Bauchschmerzen gehören zu den häufigsten Schmerzsymptomen im Kindesalter. Sie können Zeichen einer schweren Erkrankung, aber auch völlig harmlos sein. Allerdings können selbst harmlose Bauchschmerzen den Alltag der Betroffenen erheblich beeinflussen.
Wenn Kinder plötzlich über heftige Bauchschmerzen klagen, muss dies in jedem Fall ernst genommen werden. Die Betroffenen sollten von ihrem Kinderarzt oder einem Spezialisten für den Magen-Darm-Trakt (Gastroenterologen) auf organische sowie psychisch-psychiatrische Ursachen hin untersucht werden. Als Ursachen kommen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ebenso in Frage wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten, funktionelle Darmerkrankungen oder auch bösartige Darmerkrankungen wie Tumore.
Statistik
Eine Querschnittserhebung an 14836 Kindern und Jugendlichen hat ergeben, dass 20 Prozent aller Kinder im Alter von drei bis siebzehn Jahren in einem Dreimonatsintervall über Bauchschmerzen klagen. Damit sind Bauchschmerzen bei jüngeren Kindern die häufigste Schmerzursache, bei Jugendlichen finden sich vor Bauchschmerzen jedoch Kopfschmerzen als häufigstes Schmerzsymptom.
Die abdominelle Migräne
Wenn organische Ursachen ausgeschlossen werden können und die Bauchschmerzen als Leitsymptom mit Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und Blässe einhergehen, kann es sich um eine seltene Form einer Migräne handeln. Bei dieser verlagert sich der Schmerz in den Bauch. Mediziner sprechen dann von einer sogenannten abdominellen Migräne. Hierbei treten ganz plötzlich Bauchschmerzattacken auf. Diese können eine Stunde bis hin zu mehreren Tagen anhalten. In welchen Abständen die abdominelle Migräne auftritt ist von Patient zu Patient unterschiedlich.
Die abdominelle Migräne ist selten und betrifft nach offiziellen Schätzungen etwa ein bis vier Prozent aller Kinder, wobei Mädchen häufiger betroffen sind als Jungen. Diese spezielle Form einer Migräne betrifft besonders häufig Kinder von Müttern und Großmüttern, die an Kopfmigräne leiden.
Erkennen und behandeln!
Gesichert gilt die Diagnose, wenn die Symptome innerhalb von zwölf Monaten zweimal oder häufiger auftreten und organische Ursachen ausgeschlossen werden können. Der genaue Wirkmechanismus der abdominellen Migräne ist bislang nicht geklärt, doch das zyklische Auftreten lässt vermuten, dass ähnliche Ursachen wie bei der Kopfmigräne zu Grunde liegen.
Fest steht, dass die abdominelle Migräne durch bestimmte Trigger, wie beispielsweise Schulstress, unregelmäßige Schlafenszeiten oder auch grelles Licht hervorgerufen werden können. Auch wenn sie vollkommen harmlos ist, ist der Leidensdruck für die betroffenen Kinder groß und geht bei vielen mit hohen Fehlzeiten in Kindergarten und Schule einher.
Wandern oder verschwinden? Beides möglich!
Die Praxis zeigt, dass eine medikamentöse Schmerztherapie bei der abdominellen Migräne so gut wie keine Wirkung zeigt. Doch es gibt andere, relativ einfache Therapiemöglichkeiten. An erster Stelle steht die Aufklärung der betroffenen Kinder sowie deren Eltern über die Harmlosigkeit der abdominellen Migräne. Denn nicht selten leiden Betroffene oft über einen längeren Zeitraum, bis die korrekte Diagnose gestellt ist. Ein weiterer Therapiebaustein ist ein sogenanntes Schmerztagebuch. Dies hat sich dahingehend bewährt, dass spezielle Trigger für die Bauchschmerzattacken erkannt werden können. Allein das Wissen um diese Trigger führt in der Praxis zu einer Verbesserung der Symptome. Auch verschiedene Entspannungsverfahren, wie zum Beispiel eine Fantasiereise durch den eigenen Körper, können sich positiv auf die Symptome der abdominellen Migräne auswirken.
Leider besteht die Möglichkeit, dass sich die Bauchschmerzen in den Kopf verlagern und damit zu einer Kopfmigräne führen. Diese lässt sich jedoch, anders als die abdominelle Migräne, gut mit Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen behandeln. Es bleibt die Hoffnung, dass die Symptome in der Pubertät ganz verschwinden. Dies ist immerhin bei jedem zweiten Jugendlichen der Fall.
Weitere Informationen erhalten Sie auch bei der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e.V..