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Laserfasern gegen Prostatakrebs

Das Tookad-Verfahren

Prostatakrebs

Am 15. September ist Europäischer Prostatatag. Die Uniklinik Dresden setzt ein neues Verfahren gegen Prostatatkrebs ein. Ein genauerer Blick darauf lohnt sich.

Datum:
14.09.2018
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Prostatakrebs ist mit etwa 25 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Pro Jahr werden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bundesweit etwa 63.400 Neuerkrankungen diagnostiziert. Mit einem Anteil von rund 10 Prozent steht das Prostatakarzinom hinter Lungen- und Darmkrebs an dritter Stelle bei den zum Tode führenden Krebserkrankungen.

Die Häufigkeit von Prostatakrebs nimmt seit fast drei Jahrzehnten stetig zu. Das ist überwiegend auf den Einsatz neuer Methoden zur Früherkennung (z.B. PSA-Bestimmung) zurückzuführen, durch die mehr Prostatakarzinome, vor allem im Frühstadium, entdeckt werden.

Diagnose

Früh erkannt ist Prostatakrebs besser heilbar. Die Wahrscheinlichkeit, an einem Prostatakarzinom zu versterben, beträgt in Deutschland etwa 3 Prozent. Durch die PSA-Wert gestützte Früherkennung werden sehr viele Tumoren im Frühstadium entdeckt, die dann auch größtenteils behandelt werden – mit allen psychischen und körperlichen Folgen und Nebenwirkungen. Allerdings würden, so die Schätzungen der deutschen Krebsgesellschaft, die Hälfte aller durch den PSA-Test aufgespürten Karzinome niemals Beschwerden machen – ganz ohne Behandlung.

Ist bei regelmäßigen Tests ein auffälliger PSA-Anstieg zu beobachten oder liegt der erstmalig gemessenen PSA-Wert über 4 ng/ml, sollten weitere Untersuchungen folgen. Allerdings sollte der Wert zunächst durch eine zweite Messung bestätigt werden. Weist der PSA-Test tatsächlich auf eine mögliche Erkrankung hin, werden aus der Prostata Gewebeproben entnommen, die sogenannte Biopsie, und im Labor auf Krebszellen untersucht.

Bisherige Therapien

3D-Grafik von Prostatakrebs
Prostatakrebs ist tückisch: Entfernung oder Bestrahlung gehen mit einschneidenden Nebenwirkungen einher. Eine Alternative soll das Tookad-Verfahren sein.
Quelle: imago / Science Photo Library

Bisher hatten Patienten mit Prostatakrebs im Frühstadium, d.h. bei denen sich der Tumor auf die Prostata beschränkt, noch kein umliegendes Gewebe befallen bzw. gestreut hat, drei Behandlungsoptionen:

Die Bestrahlung des Tumors (Strahlentherapie), die komplette Entfernung der Prostata (Prostatektomie) oder die aktive Überwachung. Bei der aktiven Überwachung (Active Surveillance) werden die Patienten engmaschig überwacht. Das heißt, alle sechs oder 12 Monate wird eine Biopsie durchgeführt, also Gewebeproben aus der Prostata entnommen, um den Tumor im Blick zu behalten. Bleibt der Tumor unauffällig, wird nicht behandelt.

Zeichnet sich aber ein Fortschreiten der Erkrankung ab, erfolgt meistens eine radikale Prostatektomie oder alternativ eine Strahlentherapie. Die aktive Überwachung ist nebenwirkungsarm. Die Entfernung der Prostata oder deren Bestrahlung kann einige Nebenwirkungen wie Potenzstörungen und Inkontinenz zur Folge haben.

Tookad-Verfahren

Das Tookad-Verfahren ist seit einigen Monaten in Deutschland und Europa offiziell zugelassen und soll Patienten mit Prostatakrebs im Frühstadium eine Alternative zur aktiven Überwachung bieten.

Die aktive Überwachung hat den Nachteil, dass nach etwa fünf Jahren die Hälfte der Patienten doch eine Operation oder eine Strahlentherapie haben und man dann leider, in einem relativ hohen Prozentsatz, die Patienten zu spät erwischt und der Tumor dann schon fortgeschritten ist."
Prof. Dr. med. Manfred Wirth, Urologe, Universitätsklinikum Dresden

Ziel dieser neuen Behandlungsmethode ist es deshalb, Patienten mit Prostatakrebs im Frühstadium, die noch eine hohe Lebenserwartung haben, aktiv zu therapieren, das heißt, den Tumor aktiv zu bekämpfen und nicht nur passiv zu beobachten. Das Verfahren soll dabei den Vorteil haben, ebenso nebenwirkungsarm zu sein wie die aktive Überwachung.

Wie funktioniert das Tookad-Verfahren?

Das Tookad-Verfahren arbeitet mit einem lichtempfindlichen Medikament und Laserlicht. Die Besonderheit ist, dass die Methode nur an jenen Stellen der Prostata angewendet wird, die der Krebs tatsächlich befallen hat. Gesundes Gewebe bleibt dagegen weitgehend verschont.

Die Operation ist ein minimal invasiver Eingriff und findet unter Vollnarkose statt. Bei dem Eingriff werden zunächst winzige Lichtleiter, die Laserlicht transportieren können, in das Krebsgewebe der Prostata über den Damm eingebracht. Das erfordert eine hohe Präzision und wird deshalb im Vorfeld mithilfe von MRT-Aufnahmen genau geplant.

Sind die Lichtleiter in der Prostata platziert, wird schließlich das Laserlicht aktiviert. Erst jetzt wird das Medikament dem Patienten injiziert und auch nur dort aktiviert, wo das Laserlicht ist. Die Operation dauert etwa anderthalb Stunden, die Laserbehandlung selbst nur rund 20 Minuten.

Neun bis zwölf Monate nach dem Eingriff wird erneut eine Biopsie (Gewebeentnahme) durchgeführt, um das Ergebnis der Behandlung zu kontrollieren. Es wird also untersucht, ob noch Krebszellen nachweisbar sind oder nicht.

Studie belegt Wirksamkeit

Dass das Tookad-Verfahren durchaus eine vielversprechende Alternative zur aktiven Überwachung ist, zeigt eine erste Studie, an der sich mehrere europäische Krebszentren beteiligt haben. Sie ergab, dass die Behandlung bei wenig aggressivem Prostatakrebs gut wirksam ist. Die Forscher hatten das Laserverfahren dabei mit der aktiven Überwachung verglichen.

197 Patienten erhielten in der Studie eine Laserbehandlung und das lichtempfindliche Medikament, während der Krebs bei 207 Männer aktiv kontrolliert wurde. Zwei Jahre später zeigte sich, dass 65 Prozent der Männer, die mit dem Tookad-Verfahren behandelt worden waren, eine negative Biopsie (kein Krebs nachweisbar) hatten. Bei der aktiven Überwachung waren es dagegen nur 14,1 Prozent. Auch der Anteil der Männer, bei denen der Prostatakrebs fortschritt, war in der "Laser-Versuchsgruppe" nur halb so groß wie bei der Gruppe der aktiven Überwachung.

Noch steht das Verfahren aber nur für Krebspatienten im Frühstadium mit einem wenig aggressiven Karzinom zur Verfügung. Und auch die Kosten von rund 13.000 Euro werden bislang nur von wenigen Krankenkassen übernommen.

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