubere Zukunft arbeiten, ohne dass ihre Lösungen schon zu 100 Prozent perfekt sind. Nehmen wir Katrin Schuhen. Weil Mikroplastik nach ihrer Überzeugung eine große Gefahr für Mensch und Umwelt darstellt, forscht die Chemikerin seit Jahren nach Wegen, wie sie die Mikropartikel aus dem Wasser filtern kann.
Mit ihrem Non-Profit-Unternehmen "Wasser 3.0" hat sie einen Kleber entwickelt, mit dessen Hilfe Mikroplastikteile aus dem Wasser geholt werden können. Eine vielversprechende Methode angesichts der besorgniserregenden Plastikverschmutzung der Meere.
Eine neue kanadische Studie schätzt, dass auf dem Grund der Ozeane mittlerweile zwischen drei und elf Millionen Tonnen Plastikmüll liegen. Die Studie geht zudem davon aus, dass sich der Plastikverbrauch bis 2040 voraussichtlich verdoppeln wird.
Eine düstere Prognose, die nach noch mehr Lösungen verlangt. Und die es auch gibt. Das Hamburger Unternehmen Camm Solutions beispielsweise hat einen Ersatz für Plastikverpackungen entwickelt. Es ist eine Mischung aus erneuerbaren und umweltfreundlichen Materialien. Die Verpackungen sind in vielen Bereichen anwendbar und können nach Gebrauch recycelt werden.
Die Liste der neuen Ideen bei der Plastikvermeidung und beim Plastikersatz ist lang. Wäre es da nicht falsch, gute Lösungen deshalb fallen zu lassen, weil sie nicht oder noch nicht perfekt sind? Wir sollten natürlich keine Scheinlösungen bejubeln oder in die Greenwashing-Falle tappen. Aber letztlich ist mehr Pragmatismus und Flexibilität gefordert und weniger Perfektion. Eine große Herausforderung - aber angesichts der Umweltkrisen der einzige Weg, der uns am Ende der Perfektion näher bringen kann.
Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und eine schönes Wochenende
Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
Was noch gut war diese Woche
Energieversorgung für Inseln: Ein Wiener Energieunternehmen will Inselstaaten wie den Seychellen oder den Malediven dabei helfen, eine nachhaltige Stromversorgung aufzubauen. Die Firma Swimsol hat dazu wellentaugliche schwimmende Photovoltaikanlagen entwickelt. Die Inseln könnten sich dann von umweltschädlichen Dieselgeneratoren trennen. Diese weltweit einzigartige, meerestaugliche, schwimmende Solaranlage wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien entwickelt.
Gel als Brandschutz: Der
Klimawandel sorgt für immer längere Dürrephasen, für Trockenheit mit Extremtemperaturen. Das führt zu starken Waldbränden. Oft sind diese Feuer kaum zu löschen, wie zuletzt in Griechenland, Kalifornien und in Kanada. Forschende der US-Universität Stanford haben jetzt ein Gel entwickelt, das Gebäude und kritische Infrastrukturen besser vor Schäden durch Waldbrände schützen kann. Das Gel kann zusammen mit Wasser auf ein Gebäude gesprüht werden. Dort quillt es zu einem dicken feuchten Schutzschild auf, das dem Feuer länger widersteht.
Alzheimertest beim Hausarzt: Für die Diagnose der Alzheimerkrankheit sind in der Regel Test und Untersuchungen in einer spezialisierten Klinik oder Ambulanz notwendig. Schnellere und einfache Diagnosemöglichkeiten in der Hausarztpraxis wie zum Beispiel einen Bluttest gibt es bisher kaum. Eine Studie an der schwedischen Universität Lund hat gezeigt, dass ein spezieller Biomarkertest die Alzheimer-Krankheit bei einer Routineversorgung bis zu 92 Prozent korrekt anzeigen kann. Noch ist der Test teuer und nicht zugelassen. Aber Experten sehen gute Aussichten für eine Weiterentwicklung mit einer günstigeren Variante.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
Die Demokratie hat ein Imageproblem. Es gibt aber Menschen, die Demokratie spannend und wichtig finden und geben ihr einen neuen modernen Look. Was Jungpolitiker, Influencerin oder Kulturverein an der Demokratie reizt, sehen Sie in den Dokumentationen "Da geht was Deutschland"!
Andere schauen auf Probleme – "plan b" zeigt Lösungen! Denn es gibt sie, jede Menge kluge Köpfe mit Ideen, die alle voranbringen.
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