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Auf dem 40. Filmfest München 2023 wurden insgesamt sechs ZDF-Koproduktionen ausgezeichnet. Der ARRI-Award ging an Les filles d'Olfa (ZDF/ARTE) von Kaouther Ben Hania als bester internationaler Film im Wettbewerb CineMasters. Fossil (ZDF/Das kleine Fernsehspiel) von Henning Beckhoff erhielt den FIPRESCI-Preis als bester Film in der Reihe Neues Deutsches Kino. Mit dem Publikumspreis wurde Fallende Blätter (ZDF/ARTE) von Aki Kaurismäki gewürdigt. Drei weitere ZDF-Koproduktionen wurden mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino im Rahmen des Filmfest München ausgezeichnet.
Drei Auszeichnungen für ZDF-Koproduktionen beim Förderpreis Neues Deutsches Kino
Den Förderpreis Neues Deutsches Kino gewann in der Kategorie "Beste Regisseurin" Sylvie Michel mit ihrem Film More Than Strangers (ZDF/ARTE). Uschi Feldges sicherte sich den Preis in der Kategorie "Produzentische Leistung" für ihr Drama Leere Netze (ZDF/Das kleine Fernsehspiel/ARTE). Das "Beste Drehbuch" ging an Merle Grimme für Clashing Differences (ZDF/Das kleine Fernsehspiel/ARTE).
Der Förderpreis Neues Deutsches Kino zählt zu den wichtigsten Nachwuchsauszeichnungen in Deutschland. Mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 70.000 Euro, gestiftet von den drei Partnern DZ Bank AG, Bavaria Film und Bayerischer Rundfunk, werden die besten Nachwuchsleistungen in Spielfilmen in vier Kategorien (Regie, Produktion, Drehbuch und Schauspiel) ausgezeichnet.
Die ausgezeichneten ZDF-Koproduktionen im Detail
Les filles d'Olfa (ZDF/ARTE)
Der halbdokumentarische Film von Kaouther Ben Hania erzählt von Gewalt und Traumata, aber auch von Lebensmut und der Stärke von Frauen in Tunesien während des Arabischen Frühlings.
Der Film von Kaouther Ben Hania sei in vielerlei Hinsicht herausragend, so die Jury. "Er erzählt die bewegende Geschichte von Olfa, einer alleinerziehenden Mutter, die vier Töchter im Tunesien der Jahrtausendwende großzieht. Dabei erinnern sich die Frauen an ihre Geschichten und lassen sie wieder aufleben, wodurch sich das Panorama einer Gesellschaft im Umbruch eröffnet. Und nur selten hat man in einem Film eine so schonungslose Ehrlichkeit gesehen. Es ist der Mut der Protagonistinnen, sich dieser Filmemacherin anzuvertrauen. Und es ist der Mut der Filmemacherin, diese berührende und komplexe Geschichte auf ihre ganz eigene Art zu erzählen. Ein Film im Film, der die Schrecken der Vergangenheit erst durch seine Abstraktion erträglich macht. Zugleich aber versprüht 'Les filles d'Olfa' Hoffnung, Humor, Wärme und Menschlichkeit.
Fossil (ZDF/Das kleine Fernsehspiel)
Ein Tagebauarbeiter weigert sich, den bevorstehenden Kohleausstieg zu akzeptieren. Er will keine Veränderung. So beginnt ein letzter Kampf – gegen seinen Chef, gegen die Öko-Aktivisten, gegen seine Familie.
Die Jury vergebe den Preis an "Fossil" von Regisseur Henning Beckhoff für seine bemerkenswerte Fähigkeit, soziale Brennpunkte – die Verknüpfung der Themen Arbeiterklasse, familiäre Generationenkonflikte und Umweltaktivismus – mit ironischem situativem und visuellem Humor und einer satirischen und dennoch einfühlsamen Sicht zu vermitteln. "Dieser Film zeigt einen stacheligen und manchmal unsympathischen Protagonisten mit großer Zärtlichkeit und überraschender Intimität. Die postindustrielle Landschaft der Bergbauregion, die der Regisseur in Szene setzt, ist einzigartig und doch universell", so die Jury.
Fallende Blätter (ZDF/ARTE)
Der Film, Teil der "Working Class-Trilogie" von Aki Kaurismäki, erzählt mit großer Wärme die Geschichte eines schüchternen Arbeiters und einer nicht minder zurückhaltenden Supermarktangestellten, deren Liebe weder von Unfällen und Alkoholismus noch von verlorenen Adressen und verlorenen Anstellungen aufzuhalten ist.
