Die Elektrokrampftherapie, auch Elektrokonvulsionstherapie (EKT) genannt, wird bei mittelschwer und schwerst depressiven Patienten angewendet. Patienten, die unter einer mittelschweren Depression leiden, werden in der Regel zuvor mit anderen Therapiemethoden behandelt. Dazu gehören die Gabe von Antidepressiva sowie die Begleitung durch einen Psychotherapeuten. Der Einsatz einer Elektrokrampftherapie kommt erst infrage, wenn beide Wege nicht zum Ziel führen und sich der depressive Gesundheitszustand des Patienten nicht bessert.
Bei schwerstdepressiven Patienten, die durch ihre Depression selbstgefährdet sind, kann die EKT unter Umständen auch sofort, das heißt ohne vorige Psychotherapie und Gabe von Antidepressiva angewendet werden. Hier stellt sie – laut Bundesärztekammer – für bestimmte psychiatrische Erkrankungen die „bestmögliche Behandlung“ dar. Generell gilt: Je schneller depressive Patienten, die für eine EKT infrage kommen, damit behandelt werden, desto höher stehen ihre Chancen auf Heilung bzw. eine Besserung der Symptome.
Durchführung der Therapie
Zu Beginn der Behandlung bekommen die Patienten zwei bis drei Mal wöchentlich eine Elektrokrampftherapie. Die Behandlung dauert insgesamt rund 20 Minuten – von der Vorbereitung bis zum vollständigen Erwachen aus der Narkose. Die eigentliche Behandlung wird von Psychiatern durchgeführt. Außerdem ist noch ein Anästhesist anwesend, der für die Kurzzeitnarkose sowie die Muskelrelaxation des Patienten zuständig ist. Ein Krankenpfleger oder eine Krankenpflegerin führt eine Masken-Beatmung beim Patienten durch, während sich dieser in Vollnarkose befindet.
Während der 20-minütigen Behandlung bekommen die Patienten zunächst einen Zugang gelegt, falls dieser während dieser behandlungsintensiven Zeit nicht bereits vorhanden ist. Im Anschluss leitet der Anästhesist per Spritze die Kurzzeitnarkose ein. Diese wirkt nur einige Minuten. Nach einer kurzen Wirkzeit wird im Anschluss das muskelrelaxierende Medikament verabreicht. Dieses Medikament sorgt dafür, dass der Patient während des Krampfanfalls völlig entspannt bleibt und sich durch den Krampf seiner Muskeln nicht verletzen kann. Ebenfalls ist sie der Grund, warum für diese Behandlung eine Vollnarkose notwendig ist, da der Patient während der Kurzzeitnarkose nicht selbstständig atmen kann.
Sind sich Psychotherapeuten und Anästhesist sicher, dass die Kurzzeitnarkose und die muskelentspannenden Medikamente wirken, wird dem Patienten ein 900 Milliampère starker Stromstoß verabreicht. Dies geschieht über ein bis zwei Elektroden, die am Kopf des Patienten angebracht sind. Während der Behandlung wird der Blutfluss eines Armes oder Beines gestaut. An den Reaktionen der Muskulatur dieser Extremität können die Psychiater so sehen, dass der Krampfanfall im Gehirn erfolgreich ausgelöst wurde. Nach 30 bis 40 Sekunden beendet das Gehirn den Anfall von selbst.
Häufigkeit und Dauer
Die wöchentlich dreimalige EKT-Behandlung ist in der Regel nur in der ersten Behandlungszeit notwendig. Die Dauer variiert individuell und hängt davon ab, wie schnell sich eine Besserung der Symptome einstellt. Nach wenigen Wochen geht die Behandlung meist in einen zweimal-wöchentlichen Rhythmus über. Oft werden 8 bis 12 Behandlungen benötigt, um eine deutliche Besserung des Gesundheitszustands zu erreichen. Danach werden die Behandlungen immer seltener, bis zuletzt nur noch sogenannte „Erhaltungs-EKTs“ (1x/Monat) durchgeführt werden. Diese erfolgen stationär oder ambulant – je nach Klinik.
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Nebenwirkungen der Therapie
Besonders bei jungen Patienten kann es zum Auftreten von Kopfschmerzen unmittelbar nach der Behandlung kommen. Diese verschwinden in der Regel noch am selben Tag durch die Gabe eines gewöhnlichen Kopfschmerzmittels. Auch kann es zu Muskelkater in der Extremität kommen, die während des Krampfanfalls gestaut war, das heißt die während des Anfalls gekrampft hat.
Besonders bei älteren – möglicherweise aber auch bei jüngeren – Patienten, treten Gedächtnisprobleme auf: In der ersten Zeit der Behandlung, in der die Patienten drei Mal wöchentlich eine Elektrokrampftherapie erhalten, kann es zu bleibenden, teilweise vollständigen Gedächtnisverlusten kommen. Diese Gedächtnisverluste beschränken sich ausschließlich auf die Zeit und das Geschehen während der ersten Behandlungen. Mögliche weitere Gedächtnisprobleme, die in dieser Zeit auftreten, bessern sich in der Regel nach etwa einer Woche wieder. Das Langzeitgedächtnis bleibt von der Behandlung unberührt.