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Die Sachbuch-Bestenliste für Dezember 2023

Von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT

Eine Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT empfiehlt monatlich zehn herausragende Bücher.

Videolänge:
5 min
Datum:
29.11.2023
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 29.11.2024
Frank Trentmann, Aufbruch des Gewissens. Eine Geschichte der Deutschen von 1942 bis heute, A. d. Englischen von H. Dedekind, H. Lutosch, S. Reinhardus, F. Reinhart & K. Schuler, S.Fischer, 1036 Seiten, 48,– €
Frank Trentmann, Aufbruch des Gewissens. Eine Geschichte der Deutschen von 1942 bis heute, A. d. Englischen von H. Dedekind, H. Lutosch, S. Reinhardus, F. Reinhart & K. Schuler, S.Fischer, 1036 Seiten, 48,– €

1. (-) Von der NS-Zeit zur Willkommenskultur: Deutschland hat innerhalb von acht Jahrzehnten einen bemerkenswerten Mentalitätswandel hingelegt. Was waren die Meilensteine? Der in London forschende Historiker Frank Trentmann hat unzählige Zeitzeugen gesprochen, Tagebücher oder Schülerzeitungen ausgewertet. Ein beeindruckendes Panorama des deutschen Gefühlhaushalts nach 1942. 119 Punkte

Eva Menasse, Alles und nichts sagen. Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne, KiWi, 192 Seiten, 22,– €
Eva Menasse, Alles und nichts sagen. Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne, KiWi, 192 Seiten, 22,– €

2. (-) Anders als erhofft, hat das Internet keinen weltweiten Marktplatz der Ideen hervorgebracht. Die Debatten dort sind geprägt von Irrationalismus und einer Gut-Böse-Binarität, schreibt die Schriftstellerin Eva Menasse. Ihr Essay zeigt auf, wie wir im Digitalen den Kompass für den richtigen Umgangston verloren haben - und wie dieser Verlust auch auf die analoge Welt übergreift. 89 Punkte

Lorraine Daston, Regeln. Eine kurze Geschichte, A. d. Amerikanischen von M. Bischoff, Suhrkamp, 432 Seiten, 34,– €
Lorraine Daston, Regeln. Eine kurze Geschichte, A. d. Amerikanischen von M. Bischoff, Suhrkamp, 432 Seiten, 34,– €

3. (-) Regeln können nerven - ohne sie gäbe es aber keine Wissenschaft, keine Sprache, keine Kunst. Die Historikerin Lorraine Daston hat juristische Traktate, Militärhandbücher oder Kochrezepte ausgewertet, um eine Geschichte der Regeln vorzulegen, von der Antike bis zur Gegenwart. Sie zeigt: Regeln sind seit jeher notwendig - und dennoch wirkt es manchmal befreiend, wenn wir sie brechen. 70 Punkte

Saul Friedländer, Blick in den Abgrund. Ein israelisches Tagebuch, A. d. Englischen von A. Wirthensohn, C.H. Beck, 237 Seiten, 24,– €
Saul Friedländer, Blick in den Abgrund. Ein israelisches Tagebuch, A. d. Englischen von A. Wirthensohn, C.H. Beck, 237 Seiten, 24,– €

4. (-) Schon vor dem Angriff der Hamas stand Israel am Abgrund: Während Ministerpräsident Netanjahu versucht, die Demokratie auszuhebeln, ist das Land gespaltener denn je. Anfang des Jahres begann der berühmte israelische Historiker Saul Friedländer, Tagebuch zu führen. Das Ergebnis: Eine präzise Analyse der Verhältnisse, mit erschreckend prophetischen Schlussfolgerungen. 69 Punkte

Hein de Haas, Migration. 22 populäre Mythen und was wirklich hinter ihnen steckt, A. d. Englischen von J. Neubauer, S. Fischer, 512 Seiten, 28,– €
Hein de Haas, Migration. 22 populäre Mythen und was wirklich hinter ihnen steckt, A. d. Englischen von J. Neubauer, S. Fischer, 512 Seiten, 28,– €

