Am 12. Mai 1965 haben Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen aufgenommen. Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern hat sich seitdem sehr verändert. Während der erste deutsche Botschafter in Israel beim Amtsantritt noch mit Steinen beworfen wurde, sind die Beziehungen heute durchaus freundschaftlich gefestigt.
Doch normal ist es nicht, das deutsch-israelische Verhältnis. Der Massenmord an über sechs Millionen Juden während der Hitler-Diktatur in Deutschland prägt auch heute noch die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Beide Regierungen arbeiten ständig an der Zusammenarbeit. So fanden 2008 zum ersten Mal deutsch-israelische Regierungskonsultationen statt: Angela Merkel und ihr Kabinett reisten nach Jerusalem und trafen israelische Regierungsmitglieder zum Austausch.
Zwei jahre später erfolgte der Gegenbesuch in Berlin - und der damalige israelische Premierminister Benjamin Netanjahu beschrieb die Begegnung anschließend als ein "sehr freundschaftliches Treffen". Schon 1949 bemühte sich Bundeskanzler Konrad Adenauer um erste Annäherungen. Er erklärte öffentlich, dass die moralische Wiedergutmachung an Israel und den Juden Teil des rechtsstaatlichen Wiederaufbaus von Deutschland sei.
Schwierige Anfänge
Erste Kontakte wurden dennoch eher vorsichtig aufgebaut, denn unmittelbar nach dem Krieg wollte die Bundesregierung eine öffentliche Debatte über die Verantwortung Deutschlands an den Verbrechen im Nationalsozialismus vermeiden. Und in Israel lehnte man direkte Verhandlungen mit den Deutschen ab, schließlich befürchtete die israelische Regierung starke Vorbehalte der eigenen Öffentlichkeit.
1952 schloss Adenauer mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ben Gurion einen Wiedergutmachungsvertrag. In Anerkennung der deutschen Schuld verpflichtete sich die deutsche Regierung 3,5 Milliarden Mark in Form von Waren und Dienstleistungen an Israel zu liefern.
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Bruch mit arabischen Ländern
1954 wurden die wirtschaftlichen Kontakte durch die deutsch-israelische Rüstungskooperation intensiviert: Deutschland lieferte noch im gleichen Jahr zwei Patrouillenboote nach Israel. 1960 trafen sich Adenauer und Ben Gurion in New York und vereinbarten projektgebundene Kredite in Höhe von 500 Millionen US-Dollar für Israel. Schließlich erklärte die Bundesregierung am 7. März 1965, sie wolle diplomatische Beziehungen zu Israel aufnehmen. Die Knesset akzeptierte den Botschafteraustausch und zwei Monate später, am 12. Mai 1965, wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland offiziell hergestellt.
Noch am selben Tag erhielt die Bundesregierung eine Mitteilung aus Bagdad, in der der Irak bekannt gab, seine Beziehungen zu Bonn abzubrechen. Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien und Kuwait schlossen sich an. Marokko, Tunesien und Libyen zogen ihre Botschafter aus Deutschland zurück. Die arabischen Staaten drohten zudem mit der Anerkennung der DDR. Dennoch trat Rolf Pauls seinen Dienst als deutscher Botschafter in Israel an, sein Amtskollege Asher Ben Nathan kam als erster israelischer Botschafter nach Bonn.
Steinwurf auf Deutschen Botschafter
Als Rolf Pauls jedoch in Israel ankam, flogen zur Begrüßung Steine auf sein Auto, war Pauls doch ein ehemaliger Wehrmachts-Major. Doch die Beziehung zwischen Deutschen und Israelis festigte sich: 1966 besuchte Altbundeskanzler Konrad Adenauer Israel. Und 1967 kam Ben Gurion nach Deutschland - der Anlass war jedoch ein trauriger: Gurion nahm an Adenauers Begräbnis teil. Bereits zwei Jahre später erklärte Willy Brand, dass sich die Beziehung zu Israel nicht von der zu einem anderen Staat unterscheiden würde. Um dies zu beweisen, forderte die Bundesregierung Israel auf, sich aus den eroberten Gebieten, die während des Sechs-Tage-Kriegs gegen Ägypten, Syrien und Jordanien besetzt wurden, zurückzuziehen.
Durch den Amtsantritt des rechtsgerichteten Ministerpräsidenten Menachem Begin wurde die Siedlungspolitik Israels verstärkt. Damit erreichte die Beziehung der Bundesrepublik zu Israel ihren Tiefpunkt. Erst unter der Regierung von Helmut Kohl besserte sich das Verhältnis der beiden Staaten, hauptsächlich weil die deutsche Regierung weniger Kritik an Israel übte.
Keine Normalität
Heikle Vorfälle gab es dennoch immer wieder, so auch im Februar 2000: Beim Israel-Besuch des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau hatten mehrere Abgeordnete des israelischen Parlaments zu einem Boykott aufgerufen, falls Rau vor der Knesset seine Rede auf Deutsch halten würde. Auch Jahrzehnte nach dem Holocaust sei es nicht angemessen, dass ein deutscher Politiker im israelischen Parlament Deutsch spreche, so die Begründung. Rau tat es trotzdem und wurde für seine umsichtigen Worte gelobt. Doch einige Abgeordnete machten ihre Drohung wahr und verließen das Parlament. Auch beim Besuch von Bundespräsident Horst Köhler fünf Jahre später blieben einige Ränge im israelischen Parlament leer.
Besondere Beziehungen statt normale - auch Kanzlerin Angela Merkel wird nicht müde die besondere Verantwortung von Deutschland für Israel zu betonen. Als Guido Westerwelle im November 2009 - damals Außenminister - nach Israel reiste, schrieb er ins Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem: "Wir werden nicht vergessen. Unsere Verantwortung bleibt - und unsere Freundschaft wächst." Und als der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff als erster deutscher Präsident, der nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde, Yad Vashem besuchte, brachte er seine junge Tocher Annalena mit. Wulff wollte betonen, dass die bleibende Verantwortung Deutschlands von Generation zu Generation weitergegeben werde.