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Das Gute zum Wochenende:Demokratie ist Arbeit - lohnt sich aber
von Christian Dezer
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Guten Morgen,
Demokratie hat Konjunktur - dafür sprechen derzeit nicht nur die vielen friedlichen Demonstrationen auf Deutschlands Straßen und die politischen Debatten in den Parlamenten. Wie wichtig den Deutschen Demokratie ist, verdeutlichen auch zwei Umfragen aus dieser Woche.
In einer Studie zur politischen Kultur in Rheinland-Pfalz bezeichnen 89 Prozent der Befragten die Demokratie als beste Staatsform. Und auch die Mehrheit der 18- bis 30-Jährigen in der Bundesrepublik hat grundsätzlich Vertrauen in die Demokratie und die EU. Rund 60 Prozent dieser Altersgruppe gaben das an. Übrigens der beste Wert in den zehn europäischen Ländern, in denen die Bertelsmanns-Stiftung diese Generation befragt hat.
Viele Menschen wünschen sich aber mehr Beteiligung und Mitbestimmung an politischen Prozessen und wollen nicht einfach nur alle vier Jahre ein Kreuz auf dem Wahlzettel machen. Sie werden selbst aktiv, fahren zum Beispiel in Demokratiebussen durch Städte, wie in Frankfurt, um den politischen Austausch zwischen den Bürgen und der Stadt zu verbessern.
Andere gründen Demokratie-Cafés, wie in Berlin und München, um wichtige Anliegen der Nachbarschaft weiterzuleiten. Dieses sogenannte "Community Organizing", zu Deutsch Gemeinwesenarbeit, hat schon indischen Slumbewohnern eine Verbesserung der Infrastruktur gebracht und einen jungen Politiker namens Barack Obama bekannt gemacht.
Aber auch Bürgerräte sind und werden für eine Demokratie immer wichtiger. In vielen europäischen Ländern hat diese direkte Beteiligung bereits zu wichtigen politischen Entscheidungen geführt. Auf Jersey sprach sich eine Bürgerjury für die grundsätzliche Legalisierung der Sterbehilfe aus, was kurze Zeit später vom Parlament beschlossen wurde. In Irland brachte der Bürgerrat dem Land ein neues, liberales Abtreibungsgesetz. In Ostbelgien hat die dortige deutsche Gemeinschaft ein Experiment gewagt, bei dem ein ständiger Bürgerrat aus 24 Männern und Frauen zusammen mit dem Parlament erfolgreich Gesetze macht.
- Neun Maßnahmen: Wozu der Bürgerrat Ernährung rät
Und in dem Inselstaat Taiwan ist man noch einen Schritt weiter. Die Digitalministerin Audrey Tang, eine ehemalige Hackerin, hat eine Online-Plattform eingerichtet. Darauf kann jeder Bürger eine Petition einreichen. Für Eingaben, die 5.000 Unterschriften sammeln, werden zweimal im Monat persönliche Treffen mit entsprechenden Ministerien des Landes organisiert, um auszuloten, wie die Petitionen in politische Entscheidungen einfließen können. So können sich auch jene aktiv beteiligen, die noch zu jung zum Wählen sind.
Lebendige Demokratie ist Arbeit und Engagement und nicht immer einfach, sondern geprägt von Kompromissen, Koalitionen und manchmal auch von Uneinigkeiten. Nur Populisten verkaufen einfache Lösungen. Übrigens hat Demokratie noch einen Vorteil: Laut Glücksforschung macht politische Mitbestimmung und die Teilhabe an demokratischen Prozessen die Menschen zufriedener.
Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht.
Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
Was noch gut war diese Woche
Sprachunterstützung beim Arzt: In Sachsen-Anhalt bekommen Menschen mit fehlenden oder geringen Sprachkenntnissen künftig Hilfe von Dolmetschern bei Terminen im Gesundheits- und Pflegebereich. Diese sogenannten Sprachmittler begleiten Patienten auf dem Weg zu einer passenden Behandlung. Das Sozialministerium unterstützt das Projekt mit 395.000 Euro, um gleichzeitig die Beschäftigten im Gesundheitsbereich zu entlasten.
Vorbeugen gegen Alkoholmissbrauch: Fußball-Zweitligist St. Pauli will künftig auf missbräuchlichen Alkoholkonsum aufmerksam machen und ein Umfeld schaffen, das verantwortungsvollen Konsum fördert und unterstützt. Dazu gehört, das Stadion "suchtrisikoärmer" zu gestalten und ab der kommenden Saison einen zweiten alkoholfreien Stand zu errichten. Das Präventionskonzept richtet sich vor allem an Jugendliche und wurde gemeinsam vom Verein, vom "Weiß-braunen-Kaffeetrinker"-Fanclub, einer Gemeinschaft suchtgefährdeter Menschen, und von Suchtexperten erarbeitet.
Rohstoff aus giftigem Abfallprodukt: Bei der Gewinnung von Aluminium fallen große Mengen des giftigen Abfallprodukts Rotschlamm an. Ein Forscherteam vom Max-Planck-Institut für Eisenforschung hat jetzt eine Methode entwickelt, mit der man diesen Schlamm unschädlich machen kann. Gleichzeitig lassen sich mit dem Verfahren große Mengen reines Eisen für die Produktion von Stahl gewinnen. Würden weltweit alle anfallenden Mengen von Rotschlamm so aufgearbeitet, könnten damit 1,5 Milliarden Tonnen Co2-Emmissionen eingespart werden. Das Verfahren ist schnell und wirtschaftlich rentabel.
Unser Tipp für konstruktive Lösungen zum Wochenende:
Ein Umzug ins Pflegeheim klingt für die meisten Menschen nach Endstation. Alte fühlen sich abgeschoben, wertlos und allein. Doch in manchen Pflegeheimen ist das ganz anders. Die neue plan b-Dokumentation "Frischer Wind im Pflegeheim - mehr Lebensqualität im Alter" stellt neue Ideen für eine gute Pflege vor:
Plan b: Frischer Wind im Pflegeheim15.02.2024 | 29:45 min
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Zusammengestellt von Christian Dezer und Carlotta Frey
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