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Impfen gegen Masern und Co.

Wann ist welche Impfung bei Kindern sinnvoll?

Pflaster auf Haut

Über Sinn und Unsinn von Impfungen wird immer wieder kontrovers diskutiert. Doch Impfungen sollen vor ansteckenden Infektionskrankheiten Schutz bieten. Gerade sein Kind will man vor denen natürlich schützen.

Datum:
23.04.2018
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Eine Impfung soll vor ansteckenden Infektionskrankheiten Schutz bieten. Dabei wird empfohlen, Impfungen nach einem bestimmten Zeitplan zu erneuern und eventuell zu kombinieren. Doch immer mehr Impfgegner stellen sich gegen die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO).

Masern - die unterschätzte Gefahr

Masern sind eine hoch ansteckende Infektionskrankheit. Weltweit sterben jährlich rund 120.000 Menschen an den Folgen. In Deutschland ist die Zahl der Erkrankten zwar deutlich zurückgegangen, allerdings kommt es immer wieder zu Epidemien – zuletzt 2015 in Berlin. An Masern erkranken in der Regel Kinder und Kleinkinder. Auch Erwachsene können sich infizieren. Bei ihnen verläuft die Infektion oftmals schwerwiegender. Der Erreger, das RNA-Masernvirus, wird durch Tröpfcheninfektion, also durch Sprechen, Niesen oder Husten, aber auch durch Kontakt mit infektiösen Sekreten aus Nase oder Rachen von Mensch zu Mensch übertragen. „Masern ist die ansteckendste Krankheit, die wir kennen“, sagt Medizinjournalist Dr. Christoph Specht. Die Wahrscheinlichkeit als Ungeimpfter bei Kontakt mit dem Erreger zu erkranken, liege bei 98 Prozent.

Die Krankheit verläuft typischerweise in zwei Phasen. Zu Beginn zeigen sich allgemeine, grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Fieber, Schnupfen, Husten und eine Bindehautentzündung der Augen. Der charakteristische Masern-Ausschlag, bräunlich-rosafarbene Hautflecken, entsteht am dritten bis siebten Tag nach Auftreten der ersten Krankheitssymptome. Der Ausschlag, medizinisch als Exanthem bezeichnet, beginnt im Gesicht und hinter den Ohren und breitet sich dann am ganzen Körper aus. Nach vier bis sieben Tagen klingt der Hautausschlag ab.

Komplikationen und Spätfolgen

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung, beträgt sieben bis 14 Tage. Das ansteckende Stadium beginnt zwei bis vier Tage vor Auftreten des Exanthems und hält so lange an, bis der Ausschlag wieder abgeklungen ist. Häufig kommt es bei einer Masernerkrankung zu Komplikationen wie einer Mittelohr- oder Lungenentzündung.

Besonders gefürchtet ist die Enzephalitis, eine Entzündung des Gehirns, die in 0,1 Prozent der Fälle auftritt. Bei etwa 20 bis 30 Prozent der Enzephalitis-Betroffenen führt sie zu Folgeschäden wie Lähmungen und Sprachstörungen. Bei etwa zehn bis 20 Prozent endet sie tödlich. Sehr selten wird das Hirngewebe Monate bis Jahre nach einer Erkrankung mit dem Virus befallen, was zu einem geistigen Verfall, Krampfleiden, Lähmungen und zum Tode führen kann.

Symptome behandeln

Masern werden anhand des typischen Krankheitsverlaufs und des charakteristischen Hautausschlags festgestellt. Spezifische IgM-Antikörper im Blut liefern den sicheren Nachweis des Virus. Das Virus selbst ist nicht behandelbar. Die Erkrankten müssen isoliert werden, bis der Hautausschlag verschwunden ist. Es kann nur symptomatisch behandelt werden, zum Beispiel mit fiebersenkenden Medikamenten. Bei Komplikationen müssen meist Antibiotika verabreicht werden.

