"plan b" ist dabei, wenn das erste Wasserstoffflugzeug zu einem Testflug abhebt und wie in der Schweiz eine Wasserstoffinfrastruktur aufgebaut wird. Und zeigt, was jeder in Deutschland tun kann, um zu Hause das ganze Jahr über die eigene Solarenergie zu nutzen.
Einen langen Atem brauchen die Visionäre in der Wasserstoffbranche. Die meisten tüfteln schon seit Jahrzehnten an ihren Innovationen, wie Zeyad Abul-Ella. Er will "den Gebäudesektor revolutionieren". Denn der ist einer der größten fossilen Energiefresser. Mit seinem Team von HPS hat der gelernte Bauingenieur einen Stromspeicher entwickelt, der überschüssige Solarenergie das ganze Jahr über speichert – dank Wasserstoff. Der heißt dann "grüner Wasserstoff", weil er im Gegensatz zu "grauem" aus regenerativen Energiequellen wie der Sonne stammt.
Die eigentlichen Pioniere sind für Abul-Ella aber seine Kunden, wie zum Beispiel eine Familie bei Rostock, die sich den Stromspeicher installieren lässt, um damit klimaneutral und unabhängig zu sein. "Damit nachhaltige Lösungen auf dem Markt eine Chance haben, braucht es solche Menschen, die davon überzeugt sind und nicht nur auf die Kosten schauen", das ist Abul-Ellas Credo.
Das Ruder in die eigene Hand nehmen und nicht darauf warten, dass die Politik etwas tut, das ist auch Martin Osterwalders Überzeugung. Zusammen mit anderen Unternehmern aus der Schweiz hat er den Förderverein "H2 Mobilität Schweiz" gegründet, um "den Klimawandel zu stoppen" und eine eigene Wasserstoffinfrastruktur für den Schwerlastverkehr aufzubauen. "Eine Herkulesaufgabe! Gerade Transport und Logistik sind für mehr als 20 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Bis unsere Lebensmittel also in den Supermarkt kommen, haben sie einen gewaltigen CO2-Fußabdruck", weiß Osterwalder, CEO des gleichnamigen Familienunternehmens.
Jahrzehntelang hat es Geschäfte mit Benzin, Diesel und Co. gemacht, nun will der Junior auf Wasserstoff umrüsten. "Aber das muss sich auch rechnen, um eine Chance zu haben." Das Start-up "H2 Energy" ging in Vorleistung, hat selbst Wasserstofftrucks in Asien bestellt. So wurde die Schweiz zur Testregion für die Lkw-Hersteller. Die ersten fahren schon auf den Straßen, schaffen aber auch neue Herausforderungen: "Für die Trucks brauchen wir viel mehr grünen Wasserstoff." Den wollen sie regional erzeugen, zum Beispiel im Wasserkraftwerk Kubel, das gerade mit einem Elektrolyseur umgerüstet wird. Läuft alles nach Plan, soll im Spätsommer 2022 die erste Charge "grüner Wasserstoff" an die Tankstellen gehen.
Von dieser Infrastruktur kann Josef Kallo auf dem Flughafen in Friedrichshafen nur träumen. Den "grünen Wasserstoff" haben sie in Tanks eigens anliefern müssen. Vollgetankt kann das erste Wasserstoffflugzeug, die "HY4", theoretisch 1500 Kilometer fliegen. Noch ist es ein Viersitzer, Kallos Ingenieure tüfteln aber schon an einem 40-Sitzer. Mit dem Testflug von Friedrichshafen zurück zum Heimatflughafen Stuttgart sammeln sie auch wertvolle Daten dafür. Kallo und seine junge Crew teilen eine gemeinsame Vision: "Irgendwann wollen wir alle mit Wasserstoff emissionsfrei in den Urlaub fliegen." Die Wasserstoffrevolution ist also in vollem Gange.
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