More Than Strangers (ZDF/ARTE)
Fünf Fremde unterschiedlicher Nationalitäten teilen sich über Car Sharing eine Fahrt von Berlin nach Paris. Sie alle haben nur eine gemeinsame Erwartung an die Reise: entspannt und günstig an ihr Ziel zu gelangen. Als sich herausstellt, dass ein Passagier ein ernsthaftes Problem hat, das sie alle in Schwierigkeiten bringen könnte, wird die Fahrt ein wenig komplizierter.
Die Inszenierung von Regisseurin Sylvie Michel liefere einen humorvollen Einblick in die kleinen und großen menschlichen Tragödien, so die Jury. "Durch klar gesetzte, bewusst zurückgenommene Gestaltung und die feine Inszenierung werden die Figuren zu Menschen und Freunden, die uns auf eine Reise zwischen Recht und Unrecht mitnehmen."
Leere Netze (ZDF/Das kleine Fernsehspiel/ARTE)
Um genug Geld für die Hochzeit mit seiner Geliebten Narges zu verdienen, schließt sich der junge Iraner Amir einer Gruppe Wilderer an. Stück für Stück gerät er in eine kriminelle Parallelwelt, die auch seine Beziehung zu Narges gefährdet.
Abseits der üblichen Bilder und Schlagzeilen, die in der westlichen Welt mit dem Iran in Verbindung gebracht würden, erzählt der Film eine ungewöhnliche Fluchtgeschichte in Romeo- und-Julia-Form, würdigt die Jury Uschi Feldges produzentischen Wagemut. "Der Film ist ein gelungener Perspektivwechsel in der Erzählung, im Cast und Setting", so die Jury. Uschi Feldges schaffe mit "Leere Netze" eine hoffnungsvolle und spannende Reise.
Clashing Differences (ZDF/Das kleine Fernsehspiel/ARTE)
Um nicht gecancelt zu werden, muss der Verein House of Womxn sein geplantes Panel für die internationale Frauenkonferenz schnellstmöglich nach den Regeln der Diversity-Checkliste anpassen. In der Folge kommt es zum Zusammenprall ihrer sehr unterschiedlichen Gäste.
Die Jurybegründung: Auf eine humoristische Art und Weise spiegele das mutige Drehbuch von Merle Grimme den Zustand und den Umgang der Filmindustrie mit dem Thema Diversität auf Sein, Schein und Realität wider. "Wir freuen uns über 'Clashing Differences', diese ungewöhnliche Form der satirischen Erzählung, die mit den Strukturen der Ungleichheit in unserer Filmbranche brechen möchte." -
Für ihren Text "Das Alphabet der sexualisierten Gewalt“ erhielt die Schweizerin Laura Leupi den mit 7. 500 Euro dotierten 3sat-Preis bei den 47. Tagen der deutschsprachigen Literatur, die vom 28. Juni bis 2. Juli 2023 in Klagenfurt stattfanden.
"Eindringlich und eindrücklich, schonungslos und aufrichtig, mutig und klug greift sie ein brennendes Thema auf und nähert sich ihm auf vielen Wegen und vielen verschiedenen Formen“, begründet der Schweizer Literaturwissenschaftler Thomas Strässle die Entscheidung.
"Es ist der Versuch, einem Geschehen eine erzählerische Form zu geben, das an die Grenzen der Sagbarkeit stößt oder überhaupt jenseits davon liegt. Und es ist der Versuch, ein großes Schweigen gerade nicht zu brechen, sondern in seiner tosenden Stille hörbar zu machen." Laura Leupis Text sei das Gegenteil einer Storyline, er sei eine Suchbewegung, die Spuren liest und Spuren hinterlässt. Sie habe Jury und Publikum in Klagenfurt gleichermaßen überzeugt und mit ihrem Text und ihrer Performance "Das Alphabet der sexualisierten Gewalt“ begeistert, so Thomas Strässle.
Die 3sat-Preisträgerin Laura Leupi wurde 1996 in Zürich geboren. Sie arbeitet als Kulturjournalistin und fürs Theater, schreibt Prosa- und Performancetexte, auch in verschiedenen Kollektiven. -
Bei der Verleihung des Deutschen Dokumentarfilmpreises am 30.6.2023 in Stuttgart wurden zwei Koproduktionen des Kleinen Fernsehspiels ausgezeichnet.
Der Film Nasim von Arne Büttner und Ole Jacobs erhielt den mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms – Europäisches Medienforum Stuttgart e.V..
