Eine Polizeiwache in der Mainzer Innenstadt. Dienstag, kurz vor 12 Uhr. Vor Oberkommissar Jochen Capalo liegen neun Stunden Streifendienst.
Zu seiner Ausrüstung gehören Pistole, Pfefferspray, Schlagstock. Ist er damit für alles gerüstet? Immerhin: seit den Anschlägen in Paris hat jedes Team eine Maschinenpistole dabei. Die Terrorgefahr ist in den letzten Monaten näher gerückt.
Erster Einsatz: Eine zersplitterte Frontscheibe. Die Besitzerin des Fahrzeugs kam vom Spaziergang zurück und rief die Polizei. Vandalismus? Jochen Capalo kommt zu einem anderen Schluß. Es war wohl ein Ast, der den Schaden verursacht hat
Ein Einsatz, der wenig Arbeit macht – Jochen Capalo und seinem Teampartner Dennis Bannert ist das recht. In ihrer Schicht erreichen sie heute nicht mal die Mindeststärke. Ein Kollege hat sich kurzfristig krank gemeldet.
Personalengpässe bei der Polizei – bundesweit ein Dauerthema. Die Gewerkschaft fordert 20.000 zusätzliche Stellen. Für Sand im Getriebe sorgt auch die überlastete Justiz. Bagatelldelikte wie dieses hier, wo Jugendliche im Verdacht stehen, ein Gewächshaus beschädigt zu haben, werden kaum noch geahndet. Auch bei schwereren Straftaten ist die Ermittlungsarbeit der Polizei immer öfter für die Katz.
Der nächste Einsatz ist weniger erfreulich. Ein wohnsitzloser Mann wurde grundlos attackiert. Als die Beamten eintreffen hat sich der Schläger schon aus dem Staub gemacht. Prügeleien bei denen auch schon mal ein Messer gezogen wird, sind an der Tagesordnung. Vor allem wenn Alkohol und Drogen im Spiel sind, sinkt die Hemmschwelle.
Pöbeleien, Beleidigungen, Spucken, Handgreiflich werden. Respekt vor der Polizei? Davon ist häufig nichts mehr zu spüren. Ein gesamtgesellschaftliches Problem, sagt Jochen Capalo. Mit den Ursachen muss sich die Politik beschäftigen. Manchmal kommt der 35 jährige an seine Grenzen. Trotzdem hält er an seinem Berufsethos fest.
Zwischenstopp auf der Wache. Die beiden Beamten halten rasch die bisherigen Ereignisse fest. Besser jetzt als nach der Schicht. Sonst geht das zu Lasten des Feierabends. Und den verbringt Jochen Capalo natürlich lieber mit Frau und Kindern, die sowieso schon oft das Nachsehen haben. Der Beruf, er fordert viele Opfer.
Trotzdem ist die Stimmung gut im Team, vielleicht deshalb, weil noch alle so jung sind. Da steckt man den Stress und die Belastungen leichter weg. An diesem Tag bleibt es recht ruhig. Noch zwei Einsätze, dann übergeben Jochen Capalo und Dennis Bannert an die Nachtschicht. Es ist kurz vor 21 Uhr. Bleiben siebeneinhalb Stunden, bis der Wecker klingelt. Morgen sind die beiden zur Frühschicht eingeteilt. Und die beginnt um 6 Uhr.
Ein Film von Ulrike Eichin