Die Veröffentlichung von Martin Luthers 95 Thesen veränderte die Welt. Eine Chronologie der Ereignisse zum scrollen.
Um 1450: Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern
Ohne die Erfindung des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg, hätte Luthers Bibelübersetzung mit Sicherheit nicht so weit verbreitet und vervielfältigt werden können. 1521 soll es bereits eine halbe Million Nachdrucke der Lutherbibel gegeben haben. Außerdem war das vergrößerte Angebot an Schriften seit der Erfindung des modernen Buchdrucks für viele Menschen der Anreiz zur Alphabetisierung. Hier wird auch der Grundstein für das „Hochdeutsch“ gelegt; bisher hatten die Dialekte die Sprache im deutschen Reich dominiert. Mit Luthers Bibel wurde zum ersten Mal eine Schrift im ganzen Reich verbreitet und so auch der ostmitteldeutsche Wortschatz Luthers.
31. Oktober 1517: 95 Thesen werden veröffentlicht
Martin Luther fasst die Kritik, die er an der katholischen Kirche übt, in 95 Thesen zusammen. Die Legende besagt, dass er sie persönlich an das Hauptportal der Wittenberger Schlosskirche schlägt. Ob er das tatsächlich selbst erledigt hat - oder ein Hausmeister: Es ist heute umstritten. Die Thesen sind in lateinischer Sprache verfasst, werden dann aber an Universitäten übersetzt und im ganzen Reich verteilt.
August bis Oktober 1518: Luther soll widerrufen
Luther erhält eine Vorladung nach Rom: Der Papst muss ihm gegenüber Härte zeigen, um seine Autorität zu wahren. Zudem droht durch Luther, eine der wichtigsten Einnahmequellen der katholischen Kirche wegzufallen: Die Ablasszahlungen. Luthers Landesherr Friedrich der Weise setzt sich aber für Luther ein - schlussendlich muss der doch nicht in Rom vorstellig werden. Aber er wird nach Augsburg vorgeladen, wo Kardinal Thomas Cajetan Luther dazu bewegen will, seine Thesen zu widerrufen. Cajetan will Luther verhaften lassen, der flieht jedoch, bevor das gelingt.
15. Juni 1520: Der Papst droht mit Exkommunikation
Papst Leo stellt eine Urkunde aus, die Luther die Exkommunikation androht. Außerdem will der Papst, dass Luther keine kirchlichen Ämter mehr ausübt und Sakramente weder empfangen noch spenden darf. Am 10. Oktober trifft diese päpstliche Nachricht bei Luther ein.
Darin wird erklärt, Luther könnte den Maßnahmen entgehen, wenn er seine Thesen innerhalb von 60 Tagen widerruft. Das tut Martin Luther nicht.
Januar 1521: Bann gegen Luther angedroht
Nachdem Luther seine Thesen nicht widerrufen hat und das päpstliche Schreiben sogar verbrennt, wird der Bann gegen ihn ausgesprochen. Mit dem Verhängen des Bannes wird man aus der Gemeinschaft der Christen ausgeschlossen, gilt als rechtlos und kann jederzeit und von jedem gefangen genommen oder getötet werden.
Von dieser „Reichsacht“ bleibt Luther aber vorerst verschont: Friedrich der Weise verweist auf einen Passus, der besagt, dass niemand ohne Anhörung der Reichsacht verfallen dürfe. Also wird eine Anhörung geplant.
18. April 1521: Der Reichstag in Worms
Luther spricht auf dem Wormser Reichstag, auf dem entschieden werden soll, ob er der Reichsacht verfallen soll. Er macht klar, dass er seine Thesen nicht widerrufen wird. Luther werden daraufhin drei Wochen Zeit gegeben, um seine Heimreise anzutreten, danach soll er als vogelfrei erklärt werden.
Luther in Worms
Auf dem Reichstag in Worms soll Luther die bekannten Worte gesprochen haben, die es heute auf Tassen und als Socken zu kaufen gibt. Dabei hat der Reformator sie so nie gesagt. Seine Sätze waren wohl sperriger - aber inhaltlich trifft die berühmt gewordene Aussage trotzdem exakt, was Luther dachte.
