„Nach den Prognosen, die wir machen, rechnen wir mit Arbeitslosenzahlen, die nicht weit über drei Millionen hinausgehen werden“, sagte die Wirtschaftsforscherin Monika Schnitzer am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „maybrit illner“.
Im August hatte die Arbeitslosenzahl bei 2.955.000 gelegen. Schnitzer, die Professorin für komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München ist, gehört dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seit April an. Die Wirtschaft entwickle sich „sehr positiv“, konstatierte die „Wirtschaftsweise“. „Und wenn das so anhält, dann müssen wir nicht mit dramatischen Arbeitslosenzahlen rechnen.“
Mit der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes auf bis zu zwei Jahre bei sogar noch höheren Bezügen gefährdet die Bundesregierung laut Schnitzer allerdings die notwendige Modernisierung der Wirtschaft. So gebe es Branchen wie die Automobilindustrie oder den Einzelhandel, die einen bereits vor der Krise notwendigen Strukturwandel vernachlässigt hätten. Dort müssten sich Unternehmen und Angestellte „neu orientieren“.
Den Menschen in den betroffenen Branchen sei „sehr viel mehr geholfen, wenn es neue Arbeitsplätze gibt“, betonte Schnitzer. „Deswegen muss man alles verhindern, was den Strukturwandel aufhält.“
Sie sehe aktuell aber „die große Gefahr, dass man die Corona-Krise als Ausrede nutzt, um manche Rahmenbedingungen wieder zurückzudrehen“. Wenn die deutsche Automobilindustrie etwa vor einer „Deindustrialisierung“ durch Klimaschutzauflagen warne, sei das „eine Panikmache“, die „völlig unrealistisch“ sei und den notwendigen Wandel behindere.