5. (-) "Wir leben in einer Zeit nie dagewesener Massenmigration": Sätze wie diesen hört man häufig im öffentlichen Diskurs - sie entsprechen jedoch nicht der Realität. Der niederländische Soziologe Hein de Haas forscht seit Jahrzehnten zur Einwanderung. Auf Grundlage unzähliger Daten klärt er nun über die größten Mythen auf. Ein Plädoyer für eine differenzierte Analyse jenseits ideologischer Lager. 58 Punkte

Christina Morina, Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren, Siedler, 400 Seiten, 28,– €
Christina Morina, Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren, Siedler, 400 Seiten, 28,– €

6. (3) Ostdeutschland wird verdächtigt, ein Demokratiedefizit zu haben. Die Historikerin Christina Morina wagt einen genaueren Blick auf diese These und analysiert Bürgerbriefe, Petitionen oder Flugblätter. Welche Demokratievorstellungen existieren in beiden Teilen des Landes? Welches Verhältnis zum Staat? Über abweichende Perspektiven, die den Debatten von heute vorausgehen. 41 Punkte

Carel van Schaik & Kai Michel, Mensch sein. Von der Evolution für die Zukunft lernen, Rowohlt, 384 Seiten, 24,– €
Carel van Schaik & Kai Michel, Mensch sein. Von der Evolution für die Zukunft lernen, Rowohlt, 384 Seiten, 24,– €

7. (-) Die Welt ist voller Katastrophen, Depressionen und Angststörungen sind allgegenwärtig. Dabei könnte es uns viel besser gehen - wir müssten nur so leben, wie es unserer Natur entspricht. Ein Anthropologe und ein Historiker erklären, wie sich die Menschheit von sich selbst entfernt hat - und wie wir wieder zu uns zurückfinden können. 40 Punkte

Meron Mendel, Über Israel reden. Eine deutsche Debatte, KiWi, 224 Seiten, 22,– €
Meron Mendel, Über Israel reden. Eine deutsche Debatte, KiWi, 224 Seiten, 22,– €

8 (-) Als Meron Mendel vor 20 Jahren von Israel nach Deutschland kam, stellte er verwundert fest, wie unerbittlich über sein Geburtsland gestritten wurde. Mittlerweile ist der Pädagoge Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, seine Eindrücke hat er nun in einem Essay verarbeitet. Differenziert zeigt er, dass sich Antisemitismuskritik und Solidarität mit den Palästinensern nicht ausschließen müssen. 39 Punkte

Steffen Mau, Thomas Lux & Linus Westheuser, Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft, Suhrkamp, 540 Seiten, 25,– €
Steffen Mau, Thomas Lux & Linus Westheuser, Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft, Suhrkamp, 540 Seiten, 25,– €

9. (2) Oft wird behauptet, die Gesellschaft sei gespalten wie nie. Aber stimmt das? Drei Soziologen gehen dieser Frage nach, indem sie das deutsche Stimmungsbild zu Themen wie Klimaschutz oder Diversität analysieren. Das überraschende Ergebnis: bei den meisten Fragen herrscht Konsens - solange es nicht um Lastenräder oder Gendersterne geht. 31 Punkte

Moritz Julius Bonn, So macht man Geschichte? Bilanz eines Lebens, EVA, 434 Seiten, 34,– €
Moritz Julius Bonn, So macht man Geschichte? Bilanz eines Lebens, EVA, 434 Seiten, 34,– €

10. (-) Der 1965 verstorbene Moritz Julius Bonn war einer der aufregendsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Er beriet Regierungen weltweit, Max Weber hielt ihn für den brillantesten Wirtschaftswissenschaftler seiner Generation. Heute ist er in Vergessenheit geraten. Nun erscheinen seine Memoiren in Wiederauflage. Eine Reise durch die Kontinente einer vergangenen Welt. 30 Punkte

Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Anna-Lena Scholz (DIE ZEIT), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Florian Felix Weyh (Deutschlandfunk Kultur)

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