Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 70.000 Frauen neu an Brustkrebs. Fast drei von zehn betroffenen Frauen sind jünger als 55 Jahre, wenn sie die Diagnose erhalten.
Je früher Brustkrebs erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
In vielen Fällen ist eine Chemotherapie ein wichtiges Mittel im Kampf gegen den Brustkrebs. Studien zeigen aber, dass nicht alle Frauen gleichermaßen davon profitieren. Sie setzen sich womöglich unnötig einer schweren Belastung aus.
Ein Genexpressionstest soll bei Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium helfen, das Rückfallrisiko besser einzuschätzen. Und er soll zeigen, ob eine Patientin zusätzlich zu einer Antihormonbehandlung auch eine Chemotherapie braucht oder nicht.
Nachteile der Chemotherapie
Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen: Das sind belastende, aber vorübergehende Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Schlimmer sind die drohenden Langzeitfolgen wie Unfruchtbarkeit, chronische Müdigkeit (Fatigue), Empfindungsstörungen an Händen und Füßen (Neuropathien), Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen (chemobrain) bis hin zu Schäden am Herzen. In seltenen Fällen kann eine Chemotherapie auch Leukämien oder andere Tumore hervorrufen.
Insgesamt hängen die Nebenwirkungen davon ab, welche Wirkstoffe eingesetzt werden und wie viele Behandlungszyklen erforderlich sind.
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Wovon hängt das Rückfallrisiko ab?
Wird Brustkrebs in einem frühem Stadium entdeckt, kann der Tumor meist operativ vollständig entfernt werden. In der Regel wird dabei versucht, brustherhaltend zu operieren. Dennoch ist es möglich, dass der Krebs wieder zurückkehrt. Wie hoch das Rückfallrisiko ist, ist wichtig für die weitere Behandlung. Deshalb wird bei jeder Brustkrebspatientin das Rückfallrisiko nach einer Operation routinemäßig bestimmt. Dafür werden verschiedene „klinische“ Kriterien wie Alter der Frau, Tumorgröße, Tumorzellvermehrung (Ki67-Wert), Aggressivität des Tumors, Anzahl der befallenen Lymphknoten, sowie die Hormonempfindlichkeit und der Wachstumsfaktor des Tumors ausgewertet. Ärzte können dann abschätzen, ob eine Frau ein niedriges, mittleres oder hohes Rückfallrisiko hat. Ist das ermittelte Rückfallrisiko niedrig, können Ärzte von einer Chemotherapie abraten, ist es hoch, empfehlen sie eine Chemotherapie, um die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall zu senken.
Häufiger liegt das Rückfallrisiko von Brustkrebspatientinnen jedoch im mittleren Risikobereich. Hier fällt Medizinern die Empfehlung für oder gegen eine Chemotherapie allein anhand der klinischen Kriterien deutlich schwerer.
Prognose- oder Genexpressionstests
Prognose- oder Genexpressionstests sollen helfen, das Rückfallrisiko besser einzuschätzen. Und sie sollen zeigen, ob eine Patientin eine Chemotherapie braucht oder nicht. Diese Tests untersuchen die Aktivität bestimmter Gene in den Krebszellen. Sie werden anhand einer kleinen Gewebeprobe des Tumors, das während einer Biopsie oder Operation entnommen wurde, durchgeführt.
Verschiedene dieser Tests sind in Deutschland schon seit Jahren auf dem Markt. Einige von ihnen wie MammaPrint, EndoPredict, Prosigna und Oncotype DX wurden beziehungsweise werden im Rahmen von Studien untersucht. Kritiker zweifelten dennoch an ihrem Nutzen. Es fehlte ihnen bislang an qualitativ hochwertigen Studienergebnissen.
Eine große, aktuelle Studie (TAILORx) aus den USA kann diese Zweifel zumindest für einen der verfügbaren Tests ausräumen. Der Oncotype DX bestimmt die Aktivität von 21 Genen im Tumorgewebe. Das Ergebnis: Ein Wert zwischen Null und 100.
Als sicher gilt: Frauen mit einem Wert über 25 brauchen eine Chemotherapie, Frauen mit einem Wert unter 10 dagegen nicht. Die meisten Betroffenen aber fallen in einen Bereich zwischen diese beiden Werte. Hier liefert die Studie jetzt gesicherte Erkenntnisse: Auch diese Frauen brauchen keine Chemotherapie.Übernahme der Kosten
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Prognose- bzw. Genexpressionstest bislang standradmäßig nicht. Es gibt aber Ausnahmen. Daher sollten Betroffene bei ihrer Krankenkasse nachfragen, ob diese die Kosten für einen bestimmten Test übernimmt. Die Tests sind unterschiedlich teuer. Die Kosten können bis zu 3.500 Euro betragen.
Noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung fallen, ob die Tests künftig in den Leistungskatalog für gesetzlich Krankenversicherte aufgenommen und bezahlt werden.Weitere Gesundheitsthemen
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