Wenn ein fremder Erreger in den Organismus gelangt, reagiert der Körper als erstes mit der Produktion von sogenanntem Immunglobulin M (IgM). Weil IgM so schnell zur Verfügung steht, wird er gelegentlich auch als Frühantikörper bezeichnet.

Impfen nach Zeitplan

Nur mit einer Impfung kann man sich vor Masern schützen. Für Kleinkinder wird die Masernimpfung von der STIKO empfohlen. Sie erfolgt als Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Die erste Impfung wird bei der U6 (11. bis 14. Lebensmonat) verabreicht, die zweite Impfung bei der U7 (15. bis 23. Monat). Viele Kinderärzte richten sich jedoch mittlerweile nach den US-amerikanischen Empfehlungen. Danach wird die erste Kombiimpfung auf jeden Fall bis zum zwölften Lebensmonat, die zweite Impfung idealerweise vier Wochen danach, spätestens jedoch bei der U7 (15. bis 23. Monat) verabreicht. Möglich ist mittlerweile auch eine Vierfachimpfung, die Masern, Mumps, Röteln und Windpocken beinhaltet. Derzeit ist nicht sicher, wie lange die Immunität durch die Masernimpfung anhält. Eine durchgemachte Masernerkrankung hat eine lebenslange Immunität zur Folge, das heißt, eine erneute Ansteckung ist nicht mehr möglich.

Eine Masernimpfung kann mit Nebenwirkungen verbunden sein, die statistisch gesehen jedoch seltener auftreten als die Komplikationen einer Maserninfektion. In drei bis fünf Prozent aller Fälle kommt es zu leichtem Fieber, was als normale Reaktion des Körpers auf den Impfstoff gewertet wird. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:500 muss nach der Impfung mit Fieberkrämpfen gerechnet werden. Äußerst selten (1:500.000 bis 1:200.000) kann auch eine Masernimpfung zu schweren Verläufen einer Hirnentzündung bis hin zum Tod führen.

Warum kommt es zu Epidemien?

Die Masernimpfung wird von der STIKO zwar empfohlen, ist aber nicht vorgeschrieben. Lediglich das Auftreten der Krankheit ist meldepflichtig. Da Kranke allerdings schon ansteckend sind, bevor die Symptome ausbrechen, kann es schnell zu einer Epidemie kommen, denn Masern sind extrem ansteckend.

Experten fordern eine Durchimpfung der Bevölkerung; dafür müssten 95 Prozent aller Kinder geimpft sein. „Das Entscheidende ist, dass es hierbei nicht vorrangig um den Schutz des Individuums geht“, sagt der Medizinjournalist Dr. Christoph Specht. Vielmehr gehe es darum, diejenigen zu schützen, die nicht geimpft werden können, wie Säuglinge. „Das Problem ist, dass eine Impfung von ganz kleinen Kindern zwischen null und zehn Monaten nicht möglich ist, da sich bei ihnen das Immunsystem selbst entwickeln muss. Eine Ansteckung ist aber möglich“, so Christoph Specht. Sie seien somit auch der Gefahr ausgesetzt, an der gefürchteten SSPE (Subakute Sklerosierende Panenzephalitis) zu erkranken, deren Verlauf tödlich enden kann.

Wogegen kann man Kinder noch impfen?

Damit Kinder nicht unnötig oft geimpft werden müssen, gibt es heute eine Kombi-Impfung gegen die sechs Infektionskrankheiten Polio (Kinderlähmung), Diphtherie, Haemophilus influenzae Typ b, Hepatitis B, Keuchhusten und Tetanus. Die Impfung sollte bis zum zweiten Lebensjahr mehrfach wiederholt werden. Zusätzlich gibt es eine Schutzimpfung gegen Pneumokokken, die Erreger der gefährlichen Hirnhautentzündung (Meningitis), ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat. Auch bisher nicht geimpfte Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Krankheitsrisiko können nachträglich geimpft werden.

Um zusätzlich vor Rotaviren zu schützen, die im Säuglings- und Kleinkindalter eine gefährliche Durchfallerkrankung mit zum Teil lebensbedrohlichem Flüssigkeitsverlust hervorrufen können, wird darüber hinaus eine Serie von Schluckimpfungen angeboten.

