Mann steht mit ernstem Blick in einer Kirche
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37 Grad - die Einzeldokus - Leben nach dem Missbrauch

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Dass christliche Institutionen auch Orte sexualisierter Gewalt sind, ist schon länger bekannt. Wie geht die evangelische Kirche mit den Betroffenen um?

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Leben nach dem Missbrauch
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Dass christliche Institutionen auch Orte sexualisierter Gewalt sind, ist schon länger bekannt. Wie geht die evangelische Kirche mit den Betroffenen um?

Im Januar 2024 wurde eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und der Diakonie vom unabhängigen Forschungsverbund ForuM vorgestellt. Die Studie geht aktuell von rund 2225 Fällen aus.
Stimmen diese Zahlen?

Die Dunkelziffer des Missbrauchs

Nach einer Schätzung der Forscher liegt die tatsächliche Zahl der Betroffenen deutlich höher. Ein Grund dafür: Nicht alle Landeskirchen haben vollumfänglich die geforderten Daten offengelegt. Für die Betroffenen ein Affront. Wie könnte eine für die Betroffenen gute Lösung aussehen? Was sagt die Kirche?

Von der Ohnmacht zur Stärke

Nancy Janz (44) hat als junge Frau sexuelle Übergriffe und Missbrauch in einer diakonischen Einrichtung durch einen evangelischen Jugendpastor in Niedersachsen erlebt. Das, nachdem sie schon in ihrer eigenen Familie sexualisierte Gewalt erfahren hat. "Ich war allein, haltlos, ohne Anbindung und psychisch instabil, als er mir seine Hilfe anbot." Nancy wendet sich von der Kirche ab. Doch dann kam die Wut. Inzwischen ist sie Sprecherin der Betroffenen im Beteiligtenforum der EKD. Für sie ist trotz ihrer schrecklichen Erlebnisse die Kirche immer noch ein gesellschaftlicher Ort, der viel Positives hat.

Aufarbeitung und Aktivismus

Anselm Kohn (54) und seine älteren Brüder wurden als Jugendliche von dem Stiefvater, einem Ahrensburger Pastor, belästigt und missbraucht. Dieser Täter suchte sich aber seine Opfer nicht nur unter den fünf Stiefkindern, sondern auch unter anderen jugendlichen Personen im Umfeld der Gemeinde und das über Jahre. Anselm Kohn und sein ältester Bruder Stephan haben mit anderen Betroffenen viel Aufmerksamkeit für ihre Sache erreicht. Es gab Mahnwachen, einen Verein und mediale Aktivitäten, immer mit dem Ziel, den Fall aufzuarbeiten und die Verantwortlichen, die den Täter jahrelang haben gewähren lassen, zur Verantwortung zu ziehen. Kohn sitzt zu Hause auf einem Berg von Unterlagen auch zu anderen Fällen, die das ganze Ausmaß des Missbrauchs verdeutlichen.

Trauma und späte Anerkennung des Leids

Markus Klaaßen (49) wuchs in sozial schwachen Verhältnissen am Rande von Gelsenkirchen auf. Seine Kindheit zu Hause war von Gewalt, Missachtung und Süchten der Eltern geprägt. Nachdem sein Stiefvater in Haft kam, bat seine Mutter den evangelischen Pfarrer vor Ort um finanzielle Unterstützung. Als Klaaßen als Jugendlicher zum Konfirmationsunterricht ging, erlebte er, so sagt er, durch diesen Pfarrer sexuellen Missbrauch. Hochgradig traumatisiert, verdrängte er die Missbrauchsvorfälle komplett. Viele Jahre später kam die Erinnerung zurück. Markus Klaaßen meldete die Vorfälle der Kirche. Nach einem mühsamen Prozess und einem Strafverfahren, das wegen Verjährung eingestellt wurde, erhielt er 35.000 Euro für die Anerkennung des Leids von der evangelischen Kirche. Der mutmaßliche Täter verweigerte die Aussage.

Hilfsangebote - Anlaufstellen für Betroffene:

Weisser Ring (Opfer-Telefon): 116006, Hilfe auch per Chat oder vor Ort 
Beratungsstelle Frauennotruf: 089 76 37 37 
Beratungsstelle und Krisentelefon für Frauen bei sexuellen Übergriffen und Gewalt, nach versch. Städten sortiert  
Hilfeportal Missbrauch: Beratungsstellen, Notdienste, Therapeut*innen finden
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