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Blinddarmentzündung ohne OP?

Antibiotika als Alternative nur in Ausnahmen möglich

Frau hält sich den Bauch.

Boulevardmedien berichten immer wieder über die Möglichkeit, eine Blinddarmentzündung durch Antibiotika heilen zu können. Doch stimmt diese Aussage auch? Tatsächlich macht diese Vorgehensweise nur in bestimmten Fällen Sinn.

Datum:
18.02.2019
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) zählt zu den häufigsten Notfällen in der Kindermedizin und führt zu einer der häufigsten Operationen im Kindesalter: der Blinddarmentfernung.

Blinddarmentzündung - von harmlos bis lebensgefährlich

Es gibt verschiedene Arten, angefangen bei einer eher harmlosen Blinddarmreizung über den akut entzündeten Wurmfortsatz, bis hin zum durchgebrochenen Blinddarm, bei dem es zu einer gefährlichen Bauchfellentzündung kommen kann. Dann wird eine Not-Operation notwendig, sonst kann die Situation lebensbedrohlich werden.

Eine weitere besondere Form ist die gedeckt perforierte (durchgebrochene) und abszedierte Appendizitis. Hierbei ist der Blinddarm zwar durchgebrochen, aber die Entzündung bleibt lokal begrenzt, der Eiter ist abgekapselt in einem Abszess. Die Problematik hier: Es ist Darmwand involviert. Eine operative Entfernung des Abszesses ist in dem Fall kompliziert und riskant. Bei einer OP könnte die Darmwand verletzt werden oder der Abszess aufbrechen.

Antibiotika keine generelle Alternative

Immer wieder taucht in den Schlagzeilen auf, dass eine Blinddarmentzündung auch mit Antibiotika behandelt werden und Kindern somit die Operation erspart bleiben könnte. Studien aus Skandinavien haben sich mit dieser konservativen, medikamentösen Behandlungsmethode beschäftigt. Untersucht wurden 50 Kinder in zwei Gruppen – die Hälfte wurde mit Antibiotika therapiert, die andere Hälfte operiert. Zunächst zeigten sich teilweise auch bei der konservativen Therapie Behandlungserfolge, so war sie in mehr als der Hälfte der Fälle erfolgreich. Eine Ende 2018 veröffentlichte Kontrollstudie nach fünf Jahren brachte allerdings das Ergebnis, dass knapp 40 Prozent der mit Antibiotika therapierten Kinder, bei denen die Blinddarmentzündung zunächst abklang, in der Folge dann doch noch operiert werden mussten. Ein Großteil von ihnen sogar im ersten Jahr nach der konservativen Therapie.  

Hinzu kommt, dass bei der Studie ein starkes Breitbandspektrumantibiotikum eingesetzt wurde, das eine vergleichsweise hohe Nebenwirkungsrate hat und auch nicht für Kinder in jedem Alter zugelassen ist. Als Nachteil der konservativen Therapie kann zudem angesehen werden, dass die Kinder länger im Krankenhaus bleiben mussten als bei einer Operation. Denn die Antibiotikagabe erfolgt intravenös und die Kinder müssen unter Beobachtung bleiben. Der mögliche Rückgang der Entzündung muss ständig kontrolliert werden, auch die Entzündungswerte im Blut.

OP bleibt Standardempfehlung

In der Praxis der deutschen Kindermedizin bedeutet die Blinddarmentzündung meist nicht mehr die möglichst schnell durchgeführte Not-OP. Bei beginnender Blinddarmreizung ist die Antibiotikagabe durchaus eine erste Option.

Doch bei einer akuten ausgeprägten Blinddarmentzündung wird die Gefahr des drohenden Blinddarmdurchbruchs in den meisten Fällen als zu hoch für die betroffenen Kinder eingestuft. Aus diesem Grund und angesichts der weiteren genannten Gründe bleibt die Operation bei akut entzündetem Blinddarm bei Kindern die Standardempfehlung.

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