Etwa ab dem ersten Lebensjahr wird dann der Beginn einer Schutzimpfung gegen die Kinderkrankheiten Mumps, Masern und Röteln empfohlen. Aufgrund größerer Impflücken in der Vergangenheit wird diese Impfung zum Teil auch für junge Erwachsene angeboten. Die Kombi-Impfung kann zusätzlich mit einer Impfung gegen Windpocken kombiniert werden. Vor der Einschulung sollte die Impfung gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten aufgefrischt werden. Danach empfiehlt die Ständige Impfkommisssion eine Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie alle zehn Jahre.

Impfung erneuern und kombinieren

Es gibt grundsätzlich für fast alle Schutzimpfungen unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten. Darüber hinaus müssen viele Wirkstoffe mehrfach in variierenden Zeitabständen verabreicht werden. Deshalb ist es wichtig, eine individuell zugeschnittene Impfberatung (zum Beispiel in der Kinder- und Jugendmedizin) in Anspruch zu nehmen. Bei den meisten Impfungen sind Auffrischungen in unterschiedlichen Lebensabschnitten erforderlich. Bei den gängigen Kinderkrankheiten spielt sich dies vor allem im Alter zwischen fünf und sechs Jahren und in einem Alter zwischen neun und 17 Jahren ab, um Neuansteckungen zu verhindern.

Für Mädchen ab 12 Jahren gibt es außerdem die Empfehlung für die HPV-Impfung, die gegen Gebärmutterhalskrebs schützen soll. Dazu kommt die saisonale Impfempfehlung bezüglich der Grippe für Menschen ab dem 60. Lebensjahr, mit chronischen Erkrankungen, sowie für medizinisches Personal. Bei Reisen empfiehlt sich eine zusätzliche Information über Reiseschutzimpfungen wie gegen Hepatitis A, FSME oder Gelbfieber.

Bekannte Nebenwirkungen

Als Nebenwirkungen werden meist lokal begrenzte Empfindlichkeiten an der Einstichstelle angeführt. Es können Rötungen, Schwellungen und schmerzhafte Verhärtungen auftreten. Daneben kann es zu grippeähnlichen Symptomen kommen, wie Fieber, Müdigkeit, Schüttelfrost und Gliederschmerzen, aber auch zu Unruhe und Schlafstörungen. In seltenen Fällen können schwere Impfkomplikationen auftreten.

Ein ursächlicher Zusammenhang ist jedoch meist schwer zu belegen. Impfschäden können in der Regel nur nachgewiesen werden, indem andere Krankheiten als Auslöser ausgeschlossen werden. Zu den Impfkomplikationen zählen neurologische Störungen wie Lähmungserscheinungen, Entwicklungsstörungen, Multiple Sklerose oder das Guillain-Barré-Syndrom, aber auch Autoimmunerkrankungen, Nervenentzündungen und chronische Erschöpfung. Impfschäden werden in Deutschland zentral dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet.

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Für und Wider

Impf-Kritiker bemängeln, dass nur ein Bruchteil der Nebenwirkungen erfasst würde und vermuten, dass es eine hohe Dunkelziffer zu den offiziell belegten Zahlen gibt. Sie fordern eine bessere Beratung in der Arztpraxis und eine verstärkte Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen, sowie von den Herstellern unabhängige Studien zur Verträglichkeit und dem Nutzen einzelner Impfstoffe.

Impf-Befürworter argumentieren, dass Impfungen zu den wirksamsten und wichtigsten präventiven medizinischen Maßnahmen gehören. Hohe Impfquoten würden nicht nur die Gesundheit des Einzelnen schützen, sondern auch die Gesamtbevölkerung vor lebensbedrohlichen Krankheiten bewahren. Erklärtes Ziel ist es dabei, einzelne Krankheitserreger regional zu eliminieren und schließlich weltweit auszurotten.

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