Putin erneuert sein Ultimatum an die Ukraine

    Analyse

    Russische Vorstöße im Donbass:Putin erneuert sein Ultimatum an die Ukraine

    von Christian Mölling und András Rácz
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    Russland fordert die Ukraine zur Abgabe von Regionen auf und setzt Vorstöße im Donbass fort. Ukrainische Militärflughäfen und zivile Ziele werden beschossen. Die Militäranalyse.

    Luftaufnahme des zerstörten Bezirks Novyy in der Stadt Chasiv Jar
    Die russischen Truppen rückten an mehreren Abschnitten der Donbass-Front weiter vor.
    Quelle: AFP

    Wladimir Putin erklärte, Russland sei nur dann zur Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen bereit, wenn die Ukraine ihre Streitkräfte zuvor vollständig aus den gesamten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson abziehe. Der russische Präsident äußerte diese Forderung am 4. Juli und wiederholte sie während des Besuchs des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán in Moskau.

    Russische Führung ist siegessicher

    Offenbar ist die russische Führung davon überzeugt, dass sie den Westen überflügeln kann, und dass Russland die Ukraine schließlich zerschlagen könnte, sobald die westliche Unterstützung für die Ukraine nachlässt.
    Die völlige Ablehnung einer Möglichkeit von Waffenstillstandsverhandlungen zeigt, dass Russland davon überzeugt ist, dass seine zahlenmäßige Überlegenheit ausreichen wird, um die Ukraine zu besiegen. Und selbst wenn es Jahre dauern sollte.
    Putin und Orban
    Der ungarische Ministerpräsident Orban reiste heute überraschend nach Moskau. Am Dienstag war er noch zu Besuch bei Präsident Selenskyj. Damit löst er in der EU Kritik aus. 05.07.2024 | 1:29 min

    Russische Truppen rücken weiter vor

    Die russischen Truppen rückten an mehreren Abschnitten der Donbass-Frontlinie weiter vor. In Chasiv Yar übernahmen sie die Kontrolle über die östlich des Siversky Donets-Donbass-Kanals gelegenen Stadtteile. Die ukrainischen Verteidiger zogen sich hinter den Kanal zurück.
    In Friedenszeiten würde dieser künstlich angelegte Wasserlauf ein beträchtliches Hindernis darstellen, da er etwa 4-6 Meter breit und auch ziemlich tief ist. Da jedoch die Pumpstationen aufgrund des Krieges alle beschädigt oder zerstört sind, befindet sich viel weniger Wasser im Kanal. Dennoch können seine steilen Flanken jede Bewegung erheblich behindern, vor allem die von mechanisierten Kräften.

    Verteidigungslinien erobert

    In Richtung Toretsk stieß Russland weiter in nach Pivnichne vor. Darüber hinaus gelang es ihnen, die ukrainischen Verteidigungsanlagen südlich des Dorfes Nyu York zu durchdringen.
    Der Grund dafür war, dass die Koordinierung zwischen zwei ukrainischen Brigaden, die diesen Abschnitt verteidigten, nicht funktionierte. Die russische Armee rückte auch weiter in Richtung Pokrowsk vor, wenn auch langsamer als in der vergangenen Woche.
    Der Vorstoß in Richtung Toretsk deutet darauf hin, dass Russland beabsichtigt, sich einen gewissen Handlungsspielraum zu verschaffen und die operative Unklarheit aufrechtzuerhalten, da es von hier aus entweder nach Norden gegen Chasiv Yar oder weiter nach Westen zur Unterstützung des Vormarsches auf Pokrovsk vorstoßen kann.



    Im nördlichen Teil der Region Charkiw erzielten die ukrainischen Streitkräfte unterdessen weitere Erfolge bei den Ruinen von Wowtschansk. Der größte Teil der Stadt ist jedoch immer noch unter russischer Kontrolle, obwohl sie durch ukrainische Präzisionsartillerie- und Drohnenangriffe immer wieder extrem hohe Verluste erleiden.

    Russischer Präzisionsschlag erfolgreich

    Am 1. und 2. Juli gelang es, einen ukrainischen Militärflughafen in Mirgorod zu treffen und dabei mindestens einen dort stationierten ukrainischen Sukhoi S-u27-Kampfjet zu zerstören. Mehrere andere wurden beschädigt.
    Der Flughafen liegt etwa 150-160 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, aber eine russische Aufklärungsdrohne konnte ihn dennoch erreichen. Sie entdeckte die ukrainischen Jets und markierte das Ziel für die Iskander-Rakete.
    Militärexperte Nico Lange zugeschaltet via Zoom
    Russland habe bei Charkiw lediglich kleinere Landgewinne erreicht, sagt Militärexperte Nico Lange. Putin habe seine Truppen für den weiteren Kriegsverlauf eher geschwächt.04.07.2024 | 15:49 min

    Ukraine unterschätzt Gefahr der Waffen

    Die Geschichte zeigt, dass die Ukraine immer noch dazu neigt, die Gefahr zu unterschätzen, die von der Kombination russischer Langstrecken-Aufklärungsdrohnen und ballistischer Raketen ausgeht. Zumal auf russischer Seite die Zeit zwischen Aufklärung und Angriff durch immer bessere Koordinierung viel kürzer geworden ist.
    Am 3. Juli griff Russland eine Reihe von zivilen Zielen in der ukrainischen Stadt Dnipro an und traf unter anderem ein Einkaufszentrum, eine Schule und ein Krankenhaus. Die Zahl der Todesopfer beläuft sich derzeit auf acht Zivilisten, während mehr als 50 Menschen verwundet wurden.
    ZDF-Korrespondentin Alica Jung zugeschaltet aus der Ukraine
    Die Angriffe der vergangenen Wochen haben große Teile der Infrastruktur zerstört, sagt ZDF-Reporterin Alica Jung. Die Menschen in der Ukraine schauten voller Sorge in die Zukunft.04.07.2024 | 7:38 min

    Mobilisierung in der Ukraine

    Unterdessen erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass die Ukraine zwar allmählich ihren Personalmangel durch Mobilisierung behebt.
    Dennoch verfügt sie aber noch nicht über die schweren Waffen, um die neu aufzustellenden Brigaden angemessen auszurüsten.

    Ukraine trifft russische Industrie

    Die Ukraine hat eine Reihe von erfolgreichen Drohnenangriffen gegen Ziele der russischen Ölindustrie und der Militärindustrie, vor allem im Süden des Landes, durchgeführt. Die russische Führung ist offenbar immer noch nicht in der Lage, eine wirksame Verteidigung gegen die ukrainischen Langstrecken-Angriffsdrohnen zu finden.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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