4. Mai 1521: Luther wird entführt
Luthers Wagen wird auf seiner Heimreise überfallen – sein Schutzherr Kurfürst Friedrich hat den Überfall in Auftrag gegeben. Luther wird aus der Kutsche gezogen und entführt und auf die Wartburg gebracht. Hier ist er erst einmal in Sicherheit.
1521 - 1522: Luther übersetzt die Bibel
Martin Luther nennt sich nun Junker Jörg. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen übersetzt Luther das Neue Testament von seinem griechischen Urtext ins Deutsche. Auch versucht er die Bibel verständlicher zu machen, indem er die Schrift in den Alltag und die Lebenswirklichkeiten der Menschen überträgt. Dass er bei der Übersetzung dem "Volk aufs Maul geschaut" hat, ist sprichwörtlich geworden. Seine Übersetzung ist nicht die erste, aber die erste, die durch Gutenbergs Druckerpressen zum Bestseller wird.
1524 - 1525: Bauern begehren auf
In ganz Deutschland kommt es nach und nach zu Bauernaufständen. Sie resultieren aus der großen Unzufriedenheit des dritten Standes in der Gesellschaft, insbesondere wegen den hohen Abgaben, die sie zu zahlen haben. Die Bauern haben sogar ihr eigenes Programm, die sogenannten „Zwölf Artikel“: Sie beinhalten Forderungen wie „Jede Gemeinde soll ihren Pfarrer selbst wählen dürfen“. Aber auch Themen wie die Abschaffung der Leibeigenschaft werden darin angesprochen. Die Bauern berufen sich bei ihren Forderungen auf Luther, der sich jedoch von der Bewegung distanziert. Insbesondere als die Gewaltbereitschaft der Bauern wächst, wendet sich Luther gegen die Bauern. Das „Blutbad von Frankenhausen“ wird am 15. Mai 1525 zur Entscheidungsschlacht in den Bauernkriegen, in der die Bauern dem Heer der Fürsten unterliegen.
Ab 1525: Evangelische Alltagswelt
Langsam entwickelt sich eine evangelische Alltagswelt: Die Gläubigen dürfen sich nun auf Kirchenbänke setzen, um ihre Aufmerksamkeit ganz der Predigt widmen zu können. Die Lieder im Gottesdienst werden auf Deutsch gesungen – und die Gemeinde singt mit. Ein Novum: Viele der Lieder, die damals komponiert werden, gehören bis heute zu den Lieblingsliedern evangelischer Gemeinden.
Sachsen, Brandenburg, Pommern und Hessen sind fast vollständig protestantisch, das fränkische Gebiet sowie Württemberg zu großen Teilen.
1546: Der Gegenschlag
Der katholische Kaiser Karl V. zieht gegen das Verteidigungsbündnis der protestantischen Fürsten und Städte, den Schmalkaldischen Bund, in den Krieg.
Das Heer Karls siegt in der Schlacht bei Mühlberg im April 1547 über die Protestanten – es scheint das Ende der Reformation gekommen zu sein.
1555: Der Augsburger Religionsfriede
Bei Verhandlungen in Augsburg wird beschlossen, dass Protestanten nicht mehr reichsrechtlich als zu verfolgende Ketzer angesehen sind. Die lutherische Konfession wird anerkannt. Es gilt: „Cuius regio, eius religio“. Der Landesherr entscheidet, welche Konfession künftig auf seinem Territorium gelten soll. Wer dieser Religion nicht angehört oder nicht konvertieren will, der muss auszuwandern. In den überwiegend evangelisch gewordenen Städten wird der katholischen Minderheit jedoch garantiert, dass sie ihre Religion weiterhin ausüben darf. Aufgrund dieser Regelungen spricht man heute vom „Augsburger Religionsfrieden“. Streit und Kriege zwischen den Konfessionen hat es in der Folge trotzdem immer wieder gegeben.