Nasim ist 38 Jahre, stammt aus Afghanistan und kam im Februar 2020 als Geflüchtete aus dem Iran über die Türkei nach Griechenland. Moria, das größte Flüchtlingslager der EU, wurde zwangsweise zum Wohnort für Nasim. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Shamsullah, ihren beiden Söhnen und der erweiterten Familie, versucht Nasim das harte Leben im Camp zu überstehen. Als in der Nacht vom 8. auf den 9. September 2020 ein Großbrand das komplette Lager zerstört, stehen Nasim und ihre Familie vor dem Nichts. Es folgen Obdachlosigkeit und Polizeigewalt. Doch Nasim kämpft weiter um ihre Zukunft. Desillusioniert von der fehlenden Hilfe der EU weigert sie sich, ihre Ohnmacht hinzunehmen und demonstriert mit anderen Frauen für ihre Freiheit und Menschenrechte.
Nasim ist eine Produktion ROSENPICTURES Filmproduktion GbR in Zusammenarbeit mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel unterstützt von der Mitteldeutschen Medienförderung. Die Redaktion hat Melvina Kotios. Die Erstausstrahlung im ZDF in der Reihe Das kleine Fernsehspiel war am 5. September 2022.
Der ebenfalls mit 3.000 Euro dotierte Publikumspreis der SWR Landesschau, gestiftet von der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) sowie der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG), geht an Generation Euromaidan - Sehnsucht nach Demokratie von Kristof Gerega.
Der Dokumentarfilm begleitet drei befreundete junge Journalist*innen und Aktivist*innen in der Ukraine, die sich zu Politiker*innen eines zerbrechlichen demokratischen Systems entwickeln. Serhij Leschtschenko, Switlana Salischtschuk und Mustafa Najjem kämpfen gegen Korruption und Oligarchen und für eine Demokratie nach westlichem Vorbild. Sie setzen sich ein für eine freie pluralistische Gesellschaft ein sowie die Rechte von Frauen und der LGBTQ-Gemeinschaft.
Generation Euromaidan - Sehnsucht nach Demokratie ist eine Produktion von Thurnfilm mit Schuldenberg Films und Weltfilm im Auftrag von ZDF/ Das kleine Fernsehspiel, gefördert durch Creative Europe MEDIA. Die Redaktion hat Christian Cloos. Der Film war am 14. November 2022 in der Reihe Das kleine Fernsehspiel zu sehen. -
Die deutsch-iranische Koproduktion Leere Netze von Regisseur und Drehbuchautor Behrooz Karamizade wurde im Offiziellen Wettbewerb des 57. Internationalen Filmfestivals Karlovy Vary (tschechisch Mezinárodní filmový festival Karlovy Vary) mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet.
Das Spielfilmdebüt von Behrooz Karamizade erzählt eine eindringliche Romeo und Julia-Geschichte über die Sehnsucht und Suche nach einer freieren Zukunft im heutigen Iran: Um genug Geld für die Hochzeit mit seiner Geliebten Narges zu verdienen, schließt sich der junge Iraner Amir einer Gruppe Wilderer an. Stück für Stück gerät er in eine kriminelle Parallelwelt, die auch seine Beziehung zu Narges gefährdet.
Behrooz Karamizade erhielt 2021 für das Drehbuch zu Leere Netze den Deutschen Drehbuchpreis.
Die Redaktion haben Christian Cloos (ZDF/Das kleine Fernsehspiel), Doris Hepp (ZDF/ARTE) und Martin Gerhard (ZDF/ARTE). Sendetermine stehen noch nicht fest. -
Die griechisch-mazedonisch-deutsche Koproduktion Hinter den Fassaden ("Behind the Haystacks" )(ZDF/Das kleine Fernsehspiel/ARTE) hat großen Erfolg bei den Hellenic Film Academic Awards 2023 in Athen gefeiert: Das Spielfilmdebüt von Asimina Proedrou wurde mit insgesamt zehn Preisen ausgezeichnet: Für den Besten Film, die Beste Regie, das Beste Drehbuch, den Besten Debütanten (Regisseur), die Beste Fotografie, die Beste männliche Hauptrolle, die Beste männliche Nebenrolle, die Beste weibliche Nebenrolle, den Besten Schnitt und das Beste Sounddesign.
Aus Angst, wegen Steuerbetruges ins Gefängnis zu müssen, beginnt ein griechischer Fischer, Migrantinnen und Migranten über einen Grenzsee nach Nordmazedonien zu schleusen, um seine Schulden begleichen zu können. Doch schon bald findet er keinen Ausweg mehr aus den Fängen der örtlichen Mafia und seine Familie beginnt, auseinanderzubrechen.
Der Film wurde im November 2022 beim Thessaloniki Film Festival uraufgeführt und gewann dort sechs Preise. Unmittelbar im Anschluss wurde er auf dem Festival in Goa/Indien als bester Debütfilm ausgezeichnet.
Die Redaktion haben Jörg Schneider (ZDF/Das kleine Fernsehspiel), Doris Hepp (ZDF/ARTE) und Martin Gerhard (ZDF/ARTE). Sendetermine stehen noch nicht fest.
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