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Welche Rolle spielt Putin im Kaukasus?

Aserbaidschan hat einen Militäreinsatz in dem von Armeniern bewohnten Teil der Region Bergkarabach gestartet. Welche Rolle spielt Russland? ZDFheute live ordnet ein.

Videolänge:
37 min
Datum:
19.09.2023
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 19.09.2024

Aserbaidschans Angriff auf Armenier in Bergkarabach: Experte zur Rolle Russlands | ZDFheute live 

Seit Jahrzehnten sind die Nachbarländer Armenien und Aserbaidschan verfeindet – der Konflikt konzentriert sich auf die Bergregion Bergkarabach. Jetzt hat Aserbaidschan dort einen Militäreinsatz gestartet, zur "Bekämpfung von Terroristen", wie es aus Baku heißt. Hochpräzisionswaffen sollen zum Einsatz kommen, Behörden in der Region sprechen von Raketen- und Artilleriebeschuss.  

Bergkarabach ist mehrheitlich von Armeniern bewohnt, wird international aber Aserbaidschan zuerkannt. Dabei hatte die Enklave schon 1991 ihre Unabhängigkeit von der Regierung in Baku erklärt. 2020 war der Konflikt in einem Krieg mit zahlreichen Toten eskaliert -  er endete nach sechs Wochen mit einem von Russland vermittelten Waffenstillstand.  

Russland galt lange als Schutzmacht Armeniens. Zuletzt kritisierte die Regierung in Jerewan Präsident Putin aber immer lauter: Moskau löse sein Beistandsversprechen nicht ein. Dabei hat der Kreml Soldaten in Armenien stationiert, die den Waffenstillstand kontrollieren und den Latschin-Korridor freihalten sollen - die zentrale Versorgungsroute für die Menschen in der Region. Doch Putin schaute zu, als Aserbaidschaner den Korridor blockierten. 

Wie ist die aktuelle Lage in Bergkarabach? Welche Interessen verfolgt Russland in der Region Südkaukasus? Schwächt Putin Armenien absichtlich und wenn ja, warum? Welche Rolle spielt die Annäherung Armeniens an den Westen? Darüber spricht Philip Wortmann bei ZDFheute live mit Marcel Röthig, Leiter des Regionalbüros Südkaukasus von der Friedrich-Ebert-Stiftung, und unserem ZDF-Korrespondenten Armin Coerper in Moskau. Mit im Studio ist außerdem Nina Niebergall, die Armenien als Russland-Korrespondentin bereist hat.

Wie sich Armenien von Russland abgewandt hat

Die humanitäre Lage in der Region Bergkarabach gilt als katastrophal. Baku blockiert seit Monaten die Verbindung nach Armenien. In dem Gebiet, in dem ca. 150.000 Karabach-Armenier leben, fehlt es an Lebensmitteln und Medikamenten. Ein ehemaliger Ermittler des Internationalen Strafgerichtshof warnte unlängst vor einem "Genozid".  

Aserbaidschan wird in dem Konflikt von der Türkei unterstützt. Armenien hatte lange Russland als Verbündeten an seiner Seite, doch Armenien fühlt sich von der einstigen Schutzmacht im Stich gelassen und hat sich unter Ministerpräsident Nikol Paschinjan eher dem Westen angenähert. Gegenüber einer italienischen Zeitung sagte Paschinjan, es sei ein Fehler gewesen, dass sein Land so stark vom russischen Schutz abhängig geworden sei. 

Zuletzt hatte Armenien ein Militär-Manöver mit Truppen aus den USA abgehalten. Russlands Außenminister reagierte verhalten. Wo auch immer amerikanische Basen auftauchen würden, führe das zu "nichts Gutem". Die Handlung der armenischen Führung rufe im Kreml Bedauern hervor.  

Ein aggressives Land der Nato versucht, in den Südkaukasus vorzustoßen.
Sergej Viktorovič Lavrov, Außenminister der Russischen Föderation

Lawrow kritisierte auch "ziemlich arrogante Äußerungen" armenischer Politiker Richtung Moskau in den vergangenen Tagen. Der Minister wies zurück, dass Russland im Konflikt zwischen den Nachbarn Armenien und Aserbaidschan die Konfliktregion Bergkarabach ihrem Schicksal überlasse. 

Inzwischen hat die Ex-Sowjetrepublik Armenien den UN-Sicherheitsrat um Hilfe gebeten – mit dem Ziel, ein möglichst schnelles Ende des von Aserbaidschan begonnenen Militäreinsatzes in der Konfliktregion herbeizuführen.  

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich zu den jüngsten Geschehnissen in Bergkarabach geäußert. Bei der UN-Vollversammlung in New York fordert sie:

Aserbaidschan muss den Beschuss sofort einstellen und an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Anna-Lena Baerbock, Bundesaußenministerin

Im selben Zug sicherte die Grünen-Politikerin die Unterstützung der Europäischen Union bei eventuellen Friedensverhandlungen zu und appellierte an das Wohl der betroffenen Zivilisten in der Region. 

Mit Material von ZDF, AFP

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