Schon seit neun Jahren hat die 44-Jährige dieses Ehrenamt. Sie weiß: Sprache und Bildung sind der Schlüssel für Integration, hier soll Förderung ansetzen. Im Integrationsbeirat ist die Muslimin die einzige Frau. Für Frauen wünscht sie sich mehr Unterstützung, denn die haben es in einem fremden Land anfangs oft schwer.
Dass sie beim Familiennachzug für ein Visum ein A1-Sprachniveau vorweisen müssen, findet Kirtas richtig – nicht um diesen zu begrenzen, sondern damit Frauen hier einen leichteren Start haben. Ihren eigenen Kindern hat Kiymet Kirtas oft bei der deutschen Grammatik geholfen. Auch deshalb sind ihr Sprache und Bildung wichtig: Frauen sollen ein Vorbild sein können.
Kirtas wuchs mit zwei Brüdern in der Türkei auf, besuchte dort die Grundschule. Als sie 13 ist, verließ die Familie das Dorf und kam nach Deutschland, wo der Vater als Bergarbeiter arbeitete. Deutsch konnten ihre Eltern damals wenig, Kirtas wurde zur Übersetzerin für die Familie. Ärztin oder Lehrerin wollte sie werden, Hauptschule, mittlere Reife, Ausbildung zur Krankenschwester, das wurde ihr Weg. Als die Kinder groß waren, hat sie umgeschult - zur Kauffrau im Gesundheitswesen. Sie glaubt an die Talente der Frauen und macht ihnen Mut, ihre Berufswünsche zu verwirklichen.
Jetzt arbeitet Kiymet Kirtas in einem Seniorenzentrum als Buchhalterin. Vor neun Jahren hat sie sich dazu entschieden, das Kopftuch zu tragen. Für sie gehört es zu ihrer Persönlichkeit – am Arbeitsplatz entscheidet das Wissen und nicht die Religion, sagt sie. Mit ihrem Ehrenamt will sie Lücken schließen bei der Integration ihrer Generation, den Gastarbeiterkindern.
Seit 31 Jahren lebt Kirtas in Deutschland. Wählen darf sie bis heute nicht. Sie hat sich nie für die deutsche und gegen die türkische Staatsbürgerschaft entschieden. Sie wünscht sich den Doppelpass. Als Türkin und Deutsche – so fühlt sich Kiymet Kirtas. Und so möchte sie auch leben können.
Ein Film von Vera Dallmann.