Bundesregierung vs. Temu: Kann Deutschland gegen die App vorgehen?
Bunte Spiele, extreme Schnäppchen und hohe Rabatte: Die Shopping-App Temu hat in den App Stores alle Rekorde gebrochen. "Shoppen wie ein Milliardär" ist der Slogan der Plattform. Tausende Händler und Hersteller verkaufen auf dem Online-Marktplatz ihre Produkte – von Mode, über Deko, Spielwaren bis hin zu Elektronikartikeln gibt es dort quasi alles zu kaufen. Und das zu Kleinstbeträgen. Laut Schätzungen sollen pro Tag allein mehr als 200.000 Temu-Päckchen per Direktimport nach Deutschland kommen. Hinter der App steht der chinesische E-Commerce-Riese Pinduoduo, der auch als PDD Holdings an der US-Börse notiert ist.
So hoch die Download-Zahlen sind - es gibt auch massive Kritik an der App, nicht nur von Wirtschaftsverbänden und Verbraucherschützern, sondern auch vom Bundesverbraucherministerium unter Ressortchefin Steffi Lemke (Grüne). Die Bundesregierung fordert jetzt ein konsequentes Vorgehen gegen Temu. Verbraucherschutz-Staatssekretärin Christiane Rohleder spricht von Manipulation und süchtig machenden Praktiken. Auf der Plattform gehe es nicht mehr um Bedarfsdeckung, sondern Bedarfsweckung. Besonders problematisch: der Fokus auf eine sehr junge Zielgruppe. Auch die EU will mit einer Zollreform und einer eigenen Zollbehörde gegen die Paketflut aus China vorgehen.
Wieso ist Temu so erfolgreich? Was ist die Strategie der App? Warum ist die Kritik an ihr so groß und können Deutschland oder die EU überhaupt rechtliche Schritte gegen Temu und den Mutterkonzern einleiten? Darüber spricht Christina von Ungern-Sternberg bei ZDFheute live mit dem E-Commerce-Experten Alexander Graf und dem Europaabgeordneten der Piratenpartei, Patrick Breyer.
Wie funktioniert Temu?
Seit April 2023 ist Temu auch in Deutschland aktiv, zuständig für Europa das Unternehmen "Whaleco" in Irland. Temu versteht sich als reiner Online-Marktplatz und nicht als Shoppingplattform: Externe Händler verkaufen auf der Plattform ihre Produkte, der Konzern produziert selbst keine Ware und bietet keine Eigenmarke an. Damit agiert Temu lediglich als Vermittler zwischen Herstellern und Kunden.
Temu kann die Produkte aus unterschiedlichen Gründen so günstig anbieten. Bei den meisten Waren handelt es sich um "No-Name-Produkte". Zudem kommen die Waren direkt aus der Fabrik, sodass keine Lagerkosten entstehen. Und da viele Produkte unter der Preisgrenze von 150 Euro liegen, fallen in vielen Fällen die Kosten für den Zoll weg.
Bundesverband Verbraucherzentrale warnt vor Temu
Defekte an Produkten, fehlende Sicherheitskennzeichnungen, Probleme bei der Retoure oder gesundheitsschädliche Teile: Die Kritik an Temu ist vielfältig. Auch der Bundesverband Verbraucherzentrale warnt vor Nutzung des Onlinemarktplatzes und hat das Unternehmen sogar wegen Verstößen abgemahnt.
Unter anderem wird der Mangel an Informationen kritisiert. Kunden erhalten keine Details, wie die übermäßigen Rabatte zustande kommen oder wie die Echtheit der Produktbewertungen gewährleistet wird. Zudem fehlten laut Bundesverband Angaben über die Identität von Produktanbietern. Ein Hauptkritikpunkt sind zudem auf der Plattform verwendete "Dark Patterns" also manipulative Designs, die Kunden bei ihrer Kaufentscheidung beeinflussen und laut dem Digital Services Act der EU verboten sind.
Mit Material von dpa, Verbraucherzentrale, Bundesverband Verbraucherzentrale
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