Ukraine unter Druck: Militärexperte Gressel zur Lage an der Front und Putins Plänen | ZDFheute live
Mitten im Sommer stehen die ukrainischen Streitkräfte in ihrem Abwehrkampf gegen Putins Truppen massiv unter Druck. Im Nordosten konzentriert die russische Armee ihre Kräfte derzeit offenbar um Sumy. Auch weiter südlich in der Region Donezk ist Russlands Armee auf dem Vormarsch.
Besonders schwer wiegt der Verlust der strategisch wichtigen Ortschaft Uroschajne. Vor knapp einem Jahr hatten ukrainische Truppen sie von den Russen zurückerobert. Ein militärischer Erfolg, der als Symbol für die erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive galt. Nun ist Uroschajne wieder an Putins Armee gefallen, wie ein ukrainischer Militärsprecher gegenüber dem Fernsehsender Suspilne bestätigte. Russische Soldaten hätten "fast alles zerstört", weshalb "sich die Verteidigungskräfte auf andere Stellungen zurückgezogen" hätten, sagte er. Es könnten Vorboten einer neuen russischen Offensive sein.
Verstärkt wird dieser Eindruck durch russische Erfolge an der Südfront. Lange hatten ukrainische Truppen versucht, einen Brückenknopf in Krynky am Südufer des Dnipro zu verteidigen. Nun mussten sie ihn offenbar nach monatelangem Kampf unter massiven Verlusten aufgeben. Das berichten mehrere Medien. Beobachter hatten das Festhalten an Krynky immer wieder kritisiert – der Kampf um die kleine Ortschaft in der Region Cherson sei von vornherein aussichtslos gewesen.
Wie ist die aktuelle Lage an den verschiedenen Frontabschnitten in der Ukraine? Wie stark stehen Kiews Truppen unter Druck? Und wie sind die Prognosen für den weiteren Kriegsverlauf? Darüber spricht Philip Wortmann bei ZDFheute live mit Militärexperte Gustav Gressel und ZDF-Reporterin Anne Brühl in Kiew.
F-16 und die Zukunft westlicher Waffenlieferungen
Im Abwehrkampf gegen Russland ist die ukrainische Armee weiterhin auf westliche Waffenlieferungen angewiesen. Ein wichtiger Baustein: F-16-Kampfjets. Der Transfer in die Ukraine sei bereits im Gange, kündigten die USA, die Niederlande und Dänemark am Rande des Nato-Gipfels vergangene Woche an. Damit könnten die Maschinen noch in diesem Sommer zum Einsatz kommen. Deutschland hat keine F-16-Jets, die Bundesregierung erteilte jedoch auch der Lieferung anderer Kampfjets eine Absage. Deren Bedienung sei hochkomplex und erfordere eine langfristige Ausbildung.
Inwieweit sich das Land künftig auf westliche Waffenlieferungen verlassen kann, ist vor allem von seinem wichtigsten Unterstützer abhängig: den USA. Sollte Donald Trump die Präsidentschaftswahl im November für sich entscheiden, könnte er die Ukraine-Hilfen einstellen. Damit droht er im Wahlkampf immer wieder. Wie realistisch das ist, zeigt sich exemplarisch an Trumps frisch gekürtem Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance: Er hatte die Ukraine-Hilfen im Senat blockiert und gilt als Vertreter einer isolationistischen Außenpolitik.
Mit Material von ZDF, dpa, AFP
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